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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Toren von Bocksburg. Als ich mich ihm näherte, hörte ich aus dem Inneren Männerstimmen und das Klappern von Geschirr. Einer der Wachsoldaten, ein Junge von ungefähr zwanzig, räkelte sich auf einem Stuhl an der Tür herum, Brot und Käse in der einen Hand und einen Krug Morgenbier in der anderen. Er blickte zu mir hinauf und bedeutete mir mit vollem Mund, ich könne passieren. Ich blieb stehen; Zorn strömte wie Gift durch meine Adern.
    »Weißt du, wer ich bin?«, verlangte ich von dem Jungen zu wissen.
    Er zuckte unwillkürlich zusammen und schaute mich dann genauer an. Offensichtlich hatte er Angst, einen niederen Adeligen beleidigt zu haben, doch ein Blick auf meine Kleidung beruhigte ihn.
    »Du bist ein Diener in der Burg. Stimmt's?«
    »Wessen Diener?«, hakte ich nach. Es war dumm, derart die Aufmerksamkeit auf mich zu lenken, doch ich konnte die Worte einfach nicht aufhalten. Waren andere vergangene Nacht auf diesem Weg gekommen und befanden sie sich noch in der Burg? Hatte ein sorgloser Wächter, Leute hineingelassen, die den Prinzen zu töten beabsichtigten? Alles schien im Augenblick möglich zu sein.
    »Nun … Ich weiß es nicht!«, platzte der Junge heraus. Er richtete sich auf, musste aber noch immer zu mir aufschauen, um mir in die Augen zu sehen. »Woher soll ich das denn wissen? Und was kümmert mich das überhaupt?«
    »Weil du den Haupteingang zur Bocksburg bewachst, du verdammter Narr. Deine Königin und dein Prinz verlassen sich auf deine Wachsamkeit. Du sollst ihre Feinde davon abhalten, einfach hineinzuspazieren. Deshalb bist du hier. Habe ich nicht Recht?«
    »Nun. Ich …« Wütend und frustriert schüttelte der Junge den Kopf, dann drehte er sich plötzlich zum Wachhaus um. »Kespin! Kannst du mal rauskommen?«
    Kespin war größer und älter als der Junge. Er bewegte sich wie ein Schwertkämpfer, und die Augen über dem verfilzten Bart blickten scharf. Damit musterte er mich, ob ich eine Bedrohung darstellte. »Was ist hier das Problem?«, fragte er uns beide. Sein Tonfall war keine Warnung, sondern eine Versicherung, dass er auch mit uns beiden zugleich fertig werden konnte, sollten wir Schwierigkeiten machen.
    Der Wachsoldat deutete mit dem Bierkrug auf mich. »Er ist wütend, weil ich nicht weiß, wessen Diener er ist.«
    »Was?«
    »Ich bin Fürst Leuenfarbs Diener«, stellte ich klar. »Und es bereitet mir Sorgen, dass die Wachen an diesem Tor offenbar nichts anderes tun, als zuzusehen, wie Leute rein und raus gehen. Ich gehe nun schon seit vierzehn Tagen in Bocksburg ein und aus, und ich bin nicht einmal angesprochen worden. Das kommt mir nicht richtig vor. Als ich vor gut zwanzig Jahren hier war, haben die Wachen ihre Aufgabe ernst genommen. Es gab eine Zeit, da …«
    »Es gab eine Zeit, da das nötig war«, unterbrach mich Kespin. »Während des Kriegs der Roten Schiffe. Aber jetzt leben wir in Frieden, Mann, und Burg und Stadt sind voller Outislander und Edelleuten aus anderen Provinzen, die uns zur Verlobung des Prinzen besuchen. Du kannst nicht von uns erwarten, dass wir sie alle kennen.«
    Ich schluckte und wünschte, ich hätte den Streit nicht begonnen, doch ich war entschlossen, ihn bis zum Ende durchzuziehen. »Es bedarf nur eines Fehlers, und das Leben des Prinzen schwebt in Gefahr.«
    »Oder eines Fehlers und ein Outislander-Edelmann ist beleidigt. Ich erhalte meine Befehle direkt von Königin Kettricken, und sie sagt, wir sollen jeden willkommen heißen und gastfreundlich sein, nicht misstrauisch und unhöflich. Allerdings wäre ich bereit, für dich eine Ausnahme zu machen.« Sein Grinsen nahm seinen Worten etwas von ihrer Schärfe, dennoch war klar, dass es ihm nicht gefiel, wie ich sein Urteil in Frage stellte.
    Ich nickte ihm zu. Ich war die Sache vollkommen falsch angegangen. Vielleicht sollte ich besser mit Chade darüber sprechen und zusehen, ob er die Wachen ein wenig wachsamer machen könnte. »Ich verstehe«, lenkte ich ein. »Nun. Ich habe mich halt nur gewundert.«
    »Wenn du das nächste Mal auf dieser großen schwarzen Stute hier raus reitest, erinnere dich daran, dass ein Mann nicht viel sagen muss, um viel zu wissen. Und wo du mich schon ans Denken gebracht hast … Wie lautet dein Name?«
    »Tom Dachsenbless. Diener von Fürst Leuenfarb.«
    »Ah. Sein Diener.« Er lächelte wissend. »Und sein Leibwächter, richtig? Ja, ich habe eine Geschichte darüber gehört. Das ist nicht alles, was ich über ihn gehört habe. Du bist nicht gerade das, was ich

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