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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Gürtel trägt. Mein hässliches Arbeitsschwert in seiner zerschlissenen Scheide hing an der Wand meiner kleinen Kammer. Ich sagte mir, dass die Männer vermutlich nur einfache Straßenräuber waren, die nach leichter Beute Ausschau hielten. Ohne Zweifel hielten sie mich für betrunken und glaubten, ich hätte sie nicht gesehen. Sobald ich Widerstand leistete, würden sie sicherlich fliehen.
    Das war jedoch nur ein schwacher Trost. Ich verspürte nicht den geringsten Wunsch zu kämpfen. Ich war des Kämpfens müde, und ich war es leid, vorsichtig zu sein. Ich bezweifelte allerdings, dass die Männer das kümmerte. Also blieb ich stehen, wo ich war, und drehte mich auf der dunklen Straße um, und stellte mich meinen Verfolgern. Ich zog mein Messer, nahm eine ausbalancierte Haltung ein und wartete.
    Hinter mir war alles still mit Ausnahme des seufzenden Windes in den Bäumen, die die Straße säumten. Irgendwann hörte ich dann auch die Brandung an den Klippen in der Ferne. Ich lauschte auf jedes Geräusch von Männern, die sich durchs Unterholz bewegten, oder auf Schritte auf der Straße, doch ich hörte nichts dergleichen. Ich wurde ungeduldig. »Kommt schon!«, brüllte ich in die Nacht hinein. »Ich habe nur wenig, was ihr mir nehmen könntet, außer meinem Messer, und das werdet ihr mit der Klinge zuerst bekommen. Lasst es uns zu Ende bringen!«
    Schweigen folgte meinen Worten, und meine Schreie in der Nacht wirkten plötzlich albern. Doch als ich gerade zu glauben begann, dass ich mir meine Verfolger nur eingebildet hatte, rannte irgendwas über meinen Fuß. Es war ein kleines Tier, schlank und schnell, eine Ratte, ein Wiesel oder vielleicht ein Eichhörnchen. Aber es war kein wildes Tier, denn es schnappte im Vorbeilaufen nach meinem Bein. Das machte mich nervös, und ich sprang einen Schritt zurück. Zu meiner Rechten hörte ich ein ersticktes Lachen. Im selben Augenblick, als ich mich in die entsprechende Richtung umdrehte und versuchte, etwas zu erkennen, hörte ich plötzlich die Stimme von jemandem ganz in meiner Nähe.
    »Wo ist dein Wolf, Tom Dachsenbless?«
    Sowohl Spott als auch Herausforderung lagen in diesen Worten. Hinter mir hörte ich Krallen im Kies: ein größeres Tier, vielleicht ein Hund, aber als ich herumwirbelte, war die Kreatur bereits wieder in der Dunkelheit verschwunden. Als das Lachen erneut ertönte, drehte ich mich wieder um. Mindestens drei Männer, sagte ich mir selbst, und zwei Geschwistertiere. Ich versuchte, nur an die Umstände des bevorstehenden Kampfes zu denken und an nichts anderes. Was diese Begegnung zu bedeuten hatte, darüber würde ich später nachdenken. Ich atmete tief und langsam und wartete auf sie. Ich öffnete meine Sinne für die Nacht und unterdrückte die Sehnsucht nach Nachtauges schärferer Wahrnehmung und dem beruhigenden Gefühl, ihn im Rücken zu wissen. Dieses Mal hörte ich das Huschen des kleinen Wesens, als es näher kam. Ich trat danach, wilder, als ich beabsichtigt hatte, aber ich streifte es nur, dann war es wieder verschwunden.
    »Ich werde es töten!«, rief ich in die Nacht, doch nur spöttisches Lachen folgte auf meine Drohung. Dann schämte ich mich für meine Wut. »Was wollt ihr von mir? Lasst mich in Frieden!«
    Der Wind trug die Echos dieser kindischen Frage zu mir herüber. Die schreckliche Stille, die darauf folgte, war der Schatten meiner Einsamkeit.
    »Wo ist dein Wolf, Tom Dachsenbless?«, rief eine Stimme, und diesmal war es die einer Frau, melodisch und mit einem lachenden Unterton. »Vermisst du ihn, Abtrünniger?«
    Die Furcht, die durch mein Blut geströmt war, wandelte sich plötzlich in eisigen Zorn. Ich würde hier stehen bleiben, und ich würde sie alle töten und ihre Eingeweide auf der Straße dampfen lassen. Meine Faust, die sich um das Messer verkrampft hatte, löste sich plötzlich wieder, und eine entspannte Bereitschaft ergriff von mir Besitz. In Kampfhaltung wartete ich auf sie. Der Angriff würde als plötzlicher Sturm aus allen Richtungen kommen; die Tiere würden mich tief angreifen und die Menschen mit ihren Waffen oben. Ich hatte nur das Messer. Ich würde warten müssen, bis sie nahe genug herangekommen waren. An eine Flucht war nicht zu denken, wenn ich wegrannte, würden sie mich von hinten packen. Es war besser zu warten. Sie sollten zu mir kommen, dann würde ich sie alle töten, jeden Einzelnen.
    Ich weiß wirklich nicht, wie lange ich dort gestanden habe. Wenn man für etwas bereit ist und gespannt wartet,

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