Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
habe, und ich schäme mich auch dafür, dass ich dir gegenüber zugeben muss, dass ich Angst habe, es ihm zu sagen. In vielerlei Hinsicht lerne ich ihn gerade erst kennen, Chade. Ich will ihm keinen Grund geben, mir zu misstrauen.« Ich rieb mir die Stirn. »Wir haben einander nicht gerade unter den besten Umständen kennen gelernt, weißt du?«
    »Ich weiß, ich weiß.« Er klopfte mir auf die Schulter. »So. Was hast du bisher mit ihm gemacht?«
    »Hauptsächlich habe ich ihn kennen gelernt. Wir haben zusammen Schriftrollen übersetzt. Und ich habe mir ein paar Übungsschwerter aus der Waffenkammer ›geborgt‹, und dann haben wir uns damit gemessen. Er ist ein guter Schwertkämpfer. Wenn die blauen Flecken, die ich dabei davongetragen habe, irgendein Hinweis sind, dann haben diese Übungen zumindest dazu beigetragen, meinen Gabenbefehl zu lockern, wenn nicht gar ihn auszuradieren.«
    »Aber du bist nicht sicher?«
    »Nicht wirklich. Wenn wir zusammen trainieren, versuchen wir nicht, einander bewusst zu verletzen. Es ist ein Spiel genau wie unsere Ringkämpfe. Allerdings habe ich auch nicht das Gefühl, dass er sich zurückhält oder mich gewinnen lässt.«
    »Nun. Du weißt, wie ich darüber denke, dass er dich für diese Art von Dingen hat: Das ist gut. Gleiches gilt für die Gabenstunden. Ich glaube, bis jetzt hat er diese etwas ›rauere‹ Gesellschaft in seinem Leben vermisst.« Chade nahm den Kessel vom Ofen und goss heißes Wasser auf seine Kräutermischung. »Ich nehme an, die Zeit wird es schon zeigen. Benutzt du überhaupt die Gabe mit ihm?«
    Ich hob die Hand unter die Nase. Der Duft aus dem Kessel trieb mir die Tränen in die Augen, doch Chade schien das nicht aufzufallen. »Ja. Wir haben ein paar Übungen gemacht, die ihm helfen sollen, seine Magie zu fokussieren.«
    »Fokussieren?« Chade legte den Deckel auf den Teekessel.
    »Wenn er die Gabe im Augenblick einsetzt, ist es, als ob er förmlich von einem Turm herunter schreit. Jeder, der aufmerksam ist, kann ihn hören. Wir versuchen, diesen Schrei so weit einzudämmen, dass er nur noch ein Flüstern ist, das ausschließlich zu mir durchdringt. Und wir arbeiten daran, dass er mir nur das sagt, was er mir auch wirklich sagen will, anstatt mir alles zu übermitteln, was ihm gerade im Kopf rumschwirrt. Also machen wir festgelegte Übungen. Ich lasse ihn versuchen, meinen Geist zu erreichen, während er gleichzeitig am Tisch sitzt und sich mit mir unterhält. Wenn er das geschafft hat, machen wir das ganze etwas schwieriger: Kann er mir übermitteln, was er gegessen hat und gleichzeitig verbergen, wer ihm dabei Gesellschaft geleistet hat? Danach setzen wir uns andere Ziele. Könnte er mich aus seinem Geist aussperren? Könnte er Mauern errichten, die ich nicht durchbrechen kann, selbst in der Nacht, wenn er schläft?«
    Chade runzelte die Stirn, nahm sich eine Tasse und wischte sie mit dem Ärmel sauber. Ich versuchte, mir ein Lächeln zu verkneifen. Manchmal, wenn wir wie jetzt allein waren, verwandelte er sich vom großen Edelmann in den aufmerksamen alten Mann, der mich mein Handwerk gelehrt hatte. »Hältst du das für klug? Ihn zu lehren, dich auszusperren, meine ich.«
    »Er muss lernen, wie man das macht. Früher oder später wird er auf jemanden treffen, der ihm gegenüber nicht so gute Absichten hat, wie ich. Im Augenblick bin ich der einzige andere Gabennutzer, mit dem er üben kann.«
    »Da ist noch Dick«, bemerkte Chade und goss sich eine Tasse Tee ein.
    »Ich denke, ein Schüler reicht mir im Augenblick«, erwiderte ich. »Hast du irgendetwas wegen Dicks Problem unternommen.«
    »Was für ein Problem?« Chade ging mit seiner Tasse zum Feuer.
    Kurz war ich besorgt. Ich versuchte, es zu verbergen, indem ich beiläufig sagte: »Ich dachte, ich hätte dir davon erzählt. Er hatte Probleme mit anderen Dienern, die ihn geschlagen und ihm sein Geld abgenommen haben.«
    »Oh. Das.« Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, als wäre das ohne Bedeutung. Erleichtert seufzte ich. Er hatte unser Gespräch also nicht vergessen. »Dick arbeitet hauptsächlich in der Küche. Ich habe mir einen Grund ausgedacht, damit der Koch ihm ein separates Quartier zuweist. Jetzt wohnt er neben der Speisekammer. Es ist klein, aber ich nehme an, das ist das erste Mal, dass er für sich alleine ist. Ich glaube, es gefällt ihm.«
    »Schön. Das ist gut.« Ich hielt einen Augenblick inne. »Hast du je darüber nachgedacht, ihn aus Bocksburg fortzuschicken? Nur bis der

Weitere Kostenlose Bücher