Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr
überließ ich sie der Obhut der Stallburschen. Plötzlich kam es mir herzlos vor, aber ich hatte keine Zeit, um mich mehr um sie zu kümmern. Ich fragte mich, was die Gescheckten wohl vorgehabt hatten. Hätte man unsere Pferde im äußeren Paddock gelassen, wären sie dann gestohlen worden? Oder Schlimmeres?
Aufmerksam schlenderte ich an jeder einzelnen Box vorbei und musterte jeden verschlafenen Stallburschen dort. Ich sah niemanden, den ich erkannte, und Lutwin lauerte weder unter der Treppe noch vor der Tür. Nichtsdestotrotz entspannte ich mich erst wieder ein wenig, als ich in Chades Turmzimmer war. Er war nicht dort, aber ich ließ einen vollständigen, schriftlichen Bericht für ihn zurück.
Am nächsten Tag diskutierten wir den Vorfall, kamen aber nicht wirklich zu einem Schluss. Er würde Laurels Leibwächter dafür tadeln, dass er sie einfach so hatte entwischen lassen. Allerdings fiel ihm keine Möglichkeit ein, ihre Sicherheit noch weiter zu erhöhen, ohne gleichzeitig ihre Bewegungsfreiheit zu beschränken. »Das würde sie ohnehin nicht mitmachen. Es gefällt ihr ja schon nicht, dass ich ihr einen Mann zugeteilt habe. Aber was kann ich denn noch tun, Fitz? Sie ist wertvoll für uns, denn vielleicht wird sie die Gescheckten aus ihren Verstecken locken.«
»Und zu welchem Preis?«, fragte ich ihn in hartem Ton.
»Der Preis wird so klein wie möglich sein«, antwortete er grimmig.
»Warum wollten sie mein Pferd und das von Fürst Leuenfarb?«
Chade hob die Augenbrauen. »Du weißt mehr über die Magie der Zwiehaften als ich. Könnten sie sie verzaubern, sodass sie euch abwerfen oder irgendwie belauschen?«
»So funktioniert die Alte Macht nicht«, antwortete ich müde. »Warum unsere Pferde? Warum nicht das von Prinz Pflichtgetreu? Fast scheint es, als wären der Narr und ich ihr Ziel und nicht der Prinz.«
Chade wirkte verlegen. Mit einem Hauch von Widerwillen in der Stimme sagte er leise: »Ein vorsichtiger Mann würde diesem Gedanken vielleicht folgen und sehen wollen, wohin er führt.«
Ich starrte ihn an und fragte mich, was der alte Assassine mir auf seine einfältige Art sagen wollte. Er kniff die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf, als bedauere er seine Worte. Kurz danach entschuldigte er sich und ging. Nachdenklich saß ich vor dem Feuer.
In den darauffolgenden Tagen war es mir viel zu unangenehm, Jinna einen Besuch abzustatten. Ich weiß, wie dumm das war, aber es war halt so. Ich hatte nicht das Gefühl, als schulde ich ihr eine Erklärung, aber ich war sicher, dass sie eine von mir erwartete. Mir fiel keine glaubwürdige Lüge ein, mit der ich hätte erklären können, warum ich Laurel im Festsitzenden Schwein umarmt hatte. Ich wollte mit Jinna überhaupt nicht über Laurel sprechen. Damit kämen wir gefährlichen Themen viel zu nahe. Deshalb besuchte ich Jinna lieber gar nicht.
Wenn ich dann doch einmal nach Burgstadt runterging, besuchte ich Harm an seiner Arbeitsstätte. Unsere Gespräche waren kurz und unbefriedigend. Der Junge schien sich durchaus bewusst zu sein, dass die anderen Lehrlinge uns beobachteten, und so sprach er zwar augenscheinlich mit mir, während er in Wahrheit jedoch den anderen seine Wut auf ihren Meister zeigte. Auch mit seinem ins Stocken geratenen Werben um Svanja war er unzufrieden. Ihr Vater tat alles, um sein Mädchen von Harm fernzuhalten, und weigerte sich, auf der Straße mit ihm zu sprechen. Ich fühlte allerdings, dass ein Teil von Harms Wut auch gegen mich gerichtet war. Er schien zu glauben, dass ich ihn vernachlässigte, aber wenn es darum ging, abends Zeit mit mir zu verbringen, zog er Svanjas Gesellschaft vor. Ich bekräftigte meinen Entschluss, es in Zukunft besser mit Harm zu machen und die Dinge mit Jinna wieder gerade zu rücken, aber irgendwie vergingen die Tage wie im Flug, und ich fand einfach nicht die Zeit dafür.
In der Burg wurden die Verhandlungen fortgesetzt, die mit der Verlobung des Prinzen in Verbindung standen. Das Winterfest kam und ging, großartiger als man es je in der Burg gesehen hatte. Unsere Outislander-Gäste genossen es in vollen Zügen. In den darauf folgenden Tagen wurden Handelsvereinbarungen diskutiert, und abends gab es Feste für die Edelleute. Puppenspieler, Barden, Jongleure und andere Schausteller aus den Sechs Provinzen hatten alle Hände voll zu tun. Die Outislander wurden zu einem vertrauten Anblick in den Hallen von Bocksburg. Einige von ihnen knüpften richtige Freundschaften, nicht nur mit
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