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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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einen Teil der Macht zu sichern. Falls es noch andere Herzöge und Edelleute gab, die ebenfalls vom Alten Blut waren, würden die Gescheckten vielleicht versuchen, sie an die Krone zu bringen. Ich fragte mich, ob die Bresingas zur Verlobung an den Hof gekommen waren. Das herauszufinden, wäre der Mühe wert. Mutter und Sohn waren eindeutig vom Alten Blut und hatten mit den Gescheckten zusammengearbeitet, als diese den Prinzen fortgelockt hatten. Würden sie jetzt eine aktivere Rolle spielen? Und wie würden die Gescheckten Kettricken davon überzeugen, dass sie ihre Drohungen ernst meinten? Wen oder was würden sie vernichten, um der Königin ihre Macht zu demonstrieren?
    Die Antwort war einfach: Tom Dachsenbless. Soweit es sie betraf, war ich nur eine Figur in einem Spiel, ein niederer Diener, aber ein unangenehmer Kerl, der einmal bereits ihre Pläne durchkreuzt und einen ihrer Anführer verstümmelt hatte. Die Gescheckten hatten sich mir vergangene Nacht gezeigt, und sie vertrauten darauf, dass ich ihre ›Botschaft‹ den Mächtigen in Bocksburg überbringen würde. Und dann, um den Weitsehern zu beweisen, dass sie verwundbar waren, würden sie mich jagen und zur Strecke bringen wie Hunde einen Fuchs. Ich würde die Lektion für Kettricken und Pflichtgetreu sein.
    Ich legte das Gesicht in die Hände. Für mich wäre Flucht die beste Lösung. Doch jetzt, da ich nach Bocksburg zurückgekehrt war, hasste ich die Vorstellung, wieder gehen zu müssen. Diese alte Burg war einst mein Heim gewesen, und seit meiner illegitimen Geburt waren die Weitseher meine Familie.
    Ein leises Geräusch erregte meine Aufmerksamkeit. Ich setzte mich auf. Durch die dicken Steinwände hindurch erreichte mich die Stimme eines jungen Mädchens. Mit vorsichtiger Neugier beugte ich mich zum Guckloch und spähte hindurch. Ich sah ein prachtvoll möbliertes Schlafgemach. Ein dunkelhaariges Mädchen stand dort mit dem Rücken zu mir. Neben dem Kamin saß ein grauhaariger alter Krieger auf einem Stuhl. Ein Teil der Narben auf seinem Gesicht war absichtlich entstanden, feine, mit Asche eingeriebene Schnitte, die die Outislander für dekorativ hielten; andere waren die Spuren harter Kämpfe. Graue Strähnen durchzogen sein Haar und seinen kurzen Bart. Er machte sich die Fingernägel mit einem Messer sauber, während das Mädchen vor ihm einen Tanzschritt einübte.
    »… und zwei zur Seite, einen zurück und umdrehen«, sang sie atemlos, während ihre kleinen Füße den Anweisungen folgten. Als sie elegant in ihrem bestickten Rock herumwirbelte, sah ich kurz ihr Gesicht. Es war Narcheska Elliania, Pflichtgetreus Zukünftige. Ohne Zweifel übte sie für den ersten gemeinsamen Tanz heute Abend.
    »Und noch einmal … zwei Schritte zur Seite und zwei zurück und …«
    »Einen Schritt zurück, Elli«, unterbrach sie der alte Mann. »Und dann umdrehen. Versuch es noch mal.«
    Sie hielt inne und sagte etwas in ihrer eigenen Sprache.
    »Elliania, üb dich in der Bauernsprache. Das gehört auch zum Tanz«, erwiderte der Mann unerbittlich.
    »Ich will aber nicht«, widersprach das Mädchen trotzig. »Ihre platte Sprache ist genauso langweilig wie dieser Tanz.« Sie ließ ihren Rock los und verschränkte die Arme vor der Brust. »Das ist dumm. All diese Schritte und dieses ständige Umdrehen … Das ist, als wären sie Tauben, die ständig mit dem Kopf vor und zurück gehen und einander picken, bevor sie sich paaren.«
    »Ja, so ist es«, pflichtete ihr der alte Mann liebevoll bei. »Und genau aus diesem Grund machen sie es tatsächlich. Jetzt noch einmal, und diesmal perfekt. Wenn du dir die Schrittfolgen einer Schwertübung merken kannst, wirst du auch hiermit zurechtkommen. Oder willst du diese hochmütigen Bauern glauben lassen, dass die Gottesrunen ihnen einen ungeschickten, kleinen Rudersklaven geschickt haben, um ihn mit ihrem hübschen Prinzen zu verheiraten?«
    Das Mädchen entblößte ungewöhnlich weiße Zähne, als sie das Gesicht zu einer Grimasse verzog. Dann schnappte sie sich wieder ihren Rock, zog ihn skandalös hoch, um zu zeigen, dass ihre Beine und Füße nackt waren und ging die Schritte noch einmal wütend schnell durch. »Zwei-Schritt – zur – Seite – und – ein – Schritt – zurück – und – drehen – und – zwei-Schritt – zur – Seite – und – ein – Schritt – zurück – und – drehen – und-zwei-Schritt …« Ihr zorniger Gesang verwandelte den eleganten Tanz in ein wildes Hüpfen. Der Mann grinste sie an,

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