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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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griff aber nicht ein. Die Gottesrunen, dachte ich bei mir selbst, und förderte wieder den vertrauten Klang dieser Worte zutage. So nannten die Outislander die verstreuten Inseln, die ihr Reich bildeten. Auf der einzigen Outislander-Karte, die ich kannte, war jedem winzigen Stück Land, das aus den eisigen Wassern ragte, eine bestimmte Runenfolge zugeordnet gewesen.
    »Genug!«, schnaubte der Krieger plötzlich.
    Das Gesicht des Mädchens war von Anstrengung knallrot, und sie atmete schnell, doch sie hörte nicht eher auf, bis der Mann aufgestanden war und sie umarmte und hochhob. »Genug, Elliania. Genug. Du hast mir gezeigt, dass du es kannst, und zwar perfekt. Lass es gut sein für jetzt. Aber heute Abend musst du der Inbegriff von Schönheit, Eleganz und Charme sein. Zeig dich als die kleine Giftspritze, die du wirklich bist, und dein hübscher Prinz wird sich eine zahmere Braut suchen. Das willst du doch nicht, oder?« Er stellte sie wieder auf die Füße und setzte sich.
    »Doch, das will ich.« Ihre Antwort kam sofort.
    Gelassen erwiderte der Krieger: »Nein, das willst du nicht … es sei denn, du willst auch meinen Gürtel auf deinem Hintern spüren, ja?«
    »Nein.« Ihre Erwiderung war wiederum so steif, dass ich sofort wusste, dass das keine leere Drohung gewesen war.
    »Nein.« Der Mann ließ das Wort wie eine Abmachung klingen. »Und ich würde es nicht genießen, das zu tun. Aber du bist die Tochter meiner Schwester, und ich werde nicht tatenlos zusehen, wie Schande über die Linie unserer Mütter kommt. Du?«
    »Ich will keine Schande über die Linie meiner Mütter bringen.« Das Kind hielt sich aufrecht und straffte die Schultern bei dieser Erklärung. Als sie fortfuhr, begannen ihre Schultern jedoch zu zittern. »Aber ich will den Prinzen nicht heiraten. Seine Mutter sieht wie eine Schneeharpie aus. Er wird meinen Bauch mit Babys voll stopfen, und sie werden alle so bleich und kalt wie Eisgeister sein. Bitte, Peottre, bring mich nach Hause. Ich will nicht in dieser großen, kalten Höhle leben. Ich will nicht, dass dieser Junge die Sache mit mir macht, von der Babys kommen. Ich will nur im Langhaus unserer Mütter leben und mit meinem Pony durch den Wind reiten. Ich will mit meinem eigenen Boot über den Sendalfjord rudern und mit meiner eigenen Ausrüstung Fischen gehen. Wenn ich erwachsen bin, werde ich meine eigene Bank im Mütterhaus haben und einen Mann, der weiß, dass es richtig ist, in einem Haus mit den Müttern seiner Frau zu leben. Ich will nur, was jedes Mädchen in meinem Alter will. Dieser Prinz will mich aus der Linie meiner Mütter reißen, so wie man einen Trieb von einer Ranke abschneidet, und ich werde hier welken und vertrocknen, bis ich in tausend kleine Stücke zerspringe!«
    »Elliania, Elliania, mein Herz, nicht!« Der Mann stand mit der Eleganz eines Kriegers auf, obwohl sein Leib kräftig und breit war, ein typischer Outislander. Er fing das Kind auf, und sie vergrub ihr Gesicht in seiner Schulter. Sie zitterte vor Schluchzen, und dem alten Krieger standen die Tränen in den Augen, während er sie in den Armen hielt. »Schschsch. Schschsch. Wenn wir klug sind und du stark und schnell bist und tanzt wie die Schwalben über dem Wasser, wird es nie dazu kommen. Niemals. Das heute Abend ist nur ein Verlöbnis, kleiner Sonnenschein, keine Hochzeit. Glaubst du wirklich, Peottre würde dich einfach hier lassen? Dummer kleiner Fisch! Niemand wird heute Nacht ein Baby mit dir machen und auch nicht in all den Nächten in den nächsten Jahren! Und selbst dann wird es nur geschehen, wenn du es willst. Das verspreche ich dir. Glaubst du etwa, ich würde Schande über die Linie unserer Mütter bringen, indem ich etwas anderes geschehen lassen würde? Dies ist nur ein Tanz. Nichtsdestotrotz müssen wir uns perfekt bewegen.« Er stellte sie wieder auf ihre kleinen nackten Füße. Dann hob er ihr Kinn und wischte ihr mit dem Rücken seiner vernarbten Hand die Tränen von den Wangen. »Ruhig jetzt. Lächele für mich. Und vergiss nicht. Den ersten Tanz musst du deinem hübschen Prinzen schenken; aber der zweite gehört Peottre. Und jetzt zeig wir, wie wir es zusammen tanzen werden, dieses dumme Bauernhüpfen.«
    Er begann unmelodiös, aber rhythmisch zu summen, und sie legte die kleinen Hände in die seinen. Gemeinsam setzten sie sich in Bewegung, sie leicht wie eine Feder, er wie ein Schwertkämpfer. Ich beobachtete ihren Tanz. Die Augen des Mädchens schauten in die des Mannes, und der Mann

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