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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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das andere Mal, indem sie schlicht um eine Ecke gegangen war. Wir hatten keine Ahnung, mit wem sie sich in der Stadt traf, oder auch nur, ob das überhaupt von Bedeutung war. Die arkane Bestrafung durch die brennenden Tätowierungen deutete auf eine Magie hin, die keiner von uns kannte. Vielleicht hätten wir uns darüber freuen sollen, dass eine unbekannte Macht sich so sehr bemühte, die Verbindung zwischen der Narcheska und Pflichtgetreu zu einem Erfolg werden zu lassen. Stattdessen zerbrachen Chade und ich uns jedoch die Köpfe über die düstere Grausamkeit des Ganzen. »Bist du sicher, dass Fürst Leuenfarb kein Licht auf die ganze Sache werfen könnte?«, verlangte Chade plötzlich von mir zu wissen. »Ich kann mich daran erinnern, dass er bei Tisch mal erwähnt hat, zum Vergnügen Geschichte und Kultur der Äußeren Inseln studiert zu haben.«
    Ich zuckte mit den Schultern.
    Chade schnaufte. »Hast du ihn schon gefragt?«
    »Nein«, antwortete ich knapp. Dann, als der alte Assassine die Stirn in Falten legte, fügte ich hinzu: »Ich habe es dir doch erzählt. Er hat sich ins Bett gelegt und kommt kaum noch raus. Selbst die Mahlzeiten lässt er sich bringen. Er hat die Vorhänge zuziehen lassen, sowohl vor den Fenstern als auch vor seinem Bett.«
    »Aber du glaubst nicht, dass er krank ist?«
    »Er hat nicht gesagt, dass er krank ist, aber zumindest lässt er die Lakaien diesen Eindruck in der Burg verbreiten. Manchmal glaube ich, dass ist der eigentliche Grund dafür, dass er Char eingestellt hat: damit der Junge an Gerüchten in Umlauf bringen kann, was Fürst Leuenfarb will. Ich glaube, die Wahrheit ist, dass er einfach nicht in die Öffentlichkeit will, solange die Bingtowner hier sind. Er hat einige Zeit dort gelebt, und da wird er sicherlich nicht als der Narr oder Fürst Leuenfarb bekannt gewesen sein. Ich glaube, er hat Angst, dass es ihn in Schwierigkeiten bei Hof bringen könnte, falls ihn einer der Bingtowner erkennen würde.«
    »Nun. Das hört sich vernünftig an; aber es ist verdammt unangenehm für mich. Schau mal, Fitz, kannst du nicht einfach reingehen und mit ihm reden? Vielleicht hat er ja eine Ahnung, ob dieser Seiden Vestrit über die Gabe verfügt oder nicht.«
    »Da er selbst nicht über die Gabe verfügt, bezweifele ich, dass er eine solche Aura von Vestrit überhaupt wahrnehmen könnte.«
    Chade stellte sein Weinglas ab. »Aber du hast ihn noch nicht gefragt, oder?«
    Ich hob mein Glas und trank einen Schluck, um einen Augenblick Zeit zu gewinnen. »Nein«, antwortete ich, als ich es wieder abstellte. »Das habe ich nicht.«
    Er blickte mich an; dann sagte er erstaunt: »Ihr Zwei habt euch aus irgendeinem Grund gestritten, nicht wahr?«
    »Ich möchte lieber nicht darüber diskutieren«, sagte ich steif.
    »Hmpf. Das ist ja wieder mal ein wunderbares Timing. Erst kommen die Bingtowner zu den Outislandern, dann beleidigst du die Menestrelle der Königin, und um dem allen die Krone aufzusetzen, hast du irgendeinen unsinnigen Streit mit dem Narren, wodurch ihr beide so gut wie nutzlos werdet.« Mürrisch lehnte er sich auf seinem Stuhl zurück, als ob wir das alles nur getan hatten, um ihn zu ärgern.
    »Ich bezweifele ohnehin, dass er irgendetwas darüber weiß«, erwiderte ich. In den vergangenen drei Tagen hatte ich es nicht über mich gebracht, mehr als ein Dutzend Worte mit dem Narren zu wechseln, aber das würde ich Chade bestimmt nicht auf die Nase binden. Sollte der Narr meine Kälte bemerkt haben, so hatte er sie ignoriert. Er hatte Tom Dachsenbless die Anweisung erteilt, alle Besucher an der Tür abzuweisen, bis er sich wieder besser fühlte, und das hatte ich auch getan. Ich verbrachte so wenig Zeit wie möglich in den Gemächern, die wir uns teilten. Doch mehrere Male, wenn ich in seine Räumlichkeiten zurückgekehrt war, fand ich Hinweise darauf, dass jemand dort gewesen war und zwar nicht nur Char, der Page. Ich war davon überzeugt, dass Jek beim Narren ein und aus ging, wenn ich nicht da war – ich hatte ihr würziges Parfüm in den geschlossenen Räumen gerochen.
    »Nun. Das mag ja sein, wie es will.« Er blickte mich mürrisch an. »Worüber ihr euch auch immer gestritten haben mögt, du solltest es besser wieder in Ordnung bringen. Du bist keinen Pfifferling wert, wenn so etwas dir unablässig im Kopf rumspukt.«
    Ich atmete tief ein, um meinen Zorn im Zaum zu halten. »Das ist nicht das Einzige, was mir in letzter Zeit im Kopf ›herumgespukt‹ ist«, rechtfertigte

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