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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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ich mich bissig.
    »Nein. Wir alle haben viel im Kopf gehabt. Was hat dein Junge gewollt, als er letztens in die Burg gekommen ist? Ist alles in Ordnung mit ihm?«
    »Nicht wirklich.« Ich war entsetzt gewesen, als einer der Küchenjungen an die Tür geklopft hatte, um mir zu sagen, dass im Küchenhof ein junger Mann nach mir gefragt habe. Ich war sofort runtergeeilt und hatte Harm im Hof gefunden. Er sah wütend und verlegen zugleich aus. Nein, er wollte nicht hereinkommen, erklärte er mir, noch nicht einmal in den Speisesaal der Wachen, obwohl ich ihm versicherte, dass das niemandem etwas ausmachen würde. In letzter Zeit waren sie es gewöhnt, mich dort zu sehen. Harm wollte nicht viel von meiner Zeit in Anspruch nehmen, denn er wusste, dass ich viel zu tun hatte. Bei diesen Worten machten sich meine Schuldgefühle wieder bemerkbar, denn ich war in letzter Zeit wirklich viel beschäftigt gewesen – zu viel, um mich richtig um ihn kümmern zu können. Als er sich schließlich dazu durchrang, mir zu erklären, dass Jinna ihn hinausgeworfen hatte und warum, war mein Entschluss bereits ins Wanken geraten.
    Er blickte an meiner Schulter vorbei und sprach in den Himmel hinein. »Da ich ja kein eigenes Geld habe, habe ich die letzten beiden Nächte geschlafen, wo immer ich Unterschlupf finden konnte; aber das kann ich nicht den Rest des Winters über so weitermachen. Also bleibt mir keine andere Wahl, als zu den anderen Lehrlingen zu ziehen. Nur … Es ist mir so peinlich, Meister Gindast darum zu bitten, nachdem er es mir so oft angeboten hat und ich abgelehnt habe.«
    Das war neu für mich. »Er hat es dir angeboten? Warum? Offenbar spart er doch eine Menge Geld, wenn er dich nicht durchfüttern muss.«
    Harm zuckte unglücklich zusammen. Er atmete tief durch. »Er bietet es mir an, wenn ich schlechte Arbeit leiste. Er sagt, wenn ich mal eine Nacht durchschlafen und mit den anderen aufstehen würde, wenn ich pünktlich zur Arbeit erscheinen und zeitig im Bett sein würde, dann würde ich auch besser zurechtkommen.« Er wandte den Blick ab. Trotz und Stolz lagen in seiner Stimme, als er hinzufügte: »Er sagt, er könne sehen, dass ich viel besser sein könnte, sehr viel besser, wenn ich morgens nicht so verschlafen wäre. Ich habe immer wieder erklärt, dass ich mir meine Zeit schon selbst einteilen könne, und das habe ich auch getan. Oh, ich bin ein-, zweimal zu spät gekommen, aber ich war jeden Tag da, seit ich nach Burgstadt gekommen bin. Jawohl.«
    Er sagte das, als würde ich daran zweifeln. Ich behielt für mich, dass ich mich tatsächlich gefragt hatte, ob er sich an die von seinem Meister festgesetzten Arbeitsstunden hielt.
    Ich ließ etwas Zeit verstreichen. »Und? Wo liegt jetzt das Problem? Da er es dir mehrere Male angeboten hat, wird er sich vermutlich freuen, wenn du es annehmen würdest.«
    Harm schwieg. Seine Ohren liefen leicht rot an. Ich wartete. Dann nahm er all seinen Mut zusammen. »Ich habe mich gefragt, ob du nicht vielleicht bei ihm vorbeigehen und ihm sagen könntest, du wärst zu dem Schluss gekommen, dass es vermutlich besser für mich sei. Das wäre schlicht einfacher … weniger peinlich.«
    Ich sprach langsam und fragte mich, ob meine Worte weise waren. »Willst du vielleicht einfach nicht zugeben müssen, dass er Recht gehabt haben könnte? Genauso wie Jinna, die dich rausgeworfen hat, weil sie keinen Ärger vor ihrer Tür haben wollte?«
    Harm lief puterrot an, und ich wusste, dass ich ins Schwarze getroffen hatte. Er setzte an, sich von mir abzuwenden. Ich legte ihm die Hand auf die Schulter, und als er versuchte, sie abzuschütteln, verstärkte ich meinen Griff. Er zuckte zusammen, als er sich nicht von mir befreien konnte. Also waren meine täglichen Übungen auf dem Kampfplatz doch zu etwas nutze gewesen. Jetzt konnte ich einen sich windenden Jungen gegen seinen Willen festhalten. Welch Leistung. Ich wartete, bis er aufhörte, sich zu wehren. Er hatte nicht versucht, mich zu schlagen, aber er hatte sich auch nicht wieder zu mir umgedreht. Ich sprach leise. Was ich zu sagen hatte, war nur für seine Ohren bestimmt, nicht für die jener, die unseren kleinen Kampf verfolgten. »Geh selbst zu Gindast, Sohn. Vielleicht könntest du den anderen Lehrlingen gegenüber dein Gesicht waren, wenn du sagst, dein Vater hätte dich gezwungen, bei ihnen einzuziehen, aber auf lange Sicht wird Gindast dich mit größerem Respekt betrachten, wenn du zu ihm gehst und ihm erklärst, es sei vorbei

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