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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Allianzanfrage gegeben, hatten aber ein Dutzend Botenvögel von ihnen angenommen und ihnen im Gegenzug die gleiche Zahl an Brieftauben überlassen. Die Verhandlungen würden fortgesetzt werden.
    In der Folge ihrer Abreise kam es zu einer großen Unruhe in der Burg, als die Königin höchstpersönlich mit einer Kompanie ihrer Garde spät am Abend ausritt. Chade erzählte mir, dass selbst er Kettrickens Handeln als ein wenig extrem empfand. Offensichtlich galt das umso mehr für ihre Herzöge. Der Zweck des Ausritts war, eine Hinrichtung in Bidwell zu verhindern, einem kleinen Weiler nahe der Grenze zwischen den Bocksmarken und Rippon. Sie ritten die ganze Nacht hindurch, offensichtlich aufgrund des Berichtes eines Spions, dass man am nächsten Morgen eine Frau hängen und verbrennen wolle. Sie waren in aller Eile aufgebrochen. In einen purpurnen Mantel und weißen Fuchspelz gehüllt war die Königin in ihrer Mitte geritten. Ich hatte am Fenster gestanden und mir hilflos gewünscht, an ihrer Seite zu reiten. Meine Rolle als Fürst Leuenfarbs Diener schien mich immer dazu zu verdammen, dort zu sein, wo ich nicht sein wollte.
    Am folgenden Abend waren sie wieder zurückgekehrt. Eine zerschundene Frau, die im Sattel schwankte, begleitete sie. Offensichtlich waren sie im letzten Augenblick in dem Weiler eingetroffen und hatten die Frau im wörtlichen Sinne vom Galgen geschnitten. Der Lynchmob hatte den bewaffneten und berittenen Gardisten keinen Widerstand geleistet. Kettricken hatte sich nicht damit zufrieden gegeben, die Dorfältesten für mehrere Stunden um sich zu versammeln und ihnen einen ernsten königlichen Tadel zu erteilen. Sie hatte befohlen, dass man sämtliche Dorfbewohner auf dem winzigen Marktplatz vor ihr versammeln sollte. Höchstpersönlich hatte sie sich vor die Leute gestellt und ihnen die königliche Proklamation verlesen, dass es verboten sei, Menschen nur aus dem einzigen Grund hinzurichten, dass sie über die Alte Macht verfügten. Anschließend musste jede Seele, Männer, Frauen und sogar die Kinder, ihr Zeichen unter die Proklamation setzen zur Bestätigung, dass sie bei der Verlesung anwesend gewesen waren, alles verstanden hatten und sich in Zukunft daran halten würden. Da es in dem Weiler kein Rathaus oder etwas Ähnliches gab, befahl Kettricken die Proklamation über den Kamin der örtlichen Taverne zu hängen. Anschließend versicherte sie den Leuten, dass ihre Gardisten öfter mal vorbeischauen und sich vergewissern würden, dass die Proklamation noch da hing, wo sie sein sollte. Außerdem erklärte sie, dass jeder der Unterzeichner, der noch einmal gegen diese Proklamation verstoße, all sein Eigentum verlieren und nicht nur aus den Bocksmarken, sondern aus allen Sechs Provinzen verbannt werden würde.
    Nach der Rückkehr der Königin wurde die der Zwiehaftigkeit beschuldigte Frau ins Hospital der Wache gebracht, damit man sich dort um ihre Verletzungen kümmern konnte. Sie war ein Neuankömmling in dem Dorf gewesen, mit nur wenigen Verbindungen dort. Sie hatte ihre Cousine besuchen wollen, die sie jedoch bei den Dorfältesten denunziert hatte, nachdem sie sie angeblich mit Tauben hatte reden sehen. Da war auch noch etwas wegen eines Erbschaftsstreits, weshalb ich mir die Frage stellte, ob die Frau überhaupt eine Zwiehafte war oder schlicht eine Bedrohung für den Besitz ihrer Cousine. Kaum war die Frau wieder in der Lage zu reisen, da stattete Königin Kettricken sie mit Geld, einem Pferd und einige sagten auch mit einer Besitzurkunde über ein Stück Land aus, weit weg vom Dorf ihrer Cousine. Auf jeden Fall brach die Frau sofort von Bocksburg auf.
    Der Vorfall wurde zum Mittelpunkt einer ganzen Reihe von Kontroversen. Einige erklärten, die Königin hätte ihre Grenzen überschritten, dass Bidwell genau auf der Grenze zwischen den Bocksmarken und Rippon liege, und dass sie nichts hätte unternehmen dürfen, ohne sich vorher zumindest mit dem Herzog von Rippon zu beraten. Der Herzog selbst schien Kettrickens persönliche Intervention als Kritik und Affront aufzufassen. Auch wenn er so etwas nicht aussprach, es gab Gerüchte, wonach die Bergkönigin viel zu begierig darauf sei, Bündnisse mit Fremden wie den Outislandern und Bingtown zu knüpfen, und den Herzögen der Sechs Provinzen zu wenig Respekt zolle. Traute sie ihren eigenen Edelleuten nicht zu, ihre Angelegenheiten selbst zu regeln? Von diesem Punkt aus schweiften die Gerüchte immer weiter ab. Glaubte sie nicht, dass eine Braut

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