Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr
golden.«
Wieder kniff der Narr die Augen zu. »Dann muss es abgedunkelt sein, als sie älter geworden ist. Garetha war das Gartenmädchen hier, als du noch ein Junge warst.«
Ich nickte. »Ich erinnere mich an sie, auch wenn ich den Namen vergessen habe. Du hast Recht. Und?«
Er stieß ein kurzes, bitteres Lachen aus. »Und … Und so blenden Liebe und Hoffnung uns alle. Ich dachte, die Blumen wären von dir, Fitz. Wie töricht von mir. Stattdessen stammen sie von jemandem, der sich vor langer, langer Zeit in den Hofnarren des Königs verguckt hat. Doch wie ich, liebt sie, wo keine Liebe erwidert wird. Dennoch ist sie im Herzen rein genug geblieben, um mich trotz aller Veränderungen wiederzuerkennen. Sie ist rein genug im Herzen, um mein Geheimnis zu bewahren, und doch lässt sie mich insgeheim wissen, dass sie es kennt.« Er hob das Sträußchen wieder hoch. »Schwarz und weiß. Meine Winterfarben, Fitz, damals, als ich noch der Hofnarr war … Garetha weiß, wer ich bin, und noch immer empfindet sie Zuneigung für mich.«
»Du hast gedacht, ich würde dir Blumen bringen?« Das kam mir einfach unglaublich vor.
Plötzlich wandte der Narr den Blick wieder von mir ab, und ich bemerkte, dass meine Worte und mein Tonfall ihn beschämt hatten. Mit gesenktem Kopf ging er langsam in Richtung Schlafzimmer weiter. Er antwortete nicht auf meine Worte, und plötzlich überkam mich Mitgefühl für ihn. Ich liebte ihn als meinen Freund. Meine Gefühle in Bezug auf sein unnatürliches Verlangen konnte ich jedoch nicht ändern, aber ich wollte ihn weder beschämt noch verletzt sehen. Aber natürlich machte ich es nur noch schlimmer, als ich herausplatzte: »Narr, warum richtest du dein Verlangen nicht dorthin, wo es willkommen wäre? Garetha ist eine recht attraktive Frau. Vielleicht, wenn du ihre Aufmerksamkeit …«
Unvermittelt wirbelte er zu mir herum, und nun brannte echter Zorn in seinen Augen und ließ sie golden leuchten. Sein Gesicht verfinsterte sich. »Und dann? Dann was? Dann könnte ich wie du sein und meine Lust mit wem auch immer befriedigen, der gerade greifbar ist? Das finde ich abscheulich. Ich würde niemals Garetha oder irgendeinen anderen Menschen auf diese Art benutzen – im Gegensatz zu einigen anderen, wie wir beide sehr gut wissen.« Die letzten Worte betonte er extra für mich. Er ging zwei weitere Schritte in Richtung seines Zimmers, dann drehte er sich wieder um. Ein schreckliches, bitteres Lächeln lag auf seinem Gesicht. »Warte. Ich verstehe. Du glaubst, ich hätte nie Vertraulichkeiten dieser Art gekannt. Du glaubst, ich hätte mich für dich ›aufgespart‹.« Er schnaufte verächtlich. »Schmeichele dir nicht so, FitzChivalric. Ich bezweifele, dass du das Warten wert gewesen wärest.«
Ich hatte das Gefühl, als hätte er mich geschlagen, doch er war derjenige, der plötzlich die Augen nach oben rollte und zusammenbrach. Einen Augenblick lang war ich vor Wut und Schrecken wie erstarrt. Wie nur Freunde es können, hatten wir den wundesten Punkt des jeweils anderen gefunden. Der schlimmste Teil von mir sagte, ich solle ihn liegen lassen, wo er war; ich schuldete ihm nichts. Aber in weniger als einer Sekunde kniete ich neben ihm. Seine Augen waren fast geschlossen; nur ein schmaler weißer Schlitz war noch zu sehen. Sein Atem ging so schnell und hart, als hätte er gerade ein Rennen hinter sich. »Narr?«, sagte ich, und mein Stolz zwang auch Verärgerung in meine Stimme. »Was stimmt nicht mit dir?« Zögernd berührte ich sein Gesicht.
Seine Haut war warm.
Also hatte er seine Krankheit die letzten Tage gar nicht vorgetäuscht. Ich wusste, dass der Körper des Narren für gewöhnlich kühl war, weit kühler als der eines normalen Menschen; daher wusste ich, dass die leichte Wärme auf schweres Fieber hindeutete. Ich hoffte, dass das nur wieder einer jener seltsamen Anfälle war, unter denen er bisweilen litt, wenn er schwach und zerbrechlich war. Meine Erfahrung damit war, dass er sich nach ein, zwei Tagen wieder davon erholte und dann seine alte Haut abstreifte, unter der eine dunklere Hautfarbe zum Vorschein kam. Vielleicht war diese Ohnmacht nur Teil eines solches Anfalles. Doch noch während ich die Arme unter in schob und ihn in die Höhe hob, zog sich mir das Herz bei dem Gedanken zusammen, dass er ernsthaft erkrankt sein könnte. Ich hatte wirklich den schlechtest möglichen Zeitpunkt für meinen kleinen Streit mit ihm ausgewählt. Bei seinem Fieber und meiner Elfenrinde war es
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