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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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noch? Du hast mich in der festen Absicht angegriffen, mich zu töten?«
    Kurz wandte er den Blick von mir ab, dann nickte er, als überrasche es ihn, dass er sich an solch ein Ding erinnern konnte. »Aber damals war ich nicht mehr vollständig Herr meines Willens. Das weißt du! Peladine hat versucht, die Kontrolle über meinen Leib zu erlangen, und ich habe dich damals nicht gekannt. Ich habe dich für meinen Feind gehalten!«
    »Und ich habe auch dich nicht gekannt -jedenfalls nicht so, wie ich dich jetzt kenne. Aber schon damals waren wir über die Gabe miteinander verbunden, denn ich musste deiner Seele bereits einmal zuvor folgen und sie wieder in deinen Leib zurückholen.« Ich zögerte, dann beschloss ich, nicht von dem anderen Wesen zu sprechen, das ich getroffen hatte, der großen Wesenheit, die uns beiden bei der Rückkehr geholfen hatte. Daran konnte auch ich mich nur verschwommen erinnern. Es war besser, nichts zur Sprache zu bringen, das ich selbst nicht erklären konnte. Ich atmete tief durch. »Ich wusste, dass Peladine in dir war, und dass sie sich von nichts und niemand davon abhalten lassen würde, mich zu töten, auch nicht von der Gefahr, dass du dabei zu Schaden kommen könntest. Das hat mir Angst gemacht. Dann habe ich dir in meiner Wut und aus Furcht um mein Leben befohlen: ›Pflichtgetreu, hör auf, gegen mich zu kämpfen.‹ Das war ein Gabenbefehl, ein Befehl, der sich weit stärker in deinen Geist eingebrannt hat, als ich beabsichtigt hatte. Ich habe nie beabsichtigt, so etwas zu tun, Pflichtgetreu. Es war ein Unfall, einer, den ich bedauert und versucht habe, wieder gut zu machen. Ich dachte, ich hätte es geschafft.« Ich spürte, wie unfreiwillig ein Lächeln um meine Lippen zuckte. »Ich dachte, ich hätte den Befehl von dir genommen, und zwar bis zu dem Augenblick, wo ich versucht habe, dich von dieser dummen Erklärung in der Halle abzubringen. Erst da habe ich erkannt, dass noch ein schwacher Schatten des Befehls übrig geblieben war, und das auch erst, als du ihn gebrochen hast.«
    »Ja. Ich habe ihn gebrochen.« Pflichtgetreu klang zufrieden mit sich. Dann funkelte er mich wieder an. »Aber nun da ich weiß, dass es diesen Befehl gegeben hat, da ich weiß, dass du so etwas mit mir machen kannst, wie kann ich dir da je wieder vertrauen?«
    Ich dachte noch immer über eine Antwort darauf nach, als Dick die Tür im Kamin öffnete. Der Durchgang war für den stämmigen Kerl noch weitaus enger als für mich, und er war voller Spinnweben und Staub. Einen Augenblick lang blickte er blinzelnd mit seinen verschlafenen Augen zu dem erschrockenen Prinzen und mir. Er hatte den Unterkiefer vorgereckt und nachdenklich die Zunge herausgeschoben. Dann sprach er. »Ich komme wegen meiner Flöte.«
    »Die sollst du auch haben«, sagte ich. Ich nahm sie vom Tisch und hielt sie ihm an ihrem grünen Band entgegen. In sanftem Ton fügte ich hinzu: »Das war ein guter Gebrauch der Gabe, Dick. Du bist meinen Richtungsangaben gefolgt, und jetzt bist du hier.«
    Misstrauisch schlurfte er vorwärts. Ich bezweifelte, dass er Prinz Pflichtgetreu außerhalb der üblichen, königlichen Umgebung erkannte. So blickte er auch ihn mürrisch an, als er sagte: »Du hast mich einen langen Weg gehen lassen.« Dann schnappte er sich die Flöte, bevor ich sie ihm geben konnte. Er hielt sie dicht unter seine kleinen Knopfaugen und runzelte dann die Stirn. »Das ist nicht meine Flöte!«
    »Jetzt ist sie es«, erklärte ich ihm. »Es ist eine neue, extra für dich gemacht. Hast du die Vögel darauf gesehen?«
    Er drehte die kleine Flöte in der Hand und gab widerwillig zu: »Ich mag Vögel.« Dann wandte er sich zum Gehen, die Flöte eng an die Brust gedrückt.
    Der Prinz starrte ihn mit einer Bestürzung an, die schon an Abscheu grenzte. Ich wusste, was man in den Bergen mit Kindern machte, die drohten, so wie Dick zu werden. Dort hätte man ihn einem schnellen und vielleicht gnadenvollen Tod überantwortet, so wie Burrich früher missgebildete Welpen ertränkt hatte. Würde die Tatsache, dass man solche Menschen in den Bergen verstieß, verhindern, dass Pflichtgetreu Dick akzeptierte? Ich versuchte, nicht zu hoffen, dass der Prinz ihn als Mitglied seiner Kordiale ablehnte. Ich wollte Dicks Aufbruch verzögern. »Willst du es nicht wenigstens einmal probieren, Dick?«
    »Nein.« Dick schlurfte in Richtung Tür.
    »Versuch diese Melodie, die du schaffst, mal an dir selbst. Die, die so geht: la-da-da-da-de …« Im selben

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