Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr
meinem Körper zurück zu finden und mich davon zu überzeugen, wirklich hierher zu gehören. Übelkeit erfüllte mich. Nun, der erste Versuch war ja nicht gerade erfolgreich, dachte ich säuerlich. Eine Zeit lang saß ich entmutigt da. Pflichtgetreu kam nicht, und Dick wollte überhaupt keine Form der Ausbildung von mir akzeptieren. Zu dieser doppelten Niederlage fügte ich den Gedanken hinzu, dass ich schon seit einiger Zeit nichts mehr von Harm gehört hatte. Genauer gesagt hatte ich ihn nicht mehr gesehen, seit ich ihn gebeten hatte, mit seinem Meister Frieden zu schließen. Offensichtlich besaß ich ein Talent, jene, die mir am meisten bedeuteten, zu desillusionieren und Unzufriedenheit unter ihnen zu säen. Dann riss ich mich wieder zusammen.
Noch ein Versuch, nahm ich mir vor. Dann würde ich wieder in meine armselige Kammer zurückkehren und Fürst Leuenfarb verkünden, dass sein unwürdiger Diener sich den heutigen Tag frei nehmen würde. Ich wollte nach Burgstadt runtergehen und dort irgendwie Kontakt zu Harm aufnehmen. Darüber dachte ich nach, als ich mich wieder zurechtsetzte. Ich holte die rote Flöte aus der Tasche und betrachtete sie. Der Narr hatte sich selbst übertroffen. Sie war weit kunstvoller als jede Flöte, die ich bisher gesehen hatte. Sie war mit winzigen Vogelbildern verziert. Ich setzte sie an die Lippen und versuchte, ein paar Töne darauf zu spielen. In meiner Jugend hatte Philia versucht, mir mehrere Instrumente beizubringen. Ich hatte mit keinem von ihnen sonderlich Erfolg gehabt. Einfache Kinderlieder konnte ich aber dennoch spielen, auch auf der Flöte. Nun spielte ich mehrmals solch ein Kinderlied; allerdings klang es bei mir sehr rau. Dann lehnte ich mich zurück, die Flöte noch immer an meinen Lippen. Während ich spielte, griff ich zu Dick hinaus und versuchte, mehr über die Töne als über die Gedanken Kontakt zu ihm aufzunehmen. Mein Lied drang in seine Musik ein, und wir spielten misstönend nebeneinander her. Dann klang sein Lied aus, und er richtete seine Aufmerksamkeit auf meines.
Was ist das?
Der Gedanke war nicht für mich bestimmt: Dick griff schlicht hinaus, um zu sehen, woher die Töne kamen. Ich bemühte mich, den Gedanken, den ich ihm schickte, so feinfühlig wie möglich zu machen. Ich hörte nicht auf zu spielen, als ich ihm sagte: Das ist eine rote Flöte. An einem grünen Band. Sie gehört dir, wenn du herkommst und sie dir holst.
Einen langen Augenblick dachte er zurückgezogen nach.
Wo?
Ich überlegte kurz. Am Fuß der Treppe zum Gabenturm stand wie immer eine Wache. Ich konnte Dick unmöglich sagen, er solle auf diesem Weg zu mir kommen. Die Wache würde ihn wieder zurückschicken. Chade vertraute ihm allerdings so weit, dass er ihm zumindest einen Teil des Labyrinths erklärt hatte. Ich wusste, dass ich eigentlich Chade hätte konsultieren müssen, bevor ich Dick mehr davon enthüllte, doch die Gelegenheit war einfach zu gut, als dass ich sie mir hätte entgehen lassen dürfen. Ich wollte ausprobieren, ob ich Dick über unsere Gedankenverbindung durch die Geheimgänge lotsen konnte. Nicht nur, dass ich so die Grenzen unserer Gabenverbindung ausloten konnte, ich würde auch einen Einblick darin erhalten, zu was er fähig war. Ich wollte jedoch nicht allzu lange zögern.
Komm über diesen Weg zu mir.
Ich zeigte ihm ein geistiges Bild von Chades Turmzimmer. Dann enthüllte ich ihm Schritt für Schritt die Gänge zum Gabenturm. Ich übereilte nichts, aber ich trödelte auch nicht herum. Schließlich endete ich mit: Falls du dich verirren solltest, greif zu mir hinaus. Ich werde dir dann helfen.
Dann trennte ich vorsichtig die Verbindung zwischen uns. Ich lehnte mich wieder auf meinem Stuhl zurück und betrachtete die Flöte in meiner Hand. Ich hoffte, das Instrument reichte als Köder aus. Ich legte es auf den Tisch, und daneben stellte ich die Figur einer Frau. Es war die Figur, die der Prinz an dem Strand gefunden hatte, wo der Gabenpfeiler uns hingeführt hatte. Ohne wirklich zu wissen warum, hatte ich sie aus Chades Turm mit herunter gebracht, um sie dem Prinzen zurückzugeben. Plötzlich ging ein Ruck durch mein Herz, und ich dachte an die Federn zurück, die ich an demselben Strand gefunden hatte. Ich hatte dem Narren nie von dieser Entdeckung erzählt. Irgendwie hatte ich nie den richtigen Augenblick dafür gefunden. Nun fragte ich mich, ob sich die Gelegenheit wohl je ergeben würde. Ich schob den Gedanken beiseite. Ich musste mich auf das
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