Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
finden. Meine Stimme klang ruhig, fest und ernst. Ich versuchte, Hirschhorn zu erreichen, von Vater zu Vater. »Harm sagt, er liebe Svanja. Also hegt er weder die Absicht, sie zu ruinieren, noch sie zu benutzen und dann einfach beiseite zu werfen. Sie sind beide noch sehr jung. Aber ja, es besteht die Gefahr, dass es böse endet, doch nicht nur für deine Tochter, sondern auch für meinen Sohn.«
    Dass ich dann eine Pause einlegte, war ein Fehler. Ich glaube, wenn ich weitergesprochen hätte, wäre er sitzen geblieben und hätte meinen Worten zumindest ein wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Ich hatte beabsichtigt, ihn zu fragen, was er glaubte, das wir als Eltern tun könnten, um unsere Kinder im Zaum zu halten, bis es für ihre Leidenschaft eine Grundlage in Form von Zukunftsplänen gab. Hätte ich vielleicht nicht so ernsthaft darüber nachgedacht, was wir tun könnten, mir wäre wahrscheinlich aufgefallen, dass er ernsthaft darüber nachdachte, unter welchem Vorwand er eine Schlägerei mit mir anfangen könnte.
    Plötzlich sprang er auf. Er hielt den Krug in der Hand, und verzweifelte Wut brannte in seinen Augen. »Dein Sohn vögelt sie! Mein kleines Mädchen, meine Svanja! Und du glaubst, dass sie das nicht verderben würde?«
    Ich war noch im Aufstehen begriffen, als der schwere Krug mich im Gesicht traf. Da hatte ich mich wohl ein wenig verrechnet, registrierte ein Teil von mir. Ich hatte gedacht, er würde den Krug schwingen, sodass ich ihm nach hinten hätte ausweichen können. Er warf ihn jedoch gerade nach vorne, und der Abstand zwischen uns war zu gering, als dass ich hätte reagieren können. Mit einem lauten Krachen traf der Krug mich an der linken Wange, und Schmerz breitete sich aus.
    Heftiger Schmerz veranlasst manche Männer dazu, sich zurückzuziehen, während andere wie gelähmt sind. Dank Edels Folter neigte ich zu einer anderen Reaktion: Greif an, bevor es noch schlimmer werden kann, bevor dein Angreifer dich überwältigen und nach Lust und Laune quälen kann. Der geworfene Krug hatte noch nicht den Boden berührt, als ich über den Tisch und auf Hirschhorn sprang. Der Schmerz in meinem Gesicht erreichte seinen Höhepunkt just in dem Augenblick, da ich Svanjas Vater die Faust in den Mund stieß. Seine Zähne gruben sich in meine Knöchel, und meine linke Hand traf ihn auf dem Brustbein, knapp oberhalb meines eigentlichen Ziels.
    Jinnas Warnung ihn betreffend war richtig gewesen. Hirschhorn ging nicht zu Boden, sondern brüllte vor Wut. Ich hatte ein Knie auf der Tischplatte. Mit dem anderen Bein stieß ich mich ab und zielte mit den Händen auf seinen Hals, während mein Gewicht ihn zu Boden riss. Die Bank hinter seinen Knien half mir, ihn zu Fall zu bringen, aber ich stieß mir auch meine eigenen Schienbeine schmerzhaft daran an, als ich auf ihm landete.
    Hirschhorn war stärker, als er aussah, und er kämpfte ohne Zurückhaltung oder Angst um seinen Leib. Sein einziges Ziel war, mich zu verletzen, während wir über den Boden rollten, und ich hörte das Krachen seiner Knöchel, die auf meinen Schädel trafen. Ich hatte seinen Hals nicht richtig in den Griff bekommen, und die Tische und Bänke im Schankraum standen uns bei unserem Kampf im Weg. Einmal war er über mir, doch da lagen wir unter einem Tisch, und es gelang mir, seinen Kopf nach oben und gegen die Tischplatte zu stoßen. Das machte ihn einen Augenblick lang benommen, und ich rollte mich von ihm weg. Nachdem ich unter dem Tisch hervorgekommen war, rappelte ich mich auf. Hirschhorn knurrte mich an und zeigte keinerlei Anzeichen, den Kampf beenden zu wollen.
    In Kämpfen geschieht Vieles zugleich. Ich bereitete mich gerade darauf vor, Hirschhorn zu treten, wenn er unter dem Tisch hervorgekrochen kam, als der Wirt brüllte, »Ich habe die Wache gerufen! Kämpft draußen weiter«, während der alte Mann am Spieltisch krächzte: »Pass auf, Rory! Der tritt zu! Pass auf!« Aber die Stimme, die mich aus meiner Konzentration riss, war die von Harm, der schrie: »Tom! Verletz Svanjas Vater nicht!«
    Rory Hirschhorn schien allerdings keine Vorbehalte zu haben, was das Verletzen von Harms Vater betraf. Als er unter dem Tisch hervorrollte, verpasste er mir einen kräftigen Tritt vor den Knöchel, der mich aus dem Gleichgewicht brachte. Ich fiel … allerdings auf ihn drauf. Meine Finger schlossen sich um Hirschhorns Hals, während er mit den Fäusten meine Rippen bearbeitete.
    »Stadtwache!«, bellte eine tiefe Stimme warnend. Zwei stämmige

Weitere Kostenlose Bücher