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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Schwachkopf? Für den Augenblick ließ ich es auf sich beruhen, doch ich beschloss, unter vier Augen dafür zu sorgen, dass Dick diesen Begriff nie wieder von unseren Lippen zu hören bekam.
    »Dick, wo ist deine Mutter?«
    Er sagte langsam und im Tonfall eines verletzten Kindes: »Sie ist ge-e-stor-ben.« Er zog das Wort über Gebühr in die Länge und schaute sich um, als hätte er was verloren.
    »Kannst du mir davon erzählen?«
    Er verzog das Gesicht bei dem Gedanken. »Wir sind mit den anderen in die Stadt gekommen. Wenn alle zusammenkommen. Zum Frühlingsfest. Ja.« Er nickte, als er sich an den richtigen Begriff dafür erinnerte. »Dann, eines Morgens, ist sie nicht mehr aufgewacht. Die anderen haben meine Sachen genommen und gesagt, ich würde nicht mehr mit ihnen gehen.« Unglücklich kratzte er sich an der Wange. »Dann waren alle weg, und ich war hier. Und dann … Ich war hier.«
    Das war zwar kein zufriedenstellender Bericht, aber ich bezweifelte, dass wir mehr aus ihm herausbekommen würden. Es war Pflichtgetreu, der in sanftem Tonfall fragte: »Was haben deine Mutter und die anderen auf ihren Reisen getan?«
    Dick atmete tief durch. »Oh, weißt du … Sie haben immer eine große Menge gesucht. Mutter hat gesungen, Prokie die Trommel gespielt und Jimu getanzt. Und Mutter hat immer ›du siehst ihn nicht, du siehst ihn nicht‹ gemacht, während ich mit meiner kleinen Silberschere die Börsen abgeschnitten habe. Prokie hat sie mir abgenommen, genau wie meine Bommelmütze und meine Decke.«
    »Du warst ein Beutelschneider?«, fragte Pflichtgetreu ungläubig, während ich stumm dasaß und dachte: Was für eine Verwendung für die Gabe; den eigenen Sohn zu verbergen, während er Beutel schneidet.
    Dick nickte, allerdings mehr zu sich als zu uns. »Wenn ich es gut gemacht habe, habe ich einen Penny bekommen, um mir was Süßes davon zu kaufen. Jeden Tag.«
    »Hattest du irgendwelche Brüder oder Schwestern, Dick?«
    Er verzog das Gesicht und dachte nach. »Mutter war alt, zu alt für Babys. Deshalb bin ich auch dumm geboren worden. Jedenfalls hat Prokie das gesagt.«
    »Dieser Prokie scheint mir ja ein charmanter Bursche gewesen zu sein«, bemerkte der Prinz sarkastisch. Dick musterte ihn misstrauisch.
    Ich stellte es für ihn klar. »Der Prinz will damit sagen, dass Prokie gemein zu dir gewesen ist.«
    Dick kaute kurz auf der Oberlippe, dann nickte er und warnte uns: »Nennt Prokie niemals ›Papa‹. Niemals!«
    »Niemals«, willigte der Prinz von ganzem Herzen ein, und ich glaube, in diesem Augenblick änderten sich Pflichtgetreus Gefühle gegenüber Dick. Er neigte den Kopf zur Seite und musterte den schmutzigen, missgestalteten Mann. »Dick. Kannst du eine Gabenverbindung zu mir herstellen? So, dass nur ich dich hören kann und nicht Tom?«
    »Warum?«, verlangte Dick zu wissen.
    »Um hier Schüler zu sein, Dick«, mischte ich mich ein. »Schüler und nicht Diener.«
    Dick saß schweigend da, die Zungenspitze über die Oberlippe geschoben. Dann brach der Prinz in lautes Lachen aus. »Stinkehund? Warum nennst du ihn ›Stinkehund‹?«
    Dick verzog das Gesicht und rollte mit den Schultern, als wisse er es nicht. Und in diesem Augenblick fühlte ich ein Geheimnis. Er hielt etwas zurück. Fürchtete er sich vor irgendetwas?
    Ich spielte ein Lachen vor, das ich nicht empfand. »Ist schon gut, Dick. Sag's ihm ruhig, wenn du willst.«
    Einen Moment lang schien ihn das zu verwirren. Hatte irgendjemand ihm gesagt, dass man mir etwas Bestimmtes nicht verraten dürfe? Chade? Dick legte die Stirn leicht in Falten, als er zum Prinzen schaute. Dann sprach er. Ich erwartete, dass er dem Prinzen enthüllte, dass ich über die Alte Macht verfügte, und dass er irgendwie gefühlt hatte, dass mein Geschwistertier ein Wolf gewesen war. Was er jedoch stattdessen sagte, machte mich krank vor Furcht. »So nennen sie ihn, wenn sie mich nach ihm fragen. Die aus der Stadt, die mir Pennys für Nüsse und Süßes geben. Stinkender Hund von einem Verräter.« Grinsend drehte er sich zu mir um, und ich zwang mich, sogar noch breiter zu lächeln und schließlich sogar zu kichern.
    »Tun sie das, hm? Diese Halunken!« Lächele, Pflichtgetreu. Lach laut, aber stell keine Gabenverbindung zu mir her. Ich hielt diese Gabenübertragung so unauffällig, wie ich nur konnte. Ich sah, wie Dicks Blick von mir zum Prinzen zuckte. Pflichtgetreu war kreidebleich, doch er lachte ein lautes, hartes »Ha-ha-ha«, das mehr wie Würgen denn wie

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