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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Lachen klang. Ich wagte mich ein letztes Mal vor. »Der Einarmige sagt das am meisten, nicht wahr?«
    Dick lächelte verunsichert. Ich hatte schon geglaubt, falsch geraten zu haben, doch dann sagte er: »Nein. Er nicht. Er ist neu. Er spricht nur selten. Aber wenn ich erzähle und sie mir Pennys geben, dann sagt er manchmal: ›Beobachte diesen Bastard. Beobachte ihn gut‹. Und ich sage: ›Das tue ich. Das tue ich.‹«
    »Und das machst du gut, Dick. Du machst gute Arbeit und verdienst deine Pennys.«
    Dick schaukelte vor und zurück; er war zufrieden mit sich selbst. »Und ich beobachte auch den goldenen Mann. Er hat ein hübsches, kleines Pferd und einen Hut mit Augenfedern darauf.«
    »Ja, das hat er«, gab ich zu. Mein Mund war wie ausgetrocknet. »Wie die Augenfeder, die du haben willst.«
    »Wenn er weg ist, kann ich sie haben«, erzählte uns Dick selbstzufrieden. »Das haben die in der Stadt gesagt.«
    Ich hatte das Gefühl, als sei keine Luft mehr da, die ich hätte atmen können. Dick saß dort und nickte zufrieden vor sich hin. Chades dummer Diener – zu dumm, um ein Geheimnis zu erkennen, selbst wenn es ihn in den Hintern biss –, er hatte uns für Pennys verkauft. Und das alles nur, weil ich zu dumm gewesen war, um zu erkennen, dass jemand, der unwissend zwischen den Geheimnissen eines anderen einhergeht, durchaus eigene Geheimnisse besitzen kann. Was hatte er gesehen, und wem hatte er davon erzählt? »Der Unterricht ist für heute beendet«, brachte ich mühsam hervor. Ich hoffte, dass Dick einfach gehen würde, doch er blieb sitzen und dachte nach.
    »Ich mache eine gute Arbeit. Das tue ich. Es war nicht meine Schuld, dass die Ratte gestorben ist. Ich wollte sie ohnehin nicht. Er hat gesagt, ›Sie wird dein Freund sein‹, und ich habe nein gesagt, weil ich einmal von einer Ratte gebissen worden bin, aber sie haben gesagt: ›Nimm sie trotzdem mit. Diese Ratte ist nett. Gib ihr zu essen, und bring sie jede Woche wieder zu uns zurück‹. Das habe ich auch getan. Dann ist sie unter der Schüssel gestorben. Ich glaube, die Schüssel ist auf sie gefallen.«
    »Vermutlich, Dick. Vermutlich. Aber das ist nicht deine Schuld. Ganz und gar nicht.« Am Liebsten wäre ich sofort losgerannt, um Chade zu suchen. Langsam kam die kalte Wahrheit ans Licht. Chade hatte nichts davon bemerkt. Chade hatte nichts davon gewusst. Chade konnte seinen Lehrling nicht länger beschützen. Es war an der Zeit, dass ich lernte, für mich selbst zu kämpfen. Ich hob den Finger, als ich mich plötzlich an etwas erinnerte. »Oh, Dick. Heute ist nicht zufällig der Tag, an dem du zu ihnen gehst, oder?«
    Dick schaute mich an, als wäre ich dumm. »Nein. Nicht am Brotbacktag. Am Waschtag. Wenn die Laken zum Trocknen rausgehangen werden. Dann gehe ich und hole mir meine Pennys.«
    »Am Waschtag. Natürlich. Das wäre dann morgen. Das ist gut, ich habe den rosa Zuckerkuchen nämlich nicht vergessen. Ich wollte ihn dir heute geben. Könntest du ein wenig in Chades Zimmer auf mich warten? Es könnte allerdings etwas dauern, aber ich werde ihn dir bringen.«
    »Ein rosa Zuckerkuchen.« Ich beobachtete, wie Dick seinen Geist durchforstete. Ich glaube nicht, dass er sich überhaupt daran erinnerte, dass ich ihm einen versprochen hatte. Einen Schal wie Rowdys. Einen roten. Rosinen. Meine Gedanken überschlugen sich. Das war für mich wie eines von Chades alten Spielen. Was sonst noch? Ein Messer. Und eine Pfauenfeder. Und Pennys für Süßigkeiten oder einfach nur was Süßes. Das alles würde ich noch vor morgen besorgen müssen.
    »Ja. Ein rosa Zuckerkuchen. Keinen verbrannten. Ich weiß, dass er dir gefallen wird.« Ich betete, dass es so etwas in der Küche gab.
    »Ja!« In Dicks kleines Augen leuchtete etwas, das ich noch nie zuvor bei ihm gesehen hatte: freudige Erwartung. »Ja. Ich werde warten. Bring ihn bald.«
    »Nun, so schnell geht das nicht. Nicht sehr schnell jedenfalls. Aber heute noch. Wirst du dort auf mich warten und nirgendwo anders hingehen?«
    Er hatte die Stirn in Falten gelegt, als ich ›Nicht sehr schnell‹ gesagt hatte, doch mürrisch nickte er.
    »Das ist gut, Dick. Du bist ein sehr guter Schüler. Geh jetzt rauf, und warte dort auf mich.«
    Kaum hatte sich die Kamintür hinter ihm geschlossen, da öffnete Pflichtgetreu den Mund, um was zu sagen. Ich winkte ihm zu schweigen. Ich wartete, bis ich sicher war, dass selbst Dick in seinem Schneckentempo weit außerhalb der Hörweite war. Dann ließ ich mich auf

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