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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Bock mit bösen gelben Augen. Ich verschwand so leise, wie ich gekommen war, und fragte mich, ob ich mich wohl geirrt hatte. Vielleicht hatten die Geräusche, die ich in Dicks Erinnerungen gehört hatte, nichts damit zu tun, wo Lutwin sich jetzt befand. Vielleicht war das nur ein vorübergehender Treffpunkt gewesen, nicht der eigentliche Aufenthaltsort des GeschecktenFührers.
    Ich geisterte noch um drei Häuser in der Nähe rum, fand aber nur Familien, die sich für die Nacht zurückzogen. Zwischen einem vernachlässigten Schuppen und dem nächsten Haus entdeckte ich Gentils Pferd. Es war dort angebunden, noch immer gesattelt und verschwitzt. Hatte er das Tier zwischen Haus und Schuppen gebracht, damit es nicht so auffiel? Ich verhielt mich vollkommen still. Sollte ich mich tatsächlich Lutwins Versteck nähern, musste ich mit Zwiehaften rechnen, die Wache schoben, Mensch wie Tier. Mir lief der Schweiß über den Rücken, und im nächsten Augenblick wusste ich, dass ich ohnehin nichts dagegen tun konnte. Ich schlich näher heran.
    Als ich mich zwischen Haus und Schuppen niederhockte, hörte ich ein Pferd auf der Straße näherkommen. Es gab nur wenige Reitpferde in Burgstadt. Die steilen, gepflasterten Straßen waren nicht für sie geeignet, und in einer Stadt, wo sie de facto nutzlos waren, war ihre Haltung teuer. Dem Geräusch nach zu urteilen, handelte es sich um ein großes, schweres Tier. Vor dem Haus verhallte das Geräusch der Hufe. Unmittelbar darauf hörte ich, wie sich eine Tür öffnete. Irgendjemand kam heraus und begrüßte den Reiter: »Es ist nicht meine Schuld. Ich weiß nicht, warum er hierher gekommen ist, und er will mir nichts sagen. Er sagt, er würde nur mit dir sprechen.« Ich erkannte die Stimme aus Dicks Erinnerungen. Das war der Mann, der ihn zum ersten Mal hierher gebracht hatte.
    »Ich werde mich darum kümmern, Padget.« Das war Lutwins Stimme. Sein Tonfall erstickte alle Erklärungen des Mannes im Keim. Ich hörte, wie er aus dem Sattel stieg. Ich duckte mich hinter Gentils Pferd. »Hammer, geh mit ihm«, sagte Lutwin dem Pferd, und ich sah, wie ein kräftiger Mann das Geschwistertier seines Anführers an einer Gasse vorbei zu einem alten Stall führte. Ich erkannte ihn auf den ersten Blick. Zum ersten Mal hatte ich ihn an Lutwins Seite reiten sehen. Lutwin betrat das Haus und warf die Tür ins Schloss. Ein paar Augenblicke später hatte Padget das Pferd versorgt und folgte Lutwin hinein.
    Das Haus war gut gebaut; die Risse in der Wand waren verputzt, und die Fenster zum Schutz vor der Kälte fest verschlossen. Ich konnte nicht hineinsehen, doch laute Stimmen hallten zu mir hinaus. Die Worte konnte ich jedoch nicht verstehen. Ich hockte mich in die tiefen Schatten zwischen den Gebäuden, presste mein Ohr an die Wand und lauschte.
    »Warum warst du so dumm, hierher zu kommen? Man hat dir befohlen, nie zu mir zu kommen, ja, überhaupt keinen Kontakt zu uns zu suchen.« Lutwins Stimme dröhnte vor Wut.
    »Ich bin gekommen, um dir zu sagen, dass wir mit euch fertig sind. Wir sind fertig mit euch!« Ich glaubte, Gentils Stimme zu erkennen, doch sie klang schrill von Furcht.
    »Denkst du das?« Das war wieder Lutwin, und mir sträubten sich die Nackenhaare bei seinem Tonfall.
    Gentil antwortete leise etwas. Es musste etwas Trotziges gewesen sein, denn Lutwin lachte und sagte: »Nun, da denkst du falsch. Es ist genau umgekehrt. Ich werde dir sagen, wann ich fertig mit euch bin. Irgendwann werdet ihr keinen Nutzen mehr für mich haben. Und ihr werdet ganz schnell merken, wann dieser Tag gekommen ist – denn dann werdet ihr sterben. Hast du verstanden, Gentil Bresinga? Sei nützlich, Junge. Um deiner Mutter willen, wenn schon nicht für dich selbst. Was für Leckerbissen hast du für mich?«
    »Um meiner Mutter willen habe ich nichts für dich, und ich werde auch nie wieder etwas für dich haben.« Gentils Stimme zitterte vor Angst und Entschlossenheit zugleich.
    Lutwin war ein direkter Mann, wie ich mich sehr wohl erinnerte. Er schien sich schon gut daran gewöhnt zu haben, die linke Hand zu gebrauchen. Ich hörte, wie Gentil gegen die Wand prallte. Dann fragte Lutwin in freundlichem Ton: »Warum denn das, Junge?«
    Er erhielt keine Antwort. Lutwin war ein großer Mann. Ich fragte mich, ob er den Jungen mit einem Schlag getötet hatte. »Heb ihn hoch«, befahl Lutwin irgendjemandem. Ich hörte, wie ein Stuhl über den Boden gezogen wurde, vermutlich um Gentil draufzusetzen. Einen Augenblick

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