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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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herum sprang.
    Lutwin ragte über mir auf, als er mit dem Schwert in der linken Hand um den Tisch herum kam. Ich rollte mich unter den Tisch und schrie, als meine Wunde den Boden berührte. Auf der anderen Seite rappelte ich mich wieder auf. Der Tisch war zwischen uns, doch Lutwin war ein großer Mann, und verfügte über eine große Reichweite. Ich lehnte mich zurück, um dem ersten Hieb auszuweichen. »Ich werde dich umbringen, du verräterischer Bastard«, versprach er mir mit wilder Befriedigung.
    Die Worte weckten den Wolf in mir. Der Schmerz war nicht weg. Aber er war unbedeutend geworden. Erst töten, später Wunden lecken. Du musst lauter knurren als er. »Ich werde dich nicht töten«, versprach ich ihm im Gegenzug. »Ich werde dir nur den anderen Arm auch noch abschlagen und dich leben lassen.« Das Entsetzen, das in seinen Augen aufflackerte, verriet mir, dass meine Worte ins Ziel getroffen hatten. Ich packte die Tischkante, warf den Tisch um, Lutwin entgegen, und stieß ihn gegen ihn. Lutwin taumelte zurück und stolperte über irgendetwas: Padget oder dessen kläffenden Geschwisterhund. Um seinen Fall abzufangen, hätte er das Schwert fallen lassen müssen; doch dummerweise hielt er daran fest, und so stürzte er zu Boden. Ich nutzte meinen Vorteil, schob den Tisch auf ihn und klemmte so seine Beine ein. Auf dem Rücken liegend, Padgets Körper unter sich, schlug er mit dem Schwert nach mir, doch diesmal war es sein Hieb, dem es an Kraft fehlte. Ich wich aus und sprang dann auf den Tisch. Lutwin war gefangen. Ich packte mein Schwert mit beiden Händen und stieß es ihm in die Brust. Er schrie, und ich hörte das Kampfgebrüll eines Schiachtrosses als Echo. Das Schwert rutschte mir durch die Finger und verdrehte sich, als ich mein ganzes Gewicht darauf verlagerte und es so zwischen Lutwins Rippen hindurch stieß. Er schrie noch immer; deshalb zog ich das Schwert wieder heraus und stieß noch einmal zu, diesmal in den Hals.
    Draußen auf der Straße hörte ich Leute Fragen brüllen und irgendetwas wie Donner in der Ferne. Ein Pferd wieherte wild. Irgendjemand schrie: »Das Pferd ist wahnsinnig geworden!«, und ein anderer: »Ruft die Stadtwache!«
    Den Geräuschen nach zu urteilen, vermutete ich, dass Lutwins Pferd die Boxentür zertrümmerte, um an seine Seite zu gelangen. Lutwin starb. Blut spritzte aus der klaffenden Wunde in seinem Hals, und seine Augen waren voller Zorn und Angst. Plötzlich hatte ich eine Einsicht. Ich drehte mich zu Gentil um. »Ich hab keine Zeit, dir zu helfen. Steh auf, und mach, dass du wegkommst. Lauf hinten raus. Geh den Stadtwachen aus dem Weg und wieder rauf zur Bocksburg. Erzähl Pflichtgetreu, was geschehen ist. Alles! Hast du verstanden?«
    Die Augen des Jungen waren groß und voller Tränen, doch ob nun Furcht oder der Schock der Strangulation der Grund dafür waren, das vermochte ich nicht zu sagen. Padgets Köter kam hinter mir her, als ich zur Tür ging. Ich verhärtete mein Herz, drehte mich um und zertrat das kleine Tier. Das Vieh jaulte und rührte sich dann nicht mehr. Starb Padget im selben Augenblick? Ich wusste es nicht. Als ich auf die Straße hinaustrat, sah ich, wie sich Lutwins Schlachtross gegen die Boxentür warf. Auf der anderen Seite der schmalen Straße drängten sieh die Kinder des Ziegenhirten in der Tür und starrten auf das Geschehen. Die großen, eisenbeschlagenen Hufe des Pferdes hatten die meisten Bretter bereits zertrümmert. Tatsächlich hatte es mit seinen Tritten den Schuppen als Ganzes so weit geschwächt, dass er sich zur Seite neigte, wodurch das Pferd sich kaum noch alleine befreien konnte.
    Aber dieses Tier war nicht einfach nur ein Pferd – nicht mehr jedenfalls. Meine zwiehafte Wahrnehmung von ihm war verwirrend, als wäre es Mensch und Tier zugleich. Ich sah, wie der Hengst sich von der Öffnung zurückzog, die er geschaffen hatte, und die Situation mit dem Verstand eines Menschen begutachtete. Ich durfte ihm keine Zeit lassen, einen Fluchtplan zu entwickeln. Ich ignorierte die Gaffer auf der Straße und rannte auf das Pferd zu. Das Schlachtross versuchte, sich aufzubäumen und seine tödlichen Vorderbeine zum Einsatz zu bringen, doch der Schuppen war zu niedrig dafür. Das Tier entblößte so nur seine Brust, und ich stieß mein Schwert hinein, so tief es ging.
    Das Tier schrie, eine Welle aus Zorn und Hass brachte fast meine Gabenmauern zum Einsturz und stieß mich zurück. Ich wurde nach hinten geworfen. Mein Schwert blieb in der

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