Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr
schlugen oder umbrachten … außer vielleicht, dass er noch ein Junge war, den die Umstände in diese Situation gezwungen hatten. So kam es, dass mein Bauch kalt war und ich mit den Zähnen bei dem Gedanken knirschte, was ihm nun widerfahren würde.
Dann schickte mich Pflichtgetreus Gabensturm fast auf die Knie. Finde Gentil Bresinga. Er schwebt in großer Gefahr. Bitte, Tom, geh jetzt. Ich glaube, er ist unten in Burgstadt. Der Prinz schickte seine Forderung wie eine Flut. Im Hintergrund bemerkte ich schwach, wie Dicks Musik überrascht aufhörte.
Ich sammelte meinen Verstand und sandte einen Gedanken zu Pflichtgetreu. Ich bin nicht weit von ihm entfernt. Er schwebt tatsächlich in Gefahr, aber sie ist nicht so groß, wie du denkst. Woher weißt du das?
Eine schmerzhafte Gabenwelle schlug auf mein Hirn ein. Se ine Katze hat es mir erzählt. Gentil hat sie in einem Sack zu mir gebracht und mir gesagt, ich solle sie hier behalten und nicht rauslassen, egal was passiert. Das war der Gefallen, den er von mir wollte. Er hat gesagt, er hätte etwas zu tun, wo er die Katze nicht mitnehmen könne. Tom, warte nicht. Die Katze sagt, die Gefahr sei real, sehr real. Sie werden ihn töten.
Ich werde ihn beschützen. Ich machte das Versprechen und erhöhte dann meine Gabenmauern, um Pflichtgetreu draußen zu halten. Dann umkreiste ich das kleine Haus. Seltsam, wie die eigene Perspektive sich in nur einem Augenblick verändern kann. Gentil war in der Erwartung hierher gekommen, diese Konfrontation nicht zu überleben. Er hatte es so geplant. Das war auch der Grund, warum er sein Geschwistertier zu Pflichtgetreu gebracht hatte: um das Leben der kleinen Katze zu retten, die sonst für ihn gekämpft hätte. Ich hielt mein hässliches Schwert in der Hand, als ich die Tür aufstieß. Ein Mann ging zu Boden, und seine Eingeweide ergossen sich zwischen seinen Fingern hindurch auf die Bretter. Er war weder bewaffnet noch hatte er mich bedroht; er hatte mir schlicht im Weg gestanden. Ich schirmte mich gegen seine Schmerzen ab, als ich in den Raum stürmte.
Mit einem einzigen Blick wusste ich, dass Gentil Recht hatte. Lutwin saß am Tisch, vor sich ein Glas Wein, und schaute zu, wie Padget den Jungen strangulierte. Padget genoss das sichtlich. Er war kräftig genug, um dem Leben des Jungen sofort ein Ende zu bereiten, hätte er es denn gewollt. Stattdessen hatte er Gentils Kehle von hinten gepackt, den Jungen vom Boden hochgehoben und drückte nun langsam zu. Gentils Gesicht war knallrot, und seine Augen quollen hervor, während er mit den Fingernägeln sinnlos an Padgets ledergepanzerten Unterarmen kratzte. Ein bösartiger, kleiner Hund hüpfte fröhlich um sie herum und schnappte nach Gentils baumelnden Füßen. Der Anblick weckte die Kampfeswut in mir. In nur einem Augenblick spürte ich, wie meine Brust davon anschwoll, und ich hörte das Donnern meines eigenen Herzens. Alle anderen Überlegungen waren wie weggewischt. Ich würde sie beide töten.
Lutwin hatte sich genüsslich auf seinem Stuhl zurückgelehnt, als ich meinen plötzlichen Auftritt hatte. Ohne auch nur einen Hauch von Panik in der Stimme befahl er Padget: »Mach ihn fertig.« Dann stand er geschmeidig auf, um sich meinem Angriff zu stellen. Dabei zog er ein Kurzschwert. In diesem Augenblick erkannte er mich, und sein Gesichtsausdruck veränderte sich. Aus dem Augenwinkel heraus sah ich, wie Padgets Finger sich enger um den Hals des Jungen schlossen.
Ich konnte entweder Lutwins Schwerthieb abwehren oder Gentils Leben retten, aber nicht beides. Der Tisch befand sich zwischen Gentil und mir. Ich machte einen Sprung, landete mit einem Knie auf dem Tisch und stieß meine blutige Klinge an Gentil vorbei Padget tief in die Brust. Gleichzeitig spürte ich den Biss von Lutwins Schwert. Es drang in die Muskeln auf meiner rechten Rückenhälfte zwischen Rippen und Hüfte. Ich schrie und rollte mich beiseite. Dann schlug ich zurück, doch mein Schlag war kraftlos. Ich wälzte mich vom Tisch, und mein rechtes Bein gab unter mir nach. Das war mein Glück, denn Lutwins Folgeschlag ging über meinem Kopf vorbei. Ich atmete tief ein und schrie Gentil zu: »Lauf!« Der Junge war schlaff zu Boden gesunken, als Padget ihn losgelassen hatte, um sich an die Brust zu greifen. Gentil lag noch immer dort, hielt seinen Hals umklammert und schnappte panisch nach Luft. Padget war ebenfalls zu Boden gegangen. Blut strömte aus seiner Brust, während sein Geschwistertier hilflos bellend um ihn
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