Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr
schon dafür getadelt, aber ich habe mich geweigert, ihm zuzuhören. Es ist schon schlimm genug, dass du in solch einer kleinen, düsteren Kammer hausen musst. Ich werde sie nicht länger so ärmlich und kalt belassen.«
»Aber dein Gemach ist auch schlicht und einfach, ganz nach der Art des Bergvolkes. Ich will nicht …«
»Wenn du dich wieder gut genug fühlst, um Besucher zu empfangen, kannst du ja alles wieder wegschaffen lassen, wenn du willst. Aber jetzt will ich erst einmal, dass du es bequem hast. Im Stil der Sechs Provinzen.« Sie klang ein wenig schroff, dann seufzte sie. »Wie immer hat eine Lüge alles erklärt. Fürst Leuenfarb wünscht, seinen Diener für dessen Loyalität zu belohnen. Toleriere das gefälligst.«
Ihr Tonfall verriet, dass sie nicht mit sich darüber reden lassen würde. Sie legte meine Kissen zurecht, sodass ich mich setzen und das eingeweichte Brot essen konnte. Ich hätte noch mehr essen können, doch Kettricken nahm mir die Schüssel ab und sagte, ich solle mich langsam erholen. Dann wurde ich plötzlich müde. Ich legte mich zurück und stellte erstaunt fest, dass ich keine Schmerzen spürte. Tatsächlich lag ich sogar auf dem Rücken. Mein Gesichtsausdruck musste sich verändert haben, denn Kettricken fragte mich besorgt, ob ich in Ordnung sei.
Ich rollte mich auf die Seite und tastete neugierig nach meinem Rücken. »Da ist kein Schmerz«, sagte ich ihr.
Man hatte mir auch keinen Verband angelegt.
Ich spürte weiches Fleisch, dann mein Rückgrat und meine Rippen, die sich wie die eines halbverhungerten Hundes durch die Haut drückten. Ich begann zu zittern, und meine Zähne klapperten. Kettricken zog die Decken enger um mich herum. »Die Wunde ist vollständig verheilt«, bemerkte ich aufgeregt.
»Ja«, bestätigte sie mir. »Das Fleisch hat sich geschlossen und ist gesund. Von dem Schwertstich ist keine Spur übrig geblieben. Das ist einer der Gründe dafür, warum wir Besucher von dir ferngehalten haben.« Kurz hielt sie inne, und ich glaubte schon, sie würde nichts mehr sagen, doch dann lächelte sie zärtlich. »Mach dir im Augenblick um nichts irgendwelche Sorgen. Du musst dich ausruhen, Fitz, nicht dir den Kopf zerbrechen. Ruh dich aus, iss, und schon bald wirst du wieder auf den Beinen sein.« Meine Königin berührte meine hohle Wange und strich mir das Haar zurück.
Plötzlich drängten sich tausend Fragen in meinem Kopf. »Weiß Harm, dass es mir gut geht? Ist er gekommen, um nach mir zu sehen? Macht er sich Sorgen?«
»Schschsch. Noch bist du nicht gesund. Er ist hierher gekommen, aber wir haben es für das Beste gehalten, ihn nicht zu dir zu lassen. Fürst Leuenfarb hat mit ihm gesprochen und ihm versichert, dass du dich wieder erholen wirst und die beste Pflege genießt. Er hat ihm gesagt, wie dankbar er dafür sei, wie Tom Dachsenbless seinen Schatz verteidigt hatte, und er hat Harm versprochen, dass Fürst Leuenfarb sich um ihn kümmern würde, solange du dich erholst. Auch eine Frau mit Namen Jinna wollte dich besuchen, doch sie ist ebenfalls abgewiesen worden.«
Ich verstand, warum das klug war. Sowohl Harm als auch Jinna wären über meine Erscheinung erstaunt gewesen, doch ich hoffte, dass man meinem Jungen keine allzu großen Sorgen bereitet hatte. Dann, als wäre ein Tor geöffnet worden, drängten sich all meine anderen Fragen nach vorne. »Wo sind die anderen Gescheckten außer Lutwin und Padget? Und wo ist Henja? Ich habe Henja hier gesehen, und ich glaube nicht, dass das Zufall war. Außerdem habe ich den Eindruck, dass das Leben von Gentils Mutter bedroht ist. Chade sollte jemanden schicken, um ihr zu helfen. Und da ist noch immer dieser Spion, der, der Dick zu Lutwin gebracht hat. Chade muss …«
»Du musst dich ausruhen«, unterbrach mich Kettricken mit fester Stimme. »Im Augenblick beschäftigen sich andere mit diesen Dingen.« Elegant stand sie auf. Sie brauchte nur zwei Schritte, um meinen winzigen Raum zu durchqueren. Sie blies alle Kerzen bis auf eine aus und nahm sie dann vom Leuchter. Dabei bemerkte ich, dass meine Königin ihr Nachtgewand trug. Ihr Haar hing in einem dicken goldenen Zopf auf ihrem Rücken.
»Es ist Nacht«, sagte ich dümmlich.
»Ja. Sehr spät in der Nacht. Schlaf jetzt, Fitz.«
»Was tust du hier so spät in der Nacht?«
»Über deinen Schlaf wachen.«
Das ergab keinen Sinn. Sie hatte mich absichtlich geweckt. »Aber die Milch und das Brot …«
»Ich habe sie meinen Pagen für mich holen lassen und ihm
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