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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Leuenfarb sagte, ohne vom Schreibtisch aufzublicken: »Lass es auf dem Tisch stehen, Char.« Der Junge ging, und noch immer schrieb Fürst Leuenfarb weiter. Wieder einige Zeit später klopfte es erneut an der Tür. Diesmal brachte der Junge Eimer mit Wasser. Ein Mann begleitete ihn mit einem Arm voll Feuerholz. Fürst Leuenfarb ignorierte die beiden, während sie ihre Arbeit erfüllten. Nachdem sie gegangen waren, seufzte er, stand vom Schreibtisch auf, ging zur Tür und verriegelte sie. Dann sprach er wieder mit mir.
    »Möchtest du in deiner Kammer oder am Tisch essen, Tom?«
    Zur Antwort setzte ich mich auf. Am Fuß meines Bettes lag eine neue blaue Wollrobe. Ich zog sie mir über den Kopf und stand dann auf. Das niedrige Bett machte es mir schwerer, als es hätte sein sollen. Einen Augenblick lang stand ich einfach nur da, während sich in meinem Kopf alles drehte. Dann ging ich vorsichtig zum Tisch. An der Tür blieb ich einmal kurz stehen und stützte mich an der Klinke ab, während ich nach Atem rang. Fürst Leuenfarb hatte sich bereits gesetzt und schaute sich die Speisen an, die der Junge für ihn angerichtet hatte. Bedächtig setzte ich mich auf den Stuhl ihm gegenüber.
    Sie hatten mir die Mahlzeit eines Invaliden gebracht: Brühe, Brei und Brot in Milch. Auf Fürst Leuenfarbs Seite standen Rühreier, Wurst, Brot, Butter, Konfitüre und alles andere, was das Herz begehrte. Kurz empfand ich eine irrationale Wut auf ihn. Dann aß ich alles, was man mir gegeben hatte und spülte es mit einer Tasse lauwarmen Kamillentees hinunter. Hinterher stand ich auf und kehrte in mein Bett zurück. Fürst Leuenfarb und ich hatten kein einziges Wort gewechselt. Nach einiger Zeit schlief ich vor lauter Langeweile wieder ein.
    Leise Stimmen weckten mich wieder. »Dann geht es ihm also gut genug, dass er aufstehen und essen kann?«
    »So gerade«, antwortete Fürst Leuenfarb. »Wir sollten es besser langsam angehen lassen. Er hat keine Kraftreserven mehr, die er mobilisieren könnte. Wenn Ihr ihm jetzt aber Aufgaben präsentiert, wird er trotzdem …«
    »Ich bin wach«, krächzte ich. Ich räusperte mich und versuchte es erneut. »Chade, ich bin wach.«
    Rasch kam er an meine Tür und lächelte mich an. Sein weißes lockiges Haar schimmerte, und er wirkte ausgesprochen vital. Verächtlich blickte er auf Kettrickens Kissen neben meinem Bett. »Lass mich einen Stuhl holen, Junge. Dann setze ich mich zu dir, und wir können ein wenig reden. Du siehst schon viel besser aus.«
    »Ich kann aufstehen.«
    »Ja? Ah. Nun. Nimm meine Hand. Sei nicht stur, ich helfe dir. Sollen wir uns ans Feuer setzen?«
    Er sprach mit mir, als wäre ich von schlichtem Gemüt. Ich akzeptierte das als Zeichen seiner Sorge um mich und ließ mich von ihm zum Kamin führen. Dort setzte ich mich auf einen der Polsterstühle. Chade ließ sich mit einem Seufzen auf den anderen nieder. Ich schaute mich nach dem Narren um, doch Fürst Leuenfarb war wieder an seinem Schreibtisch beschäftigt.
    Chade lächelte mich an und streckte seine Füße zum Feuer aus. »Ich bin so froh, dass es dir wieder besser geht, Fitz. Du hast uns einen ziemlichen Schrecken eingejagt. Es hat uns all unsere Kraft gekostet, dich wieder zurückzuholen.«
    »Das ist etwas, worüber wir reden müssen«, sagte ich ernst.
    »Ja, aber nicht jetzt. Im Augenblick werden wir es erst einmal langsam angehen, damit du dich nicht überanstrengst. Schlafen und Essen sind das, was du hauptsächlich brauchst.«
    »Echtes Essen«, forderte ich entschlossen. »Fleisch. Mit dieser Pampe, die man mir heute Morgen vorgesetzt hat, werde ich meine Kraft nie zurückgewinnen.«
    Chade hob die Augenbrauen. »Wir sind wohl ein wenig gereizt, hm? Nun, das war auch nicht anders zu erwarten. Ich werde dafür sorgen, dass du zu Mittag Fleisch bekommst. Du musstest uns nur sagen, dass du bereit dafür bist. Immerhin habe ich dich bis gerade noch nicht einmal sprechen hören, seit wir dich heimgebracht haben.«
    Es war unvernünftig, aber ich fühlte, wie die Wut in mir wuchs. Die Tränen traten mir in die Augen. Ich wandte mich von Chade ab und versuchte, mich wieder zu beherrschen. Was war nur los mit mir?
    Wie als Antwort auf meinen Gedanken sagte Chade: »Fitz. Junge. Du darfst noch nicht zu viel von dir erwarten. Ich habe schon viele harte Zeiten durchgemacht, aber das hier war bis jetzt das Schlimmste. Gib deinem Geist und deinem Körper Zeit, sich zu erholen.«
    Ich holte Luft, um ihm zu sagen, ich sei in

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