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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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gesagt, ich könne nicht schlafen. Das konnte ich auch tatsächlich nicht. Dann habe ich sie für dich hierher gebracht.« Fast klang sie, als wolle sie sich rechtfertigen. »Es gibt auch Gutes in all dem Bösen, das dir widerfahren ist. Es hat mich lebhaft daran erinnert, wie viel ich dir wirklich schulde, und wie sehr ich dich schätze.« Einen Augenblick lang blickte sie zu Boden. »Hätte ich dich verloren«, sagte sie unwillig, »dann hätte ich den einzigen Menschen verloren, der meine ganze Geschichte kennt. Den einzigen Menschen, der mich ansieht und weiß, was ich alles mit meinem König durchlebt habe.«
    »Aber Merle war auch dabei. Und Fürst Leuenfarb.« Kettricken schüttelte den Kopf. »Nicht immer und überall, und keiner von beiden hat ihn so geliebt, wie wir ihn geliebt haben.« Dann beugte sie sich mit der Kerze in der Hand vor und küsste mich auf die Stirn. »Schlaf jetzt, FitzChivalric.« Und als sie mich auf den Mund küsste, war das wie ein kräftiger Schluck kühlen Wassers, und ich wusste, dass dieser Kuss nicht für mich, sondern für den Mann bestimmt war, den wir beide verloren hatten. »Ruh dich aus, und komm wieder zu Kräften«, ermahnte sie mich, richtete sich wieder auf und verließ meine Kammer durch die Geheimtür. Sie nahm Becher und Schüssel mit und hinterließ keine Spur von ihrem Besuch außer einem Hauch ihres Dufts. Ich seufzte und versank in einen tiefen Schlaf, der fast normal war.

Kapitel 21
Genesung
    Die Zeugensteine stehen schon so lange auf den Klippen nahe Bocksburg wie die Bocksburg selbst, vermutlich sogar noch länger. Groß und schwarz ragen die vier Steine im Quadrat aus der Erde. Entweder die Zeit oder die Hand von Menschen haben die Markierungen zerstört, die einst die Seiten der stehenden Steine zierten. Die Runen sind nun nicht mehr lesbar. Die Steine selbst ähneln den Blöcken, aus denen die Bocksburg errichtet ist, abgesehen von den silbernen Adern, die man in jedem Pfeiler erkennen kann. Niemand weiß, woher der Brauch stammt, die Steine als Zeugen für einen Eid oder zur Bestätigung der Wahrheit zu nehmen. Manchmal werden Kämpfe vor den Steinen ausgefochten, und zwar in dem Glauben, dass die Steine der gerechteren Sache zum Sieg verhelfen werden. Um den Raum innerhalb des Vierecks ranken sich so manch abergläubische Geschichten. Manche glauben, eine unfruchtbare Frau könne dort empfangen, andere, dass eine Frau die Steine bitten könne, ihr das zu nehmen, was in ihrem Leib heranwächst.
    LADY CLARINES
    ›BRÄUCHE DER BOCKSMARKEN‹
     
    Am nächsten Tag stand ich erstmals aus meinem Krankenbett auf. In der Dunkelheit meiner abgeschlossenen Kammer ging ich drei Schritte bis zur Kleidertruhe. Dann fiel ich und fand nicht die Stärke wieder aufzustehen. Ich lag vollkommen still, fest entschlossen, nicht um Hilfe zu rufen, sondern zu warten, bis ich wieder genügend Energie gesammelt hatte, um selbst zu meinem Bett zurückzukehren. Doch fast sofort öffnete sich die Tür zu meiner Kammer, Licht und Luft strömten herein – und Fürst Leuenfarb. Er stand in der Tür und blickte mit aristokratischer Missbilligung zu mir herunter. »Tom, Tom, Tom«, sagte er und schüttelte den Kopf. »Muss du denn immer so verdammt stur sein? Ab ins Bett, bis Lord Chade dir erlaubt aufzustehen.«
    Wie immer überraschte mich die Kraft seiner schlanken Arme. Er half mir nicht auf die Beine, sondern hob mich schlicht in die Höhe und trug mich wieder ins Bett. Ich griff nach meiner Decke. »Ich könnte hier noch was weiß ich wie viele Tage liegen«, beschwerte ich mich.
    Fürst Leuenfarb wirkte amüsiert. »Ich würde gerne sehen, wie du versuchst, irgendetwas anderes zu tun, denn offensichtlich kannst du das nicht. Ich werde die Tür auflassen, damit du etwas Licht hast. Willst du auch eine Kerze?«
    Langsam schüttelte ich den Kopf. Seine unpersönliche, doch tolerante, freundliche Art jagte mir einen Schauder über den Rücken. Er ließ mich allein, doch die Tür blieb auf. Ich sah ein Feuer im ordentlich sauberen Kamin brennen. Fürst Leuenfarb setzte sich an seinen kleinen Schreibtisch, griff nach der Feder und begann zu schreiben.
    Kurze Zeit später klopfte es an der Tür, und der Page mit dem Frühstückstablett betrat den Raum. Char stellte es auf den Tisch und nahm vorsichtig Geschirr und Essen herunter. Nachdem er damit fertig war, befanden sich noch immer mehrere Schüsseln und ein Becher auf dem Tablett. Die nahm er und ging auf meine Tür zu, doch Fürst

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