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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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stehen, unterhielt mich ein wenig mit dem Mann und gab demütig zu, dass Deleree mir tatsächlich sogar überlegen gewesen war. Ich bat ihn, mir einen Übungspartner für heute zu empfehlen, und er brüllte über den Hof hinweg nach Wim.
    An den Hüften hatte Wim im Laufe der Jahre deutlich zugelegt und sein Bart war von grauen Strähnen durchzogen, aber er bewegte sich mit der Leichtigkeit eines Veteranen. Ich schätzte sein Alter auf 45, gut zehn Jahre älter, als ich in Wirklichkeit war, und doch erwies er sich mir als ebenbürtig. Sowohl seine Ausdauer als auch seine Strapazierfähigkeit waren besser als meine, aber ich kannte ein paar Tricks mit der Klinge, durch die ich das ausgleichen konnte. Wie auch immer, er war freundlich genug, mir zu versichern, dass mein Geschick und meine Kondition mit zunehmender Übung wieder zurückkehren würden, nachdem er mich dreimal besiegt hatte. Das war nur ein kleiner Trost. Ein Mann glaubt gerne, sich gut gehalten zu haben, und tatsächlich war mein Körper durch die Feldarbeit und die häufigen Jagdausflüge recht gut in Schuss. Aber die Muskeln und die Ausdauer eines Kämpfers sind etwas vollkommen anderes, und ich würde beides wieder aufbauen müssen. Zwar hoffte ich, dass ich diese Fähigkeiten nicht brauchen würde, unterwarf mich aber trotzdem Übungen, wenn auch mit Murren. Trotz der Kälte klebte mir das Hemd am Leib, als ich den Übungsplatz verließ.
    Ich wusste, dass die Dampfbäder hinter den Kasernen zum Reich der Wachen und Stallburschen gehörten, dennoch ging ich zu ihnen. Ich dachte mir, dass sie um diese Zeit nicht allzu gut besucht sein würden; außerdem passte das in meinen Augen eher zu Tom Dachsenbless, als Wasser für ein mittägliches Bad zu holen. Die Dampfbäder befanden sich in einem alten, langen und niedrigen Gebäude aus grob behauenem Stein. Im Vorraum zog ich meine verschwitzten Kleider aus, faltete sie und legte sie auf eine Bank. Dann nahm ich Jinnas Glücksbringer vom Hals und steckte ihn in mein Hemd. Nackt ging ich durch die schwere Holztür, die in die eigentlichen Dampfbäder führte. Es dauerte einen Augenblick, bis meine Augen sich an das Licht und den Dampf gewöhnt hatten. Mehrstufige Bänke an den Wänden umgaben eine viereckige, steinerne Feuerstelle. Licht strahlte nur die rote Glut in ihrem steinernen Verlies aus. Sie war gut geschürt. Wie ich vermutet hatte, war das Dampfbad größtenteils verlassen; nur drei Outislander waren hier zu finden, Wachen aus dem Gefolge der Narcheska. Sie saßen an einem Ende des vernebelten Raums und sprachen leise in ihrer eigenen, hart klingenden Sprache miteinander. Kurz blickten sie zu mir und beachteten mich dann nicht mehr. Ich war mehr als bereit, sie sich selbst zu überlassen.
    Ich holte Wasser aus dem Eimer in der Ecke und verteilte es großzügig auf den heißen Steinen. Ein frischer Dampfvorhang stieg auf, und ich atmete tief ein. Ich blieb so nahe an den glühenden Steinen stehen, wie ich ertragen konnte, bis mir der Schweiß ausbrach und in Strömen über meine Haut rann. Er brannte in den noch nicht verheilten Wunden auf meinem Hals und meinem Rücken. Unweit des Ofens stand eine Kiste mit grobkörnigem Salz und ein paar Schwämmen, genauso wie damals, als ich noch ein Kind gewesen war. Ich rieb mir den Leib mit Salz ab, zuckte ob des Brennens in meinen Verletzungen zusammen und spülte es dann mit einem Schwamm herunter. Ich war fast fertig, als sich die Tür öffnete, und ein Dutzend Wachsoldaten hereinströmten. Die Veteranen in der Gruppe sahen müde aus, während die Jüngeren gut gelaunt feixten und die überschüssige Energie abließen, die sich nach ihrer Rückkehr von einer langen Patrouille aufgestaut hatte. Zwei junge Männer legten Holz aufs Feuer, während andere Wasser auf die Steine schöpften. Dampf stieg wie eine Wand empor, und lautes Gerede erfüllte den Raum.
    Zwei alte Männer folgten ihnen in den Raum; sie gingen langsamer und gehörten offenbar nicht zu der ersten Gruppe. Ihre vernarbten, knorrigen Leiber waren Beweis für lange Jahre im Dienst des Königs. Sie waren in ein Gespräch vertieft, irgendetwas über das schlechte Bier im Wachraum. Sie begrüßten mich, und ich grunzte etwas zurück, bevor ich mich abwandte. Ich hielt den Kopf gesenkt und versuchte, mein Gesicht vor ihnen zu verbergen. Einer der älteren Männer hatte mich gekannt, als ich noch ein Junge war. Klinge war sein Name, und der alte Wachmann war mir ein echter Freund gewesen. Ich

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