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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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lauschte seinen vertrauten Flüchen, als er sich lautstark über seinen steifen Rücken beschwerte. Ich hätte viel dafür gegeben, ihn offen begrüßen und mich mit ihm unterhalten zu können. Stattdessen lächelte ich ob seines Fluchens vor mich hin und wünschte ihm von ganzem Herzen alles Gute.
    Unauffällig schaute ich mich um, um zu sehen, ob die Bocksburgwachen sich mit den Outislandern mischten. Seltsamerweise waren es gerade die jungen Männer, die ihnen misstrauische Blick zuwarfen. Jene, die alt genug waren, um im Krieg der Roten Schiffe gekämpft zu haben, schienen die einstigen Feinde weit weniger zu beunruhigen. Vielleicht fällt es einem erfahrenen Soldaten leichter, den ehemaligen Feind als Kameraden zu sehen, der nur zufällig auf der anderen Seite gestanden hatte. Aber was auch immer der Grund sein mochte, insgesamt waren die Outislander weniger bereit, sich zu mischen, als die Bocksburgwachen. Vielleicht war das nur die natürliche Vorsicht von Soldaten ohne Waffen inmitten von Fremden. Sie länger zu beobachten, wäre interessant gewesen, aber auch gefährlich. Klinge war stets ein guter Beobachter gewesen. Ich wollte nicht provozieren, dass er mich erkannte, indem ich länger hier herumlungerte.
    Als ich mich zum Gehen erhob, stieß einer der jüngeren Wachmänner mit der Schulter gegen mich. Das war kein Zufall gewesen und noch nicht einmal gut vorgetäuscht. Es war schlicht eine Entschuldigung, um lauthals rufen zu können: »Pass auf, Mann! Wer bist du überhaupt? Welche Wachkompanie?« Der junge Kerl besaß sandfarbenes Haar, stammte vielleicht aus Farrow, war muskulös und kampflustig. Er schien mir knapp sechzehn Jahre alt zu sein, ein Junge, der begierig darauf war, sich anderen zu beweisen.
    Ich warf ihm einen angewiderten, aber toleranten Blick zu, Veteran gegen Grüner Junge. Sich vollkommen passiv zu verhalten, hätte nur einen Angriff provoziert. Ich wollte schlicht so schnell wie möglich hier raus und dabei keine unnötige Aufmerksamkeit erregen. »Pass selber auf, Junge«, warnte ich ihn freundlich. Ich ging an ihm vorbei, doch er stieß mich von hinten gegen die linke Schulter. Also drehte ich mich wieder um, locker, aber nicht aggressiv. Er hatte die Fäuste gehoben, um sich zu verteidigen. Nachsichtig schüttelte ich den Kopf, und mehrere seiner Kameraden kicherten. »Lass es, Junge«, warnte ich ihn.
    »Ich habe dir eine Frage gestellt«, knurrte er.
    »Das hast du«, räumte ich großmütig ein. »Und hättest du mir freundlicherweise deinen Namen genannt, bevor du meinen verlangt hast, hätte ich dir auch geantwortet. So war das zumindest früher Brauch in Bocksburg.«
    Er kniff die Augen zusammen. »Karl von der Hellwache. Ich habe weder Grund, mich für meinen Namen noch meine Kompanie zu schämen.«
    »Und ich auch nicht«, versicherte ich ihm. »Tom Dachsenbless, Mann von Fürst Leuenfarb, der mich in Kürze erwartet. Einen guten Tag wünsche ich.«
    »Fürst Leuenfarbs Diener. Ich hätte es wissen müssen.« Er schnaufte verächtlich und wandte sich seinen Kameraden zu, um seine Überlegenheit zur Schau zu stellen. »Du bist noch nicht lange hier. Dieses Bad ist nur für die Wachen. Pagen, Lakaien und ›spezielle Diener‹ sind hier nicht erlaubt.«
    »Ach ja?« Ich lächelte schief und musterte ihn beleidigend. »Keine Pagen oder Lakaien? Das überrascht mich.« Jetzt waren alle Augen auf uns gerichtet. Es war sinnlos, weiter die Aufmerksamkeit vermeiden zu wollen, und ich musste mich als Tom Dachsenbless etablieren. Der Junge errötete ob meiner Beleidigung und schlug dann zu.
    Ich wich dem Schlag aus und trat dann einen Schritt vor. Auf meine Fäuste war der Junge vorbereitet, doch ich trat ihm die Beine unterm Leib weg. Das war ein Angriff, der mehr einem Straßenschläger als dem Leibwächter eines Edelmanns anstand, und das überraschte ihn. Im Fallen trat ich ihn erneut und trieb ihm die Luft aus den Lungen. Keuchend schlug er gefährlich nahe dem Ofen auf, und ich trat vor, um ihm den Fuß auf die Brust zu stellen und ihn so festzunageln. Ich knurrte zu ihm herunter: »Lass es, Junge, bevor es hässlich wird.«
    Zwei seiner Kameraden standen auf, aber ein »Halt!« von Klinge, und sie blieben stehen. Der alte Wachmann kam näher, eine Hand in den Rücken gepresst. »Genug! Das will ich hier drin nicht sehen.« Er funkelte den Mann an, der vermutlich der Kommandierende des Jungen war. »Rufus, bring deinen Welpen wieder unter Kontrolle. Ich bin hierher gekommen,

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