Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr
Auf seinem Rücken trug er nicht nur sie beide heim, sondern auch ihre treue Menestrelle Merle Vogelsang. König Veritas ließ seine Königin und ihre Menestrelle sicher in Bocksburg absetzen; doch bevor seine treuen Untertanen ihn begrüßen konnte, ja sogar bevor sein Volk überhaupt von seiner Rückkehr wusste, hatte er sie wieder verlassen. Sein Schwert funkelte in der Sonne, als er mit dem Drachenkönig der Uralten hoch durch die Luft ritt, um die Roten Schiffe zu bekämpfen.
Für den Rest dieser langen und triumphal blutigen Jahreszeit führte König Veritas die mit ihm verbündeten Uralten gegen die Roten Schiffe. Wann immer sein Volk die wie Edelsteine strahlenden Schwingen eines Drachen am Himmel sah, wusste es, dass sein König bei ihm war. Während die Streitkräfte des Königs die Flotten und Stützpunkte der Roten Schiffe angriffen, folgten seine treuen Herzöge seinem Beispiel. Die wenigen Roten Schiffe, die nicht zerstört wurden, flohen von unseren Ufern und brachten die Nachricht vom Zorn der Weitseher zu den Äußeren Inseln. Nachdem unsere Küsten von den plündernden Invasoren befreit und der Frieden wiederhergestellt war, erfüllte König Veritas den Schwur, den er den Uralten geleistet hatte. Der Preis für ihre Hilfe war nämlich das Versprechen gewesen, mit ihnen in ihrem fernen Reich zu leben und nie wieder in die Sechs Provinzen zurückzukehren. Tatsächlich trug unser König eines Tages eine tödliche Verwundung im Kampf gegen die letzten Roten Schiffe davon, und so war es nur sein Leib, den die Uralten davontrugen. Es heißt, der Leichnam König Veritas sei in einem Grabmal aus Ebenholz und funkelndem Gold in einer Höhle unweit der Bergfeste der Uralten aufgebahrt. Dort ehren die Uralten den kühnen Mann, der alles opferte, um Hilfe für sein Volk zu finden. Andere behaupten wiederum, König Veritas lebe noch im Königreich der Uralten, und sollten die Sechs Provinzen ihn je wieder brauchen, würde er mit seinen heroischen Verbündeten wieder zurückkehren.
NOLUS DER SCHREIBER:
DIE KURZE REGIERUNGSZEIT VON
VERITAS WEITSEHER
Ich kehrte in die muffige Dunkelheit meiner kleinen Zelle zurück. Nachdem ich den Zugang zum Geheimgang versperrt hatte, öffnete ich die Tür zu den Gemächern des Narren in der Hoffnung, wenigstens etwas Tageslicht abzubekommen. Es half nicht viel, aber es gab ohnehin nur wenig, was ich tun musste. Ich machte mein Bett und ließ meinen Blick durch das karge Zimmer schweifen. Alles recht anonym. Hier könnte jeder leben – oder überhaupt niemand, dachte ich sarkastisch. Ich schnallte mein hässliches Schwert um und stellte sicher, dass auch mein Messer im Gürtel steckte, bevor ich das Zimmer verließ.
Der Narr hatte mir eine großzügige Portion Essen übrig gelassen. Es war kalt und nicht sonderlich appetitanregend, aber der Hunger trieb es rein. Ich beendete mein Frühstück, erinnerte mich dann an seine Anweisungen für Tom Dachsenbless und machte mich daran, das Geschirr in die Küche zu schaffen. Auf dem Rückweg holte ich Holz für den Kamin und Wasser für in die Krüge. Ich putzte das Waschbecken und erledigte die anderen, kleineren Arbeiten, die es zu tun galt. Ich öffnete die Fensterläden weit, um frische Luft hereinzulassen. Der Ausblick verriet mir, dass wir einen schönen, kalten Tag haben würden. Bevor ich ging, schloss ich die Fenster wieder.
Mir blieben noch einige Stunden für mich selbst, bevor wir nachmittags ausreiten würden. Ich dachte daran, nach Burgstadt runterzugehen, entschied mich aber rasch anders. Erst musste ich meine Gedanken in Bezug auf Jinna in Ordnung bringen, bevor ich wieder zu ihr ging; außerdem wollte ich in Ruhe über die Sorgen nachdenken, die mir Harm im Moment bereitete. Natürlich musste ich auch damit rechnen, dass die Gescheckten mich ausspionierten. Je weniger Interesse ich an Jinna oder meinem Sohn zeigte, desto sicherer waren sie.
Also ging ich in den Übungshof hinunter. Waffenmeister Kressbrunn begrüßte mich mit Namen und erkundigte sich, ob Deleree eine angemessene Herausforderung für meine Fähigkeiten gewesen sei. Ich stöhnte anerkennend und war ein wenig überrascht, dass der Waffenmeister sich so gut an mich erinnerte. Ich empfand es als angenehm und beunruhigend zugleich. Dann ermahnte ich mich selbst, dass es wohl der beste Weg sei, FitzChivalric vergessen zu machen, der vor sechszehn Jahren hier gelebt hatte, indem mich jeder eindeutig als Tom Dachsenbless erkannte. Also blieb ich
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