Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr
betrachtete meinen seltsamen, aber starken Widerwillen, den Narren in unseren Gabenunterricht mit einzubeziehen. Er würde ohnehin nicht kommen, sagte ich mir selbst, und dann fragte ich mich, ob ich wohl Recht hatte. »Ich weiß, dass er da war, aber ich weiß nicht, was er getan hat«, korrigierte ich mich.
Chade erklärte ernst: »Ich glaube, er hat uns geführt. Er hat gesagt, dass er schon einmal an etwas Ähnlichem teilgenommen hätte, als Nachtauge verwundet war.« Er hielt kurz inne und fuhr dann fort: »Er kennt dich gut. Ich glaube, es war vor allem das, was er zu der Heilung beigetragen hat. Er kennt dich gut, und er schien zu wissen … Er schien einen Weg in dich hinein zu kennen.« Er seufzte. »Fitz, das hast du bereits zugegeben.«
»Er war dabei, als ich sowohl die Gabe als auch die Alte Macht benutzt habe, um den Wolf zu heilen, aber er hat mir nicht bei der Heilung geholfen.« Dann hielt ich inne. »Diese Zurückhaltung und Geheimniskrämerei. Wird das zu einer Gewohnheit? Ich schwöre dir, Chade, ich weiß nicht, warum … Verdammt noch mal. Ja. Der Narr und ich, wir haben eine Gabenverbindung. Sie ist schwach, aber sie ist da, ein Überbleibsel davon, als er zum ersten Mal die Gabe an seine Finger bekommen hat. Als er versucht hat, mich in meinen Körper zurückzuziehen, ist sie stärker geworden. Ich nehme an, sie ist auch nach dieser Heilung wieder stärker geworden. Ich bezweifele allerdings, dass er über irgendwelche eigenen Fähigkeiten verfügt. Er hat nur das, was sich auf seinen Fingern findet, und vielleicht kann er nur zu mir eine Verbindung aufbauen.«
Chade lächelte ein wenig schuldbewusst. »Nun. Das ist direkt in zweierlei Hinsicht eine Erleichterung. Du sagst mir die Wahrheit und lässt mich wissen, dass … Nun. Ich kenne den Narren schon sehr lange. Ich schätze ihn. Aber da ist immer noch eine gewisse Fremdartigkeit, selbst wenn er sich als Fürst Leuenfarb maskiert, die mich bisweilen unruhig werden lässt. Manchmal erscheint es mir so, als wisse er zu viel, und dann wieder frage ich mich, ob die Dinge, die für uns so wichtig sind, ihn überhaupt interessieren. Nun da ich die Gabe ein wenig erfahren und erkannt habe, wie sehr sie uns füreinander öffnet … Nun. Wie du gesagt hast, werden Zurückhaltung und Geheimniskrämerei zur Gewohnheit. Eine Gewohnheit, die wir beide beibehalten müssen, wenn wir überleben wollen. Ich bin genauso zurückhaltend wie du, den Narren mit meinen Geheimnissen vertraut zu machen, und ich will auch nicht unbedingt seine teilen.«
Chades Ehrlichkeit überraschte und seine Meinung verwirrte mich. Aber er hatte Recht. Es fühlte sich gut an zu wissen, dass wir endlich ehrlich zueinander waren. »Ich werde selbst mit Fürst Leuenfarb darüber sprechen, welche Position er in unserer Kordiale bekleidet«, sagte ich. »Viel hängt davon ab, was er zu tun bereit ist. Ich kann niemanden zwingen, uns zu helfen.«
»Ja. Wenn du schon dabei bist, beende auch diesen dummen Streit zwischen euch. Im selben Raum wie ihr zu sein, ist genauso angenehm, als würde man zwischen zwei knurrenden Hunden stehen. Wer weiß, wer gebissen wird, wenn sie sich aufeinander stürzen?«
Ich ignorierte das. »Und wirst du dich zum Gabenunterricht zu uns gesellen?«
»Das werde ich.«
Ich wartete, dann kam ich zu dem Schluss, dass auch das offen ausgesprochen werden musste. »Und deine privaten Gabenexperimente?«
»Die werden weitergehen«, antwortete er ruhig. »Das müssen sie. Fitz, du kennst mich. Ich habe immer alleine gelernt, und immer, wenn ich etwas gefunden habe, das es zu studieren galt, habe ich mich mit allem Eifer an die Arbeit gemacht. Verlang nicht von mir, dass ich das jetzt ändere. Das kann ich nicht.«
Ich glaubte, dass er mir auch in diesem Punkt die Wahrheit sagte. Ich seufzte, wagte aber nicht, es ihm zu verbieten. »Dann sei wenigstens vorsichtig, mein Freund. Sei sehr, sehr vorsichtig. Die Strömungen sind stark und der Boden tückisch. Solltest du je davongerissen werden …«
»Ich werde aufpassen«, sagte er, und dann ließ er mich allein, und ich kroch in das Bett, das nun mehr meines als Chades war, und fiel in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
Kapitel 22
Verbindungen
Eure Schätzung der Gelder, die für diese Reise gebraucht werden, sind deutlich unter der Realität; auch hätte ich diese Erkundigungen gar nicht eingezogen, wenn ich gewusst hätte, wie übel Wetter, Essen und vor allem die Menschen auf diesen Inseln sind. Ich
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