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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Selbstmitleid durchsetzt zu sein. Es spricht sehr für meinen Freund, dass er sich davon nicht beleidigt fühlte. »Dann werde ich dich in Ruhe lassen. Ich denke, du hast dich entschieden, alleine zu trauern, und wenn das deine Entscheidung ist, werde ich sie respektieren. Ich glaube zwar nicht, dass es eine besonders weise Wahl war, aber nichtsdestotrotz werde ich sie respektieren.« Er hielt kurz inne und seufzte leise. »Ich habe inzwischen etwas über mich selbst erkannt: Ich bin gekommen, weil ich dich wissen lassen wollte, dass ich von deinem Schmerz weiß. Nicht weil ich dich davon heilen könnte, sondern weil du wissen sollst, dass ich ihn durch unsere Verbindung mit dir teile. Eine Last zu teilen, kann sie nicht nur leichter machen; sie kann auch ein Band zwischen jenen knüpfen, die sie teilen, sodass niemand gezwungen ist, sie allein zu tragen.«
    Ich fühlte, dass ein Körnchen Wahrheit in diesen Worten lag, etwas worüber ich nachdenken sollte, doch mir war zu elend, um danach zu greifen. »Ich werde gleich wieder zum Feuer zurückkehren«, sagte ich und der Narr wusste, dass er entlassen war. Er nahm die Hand von meiner Schulter und ging davon.
    Erst als ich später tatsächlich über seine Worte nachdachte, habe ich sie verstanden. In jenem Augenblick wählte ich das Alleinsein; das war keine unausweichliche Folge des Tods des Wolfes, ja noch nicht einmal eine sorgfältig überlegte Entscheidung. Ich umarmte meine Einsamkeit und hofierte meinen Schmerz. Das war nicht das erste Mal, dass ich diesen Kurs einschlug.
    Ich ging äußerst vorsichtig mit diesem Gedanken um, denn er war scharf genug, um mich zu töten. Ich hatte die Jahre der Isolation mit Harm in meiner Hütte verbracht. Niemand hatte mich in dieses Exil gezwungen. Die Ironie war nur, dass dies die Erfüllung meines so oft geäußerten Wunschs gewesen war. Meine ganze Jugend hindurch hatte ich stets erklärt, mein größter Wunsch sei es, ein Leben zu führen, in dem ich meine eigene Wahl treffen konnte, losgelöst von den ›Pflichten‹ meiner Geburt und meiner Position. Erst als das Schicksal mir diesen Wunsch erfüllte, erkannte ich den Preis dafür. Ich konnte meine Verantwortung anderen gegenüber beiseite schieben und leben wie ich wollte, wenn ich alle Verbindungen zu ihnen kappte. Beides zu behalten, Freiheit und Freunde, war unmöglich. Teil einer Familie zu sein oder einer Gemeinschaft, bedeutet Pflicht und Verantwortung, man ist durch die Regeln dieser Gruppen gebunden. Ich hatte lange Zeit abseits aller Verpflichtungen gelebt, doch erst jetzt erkannte ich, dass das meine freie Wahl gewesen war. Ich hatte beschlossen, die Verantwortung für meine Familie abzugeben und dafür mit Einsamkeit bezahlt. Damals hatte ich mir eingeredet, dass das Schicksal mich in diese Rolle gezwungen hatte. Genauso traf ich auch jetzt eine Entscheidung, auch wenn ich versuchte, mich selbst davon zu überzeugen, dass dies der unausweichliche Weg des Schicksals sei.
    Zu erkennen, dass man die Quelle seiner eigenen Einsamkeit ist, ist keine Heilung dafür; aber es war ein Schritt in die Richtung zu verstehen, dass es nicht unausweichlich war, und dass solch eine Entscheidung nicht unwiderruflich ist.

Kapitel 1
Die Gescheckten
    Die Gescheckten haben stets behauptet, sie wollten nur frei von Verfolgung sein, wie sie seit Generationen in den Sechs Provinzen das Schicksal jener mit der Alten Macht war. Diese Behauptung kann man getrost als Lüge und kluge Täuschung abtun. Die Gescheckten wollten Macht. Ihre Absicht war es, alle, die in den Sechs Provinzen über die Alte Macht verfügten, zu einer Einheit zu verschmelzen, die aufstehen und die Kontrolle über das Königtum übernehmen würde. Eine Facette dieser Verschwörung war die Behauptung, alle Könige seit der Abdankung von König Chivalric seien nur Prätendenten und die Bastardabstammung FitzChivalric Weitsehers sei nur konstruiert, um ihn davon abzuhalten, den Thron zu besteigen. Legenden vom »Treuherzigen Bastard«, der aus dem Grabe auferstanden sei, um König Veritas bei seiner Queste zu helfen, verbreiteten sich gegen den gesunden Menschenverstand, und man schrieb FitzChivalric Kräfte zu, die den Bastard fast in den Status eines Gottes erhoben. Aus diesem Grund waren die Gescheckten auch als ›Kult des Bastards‹ bekannt.
    Diese lächerlichen Behauptungen waren dazu gedacht, den Versuchen der Gescheckten, das Haus Weitseher zu stürzen und einen der ihren auf den Thron zu setzen, eine

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