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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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gehörte, dann zu meinem Jungen. Ich wollte unbedingt fühlen, dass diese Einschätzung auch der Wirklichkeit entsprach.
    »Noch Tee?«, fragte mich Jinna.
    Eigentlich wollte ich keinen Tee mehr. Wir hatten schon drei Kannen getrunken, und ich hatte ihren Abort schon zweimal aufgesucht. Dennoch bot sie mir Tee an, um mich wissen zu lassen, dass ich stets willkommen war und bleiben konnte, solange ich wollte. Also sagte ich, »Ja, bitte«, und Jinna legte ihre Strickarbeit beiseite, um einen neuen Kessel mit Wasser über das Feuer zu hängen. Draußen hatte der Sturm wieder an Wut gewonnen und ließ die Fensterläden klappern. Dann war es Harm, der wild an die Türe klopfte. »Jinna?«, rief er. »Bist du noch wach?«
    »Ich bin wach«, antwortete sie und drehte sich vom Kessel um. »Und du kannst von Glück sagen, dass ich das noch bin, sonst müsstest du jetzt im Schuppen bei deinem Pony schlafen. Ich komme.«
    Als sie den Riegel hob, stand ich auf und schob sanft den orangefarbenen Kater von meinem Schoß.
    Schwachkopf. Dem Kater war bequem, beschwerte sich Finkel, als er sich zu Boden gleiten ließ, doch er war von der Wärme viel zu benommen, als dass er sich großartig hätte aufregen können. Stattdessen sprang er auf Jinnas Stuhl und rollte sich zusammen, ohne mir auch nur einen Blick zu schenken.
    Der Sturm kam mit Harm herein, als dieser die Tür aufschob. Eine Windbö wehte Regen in den Raum. »Hui. Schieb den Riegel wieder vor, Junge.« Jinna tadelte Harm, als er hereinschlurfte. Gehorsam schloss der Junge die Tür hinter sich, verriegelte sie und stand dann tropfend im Raum.
    »Es ist wild und nass da draußen«, verkündete er. Sein Lächeln war das eines glücklich Betrunkenen, doch seine Augen leuchteten von mehr als nur vom Wein. Vernarrtheit war dort zu sehen, so unverkennbar wie der Regen, der ihm aus dem nassen Haar und übers Gesicht lief. Es dauerte einen Augenblick, bis er bemerkte, dass ich da war und ihn beobachtete. »Tom? Tom, du bist endlich zurückgekommen!« In trunkenem Überschwang breitete er die Arme aus, und ich lachte und ging auf ihn zu, um seine nasse Umarmung anzunehmen.
    »Verteil nicht überall Wasser auf Jinnas Boden!«, ermahnte ich ihn.
    »Nein, das sollte ich nicht. Dann werde ich wohl erst mal die nassen Sachen ausziehen«, erklärte er und hängte seinen durchnässten Mantel zusammen mit seiner Wollkappe zum Trocknen an einen Haken neben der Tür. Anschließend versuchte er, sich die Stiefel im Stehen auszuziehen, verlor aber das Gleichgewicht. Also setzte er sich auf den Boden und zog sie sich dort aus. Er lehnte sich weit zurück, um sie neben die Tür unter seinen Mantel zu stellen; dann setzte er sich mit einem seligen Lächeln wieder auf. »Tom. Ich habe ein Mädchen kennen gelernt.«
    »Hast du? Deinem Geruch nach dachte ich eher, du hättest dich mit einer Flasche getroffen.«
    »Oh, ja«, gab er unumwunden zu. »Das auch. Aber wir mussten auf das Wohl des Prinzen trinken, weißt du? Und auf das seiner Zukünftigen. Und auf eine glückliche Ehe. Und auf viele Kinder. Und auf viel Glück für uns selbst.« Er lächelte breit und albern. »Sie sagt, dass sie mich liebt. Sie mag meine Augen.«
    »Nun. Das ist gut.« Wie oft in seinem Leben hatten Menschen seine unterschiedlichen Augen gesehen, eins braun, das andere gelb, und hatten das Zeichen zum Schutz vor Bösem gemacht? Es musste Balsam für seine Seele sein, ein Mädchen gefunden zu haben, dass sie anziehend fand.
    Ich wusste plötzlich, dass dies nicht die rechte Zeit war, ihn mit meinem Kummer zu belasten. Ich sprach sanft, aber mit fester Stimme. »Ich glaube, du solltest jetzt vielleicht besser ins Bett gehen, Sohn. Erwartet dein Meister dich morgen nicht in aller Früh?«
    Harm blickte drein, als hätte ich ihn mit einem Fisch geschlagen. Das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht. »Oh. Ja. Ja, das ist wahr. Er erwartet mich. Der alte Gindast erwartet von seinen Lehrlingen, dass sie noch vor den Gesellen da sind, und seine Gesellen sind schon lange bei der Arbeit, wenn er endlich erscheint.« Langsam rappelte er sich auf. »Tom, diese Lehre ist ganz und gar nicht, was ich erwartet habe. Ich putze, trage Bretter herum und drehe das Holz um, das zum Trocknen ausgelegt ist. Ich schärfe Werkzeuge und putze Werkzeuge und öle Werkzeuge. Und dann putze ich wieder. Ich reibe Öl in die fertigen Stücke. Aber in all den Tagen habe ich nicht ein Werkzeug benutzen dürfen. Es heißt immer nur, ›Schau dir an, wie

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