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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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welche die Alte Macht zwischen einem Menschen und einem Tier herstellt, ist äußerst komplex. Sie zu durchtrennen, ist nie belanglos. Doch der Junge hatte sein Leid gemeistert und erfüllte nun entschlossen seine Pflichten. Wenigstens musste ich mich morgen Abend nicht verloben.
    Der Prinz war sofort wieder von seinen Pflichten eingeholt worden, kaum dass wir gestern Nachmittag in Bocksburg eingetroffen waren. So hatte er abends bereits wieder an den Zeremonien zum Empfang seiner zukünftigen Braut teilgenommen. Heute Abend musste er lächeln und essen, Konversation betreiben, gute Wünsche annehmen, tanzen und zu allem Zufriedenheit zeigen, was das Schicksal und seine Mutter ihm auferlegt hatten. Mitleidig schüttelte ich den Kopf.
    »Und weshalb schüttelst du so den Kopf, Tom Dachsenbless?«
    Jinnas Stimme riss mich aus meinen Gedanken, und ich erkannte, dass mein Schweigen wohl schon sehr lange gewährt hatte. Ich atmete tief durch und fand schnell eine Ausrede. »Es sieht nicht so aus, als ob der Sturm sich bald legen würde, nicht wahr? Ich habe Mitleid mit jenen, die heute Nacht da raus müssen, und ich bin dankbar dafür, nicht zu ihnen zu gehören.«
    »Nun. Was das betrifft, möchte ich sagen, dass ich wiederum dankbar für deine Gesellschaft bin«, sagte Jinna und lächelte.
    »Ich ebenfalls«, erwiderte ich verlegen.
    Die Nacht in der ruhigen, friedlichen Gesellschaft einer angenehmen Frau zu verbringen, war eine neue Erfahrung für mich. Jinnas Kater lag schnurrend auf meinem Schoß, während sie mit Stricken beschäftigt war. Der gemütlich warme Feuerschein spiegelte sich auf Jinnas rötlichbraunen Locken und den Sommersprossen auf ihrem Gesicht und Unterarmen. Sie besaß ein angenehmes Gesicht, nicht schön, aber mit ruhigen und freundlichen Zügen. Wir hatten über alles Mögliche an diesem Abend gesprochen, von den Kräutern, aus denen sie ihren Tee aufbrühte, über Treibholz, das manchmal farbig brennt, bis hin zu uns selbst. Ich hatte herausgefunden, dass sie gut sechs Jahre jünger war, als ich in Wirklichkeit war, und sie hatte sich überrascht gezeigt, als ich ihr erklärte, ich sei 42. Das war sieben Jahre über meinem wahren Alter; die Extrajahre waren Teil meiner Rolle als Tom Dachsenbless. Es gefiel mir, als sie sagte, sie hätte mich für wesentlich jünger gehalten. Doch keiner von uns sprach wirklich aus, was er dachte und fühlte. Es herrschte eine interessante kleine Spannung zwischen uns, während wir vor dem Feuer saßen und leise miteinander sprachen. Die Neugier war wie ein Faden zwischen uns, so straff gespannt, dass er leise summte, wenn man daran zupfte.
    Bevor ich zu meiner Reise mit Fürst Leuenfarb aufgebrochen war, hatte ich einen Nachmittag mit Jinna verbracht. Sie hatte mich geküsst. Kein Wort hatte diese Geste begleitet, keine Liebesschwüre und keine romantischen Komplimente. Da war nur dieser eine Kuss gewesen, den ihre Nichte unterbrochen hatte, als sie vom Markt zurückgekehrt war. Im Augenblick wusste keiner von uns beiden, wie wir zu jenem Ort zurückkehren sollten, an dem solch eine Intimität möglich gewesen war. Was mich betraf, so war ich nicht sicher, ob ich überhaupt noch einmal dorthin reisen wollte. Mein Herz war eine offene Wunde. Dennoch wollte ich hier sein und vor dem Kamin sitzen. Das klingt wie ein Widerspruch, und vielleicht war es das auch. Ich wollte die unvermeidlichen Komplikationen nicht, zu denen Zärtlichkeiten unweigerlich führen würden, doch in meiner Trauer fand ich Trost in der Gesellschaft dieser Frau.
    Aber Jinna war nicht der Grund, warum ich heute Nacht hierher gekommen war. Ich musste Harm sehen, meinen Ziehsohn. Er war gerade erst aus Burgstadt eingetroffen und wohnte bei Jinna. Ich wollte sichergehen, dass seine Lehre bei Gindast, dem Schreiner, gut verlief. Außerdem – und so sehr ich mich auch davor fürchtete – musste ich ihm die Nachricht von Nachtauges Tod überbringen. Der Wolf hatte einen genauso großen Anteil an der Erziehung des Jungen gehabt wie ich. Aber auch wenn ich schon bei dem Gedanken daran zusammenzuckte, es ihm mitteilen zu müssen, so hoffte ich doch, dass es mir, so wie der Narr gesagt hatte, einen Teil meines Kummers von der Seele nehmen würde. Mit Harm konnte ich meine Trauer teilen, so selbstsüchtig das auch sein mochte. Harm hatte die vergangenen sieben Jahre zu mir gehört. Wir hatten ein Leben geteilt und die Freundschaft des Wolfes. Falls ich überhaupt noch zu irgendetwas oder irgendjemand

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