Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
gewisse Legitimität zu verleihen. Zu diesem Zweck begannen die Gescheckten mit einer cleveren Kampagne:
    Sie drohten jenen mit der Alten Macht mit der Enthüllung ihres Geheimnisses, sollten sie sich nicht mit ihnen vereinen. Diese Taktik war vielleicht von Kebal Steinbrot inspiriert, dem Anführer der Outislander während des Kriegs der Roten Schiffe. Denn es heißt, dass er Männer nicht durch seine Ausstrahlung dazu bewegt habe, ihm zu folgen, sondern durch Furcht davor, was er ihrem Heim und ihren Familien antun würde, sollten sie sich seinen Plänen verweigern.
    Die Technik der Gescheckten war recht einfach: Entweder schlossen sich Familien mit dem Makel der Alten Macht ihnen an, oder aber sie wurden öffentlich angeklagt, was unweigerlich ihre Hinrichtung zur Folge hatte. Es heißt, die Gescheckten hätten heimtückische Angriffe gegen die Ränder einflussreicher Familien geführt. Erst stellten sie einen Diener oder einen weniger bedeutenden Vetter bloß, dann machten sie dem Oberhaupt des Hauses klar, dass die gesamte Familie dieses Schicksal erleiden würde, sollte sie sich nicht den Wünschen der Gescheckten beugen.
    Dies waren nicht die Taten von Leuten, die der Verfolgung ihresgleichen ein Ende machen wollten. Dies waren die Taten einer ruchlosen Gruppierung, die nach Macht für sich selbst gierte und dies erreichen wollte, indem sie zuerst ihres Gleichen gefügig machte.
    ROWELL:
    DIE VERSCHWÖRUNG DER GESCHECKTEN
     
    Die Wache hatte gewechselt. Die Wachglocke und der Ruf klangen dünn durch den Sturm, aber ich hörte sie. Die Nacht war offiziell vorüber; es ging auf den Morgen zu, und ich saß noch immer in Jinnas Hütte und wartete auf Harms Rückkehr. Jinna und ich teilten uns die Annehmlichkeit ihres gemütlichen Kamins. Jinnas Nichte war vor einiger Zeit reingekommen und hatte kurz mit uns geplaudert, bevor sie ins Bett gegangen war. Jinna und ich verbrachten die Zeit damit, Feuerholz nachzulegen und über belanglose Dinge zu plappern. Das kleine Haus der Krudhexe war warm und gemütlich, ihre Gesellschaft angenehm, und auf meinen Jungen zu warten, war für mich die Entschuldigung zu tun, was ich wollte, nämlich einfach nur ruhig dazusitzen.
    Jinna und ich hatten über die verschiedensten Dinge gesprochen. Sie hatte sich erkundigt, wohin meine Reise geführt hatte. Ich antwortete ihr, das sei die Angelegenheit meines Herrn, ich hätte ihn lediglich begleitet. Um nicht zu brüsk zu klingen, fügte ich hinzu, dass Fürst Leuenfarb auf der Reise ein paar Federn für seine Sammlung erworben hatte; dann sprach ich mit ihr über Meine Schwarze. Ich wusste, dass Jinna nicht wirklich daran interessiert war, etwas über mein Pferd zu hören, aber sie hörte freundlich zu. Die Worte füllten den Raum zwischen uns auf angenehme Art.
    In Wahrheit hatte der Zweck unserer Reise nichts mit Federn zu tun gehabt. Es hatte sich eigentlich mehr meine Angelegenheit gehandelt, als die von Fürst Leuenfarb. Gemeinsam hatten wir Prinz Pflichtgetreu vor den Gescheckten gerettet, die zuerst Freundschaft mit ihm geschlossen und ihn dann gefangen genommen hatten. Wir hatten ihn nach Bocksburg zurückgebracht, und keiner der Edelleute hatte Verdacht geschöpft. Heute Nacht feierte und tanzte der Adel der Sechs Provinzen, und morgen würde Prinz Pflichtgetreus Verlobung mit der OutislanderPrinzessin Narcheska Elliania formell besiegelt werden. Nach außen hin war alles wie eh und je.
    Nur wenige würden je erfahren, welchen Preis der Prinz und ich für den ungestörten Ablauf der höfischen Geschäfte gezahlt hatten. Die Geschwisterkatze des Prinzen hatte ihr Leben für ihn geopfert. Ich hatte meinen Wolf verloren. Fast zwanzig Jahre lang war Nachtauge mein anderes Ich gewesen, das Gefäß für einen Teil meiner Seele. Nun war er nicht mehr. Das stellte solch eine gründliche Veränderung für mein Leben dar wie das Löschen der Kerzen in einem dunklen Zimmer. Seine Abwesenheit wirkte wie ein festes Ding, eine Last, die mir zu meiner Trauer zusätzlich aufgebürdet wurde. Die Nächte waren dunkler. Niemand schützte meinen Rücken. Und doch wusste ich, dass ich weiterleben würde. Manchmal schien dieses Wissen der schlimmste Teil meines Verlustes zu sein.
    Ich riss mich zusammen, bevor ich endgültig in Selbstmitleid versank. Schließlich war ich nicht der Einzige, der einen Verlust erlitten hatte. Obwohl die Bindung des Prinzen mit der Katze weit kürzer gewesen war, wusste ich, wie sehr er litt. Die magische Bindung,

Weitere Kostenlose Bücher