Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr
und Fürst Leuenfarb spielte. Selbst Chade sah mich inzwischen mit anderen Augen. Ich konnte Fürst Leuenfarb nicht zwingen, sich wieder in den Narren zu verwandeln. Vielleicht konnte er das auch gar nicht mehr, selbst wenn er wollte. War es bei mir wirklich so anders? Inzwischen war ich genauso sehr Tom Dachsenbless wie FitzChivalric Weitseher. Es war an der Zeit loszulassen.
Fürst Leuenfarb war nicht in seinen Gemächern. Ich ging in meine Kammer und zog ein Hemd an, das nicht durchgeschwitzt war. Dann nahm ich das Amulett ab, das Jinna mir gegeben hatte. Als Pflichtgetreus Katze mich angegriffen hatte, hatte sie Bissspuren in zwei Perlen hinterlassen. Das war mir bis jetzt gar nicht aufgefallen. Kurz betrachtete ich es und stellte fest, dass ich Jinna noch immer für diese Geste des guten Willens dankbar war, doch diese Dankbarkeit war nicht genug, als dass ich es weiter getragen hätte. Jinna hatte es mir gegeben, weil sie mich trotz der Alten Macht mochte. Dieser Gedanke hatte es nun für immer mit einem Makel belegt. Ich ließ es in meine Kleidertruhe fallen.
Als ich meine Kammer verließ, kam Fürst Leuenfarb gerade herein. Als er mich sah, blieb er stehen. Seit der Sache mit den Federn hatte ich ihn weder gesehen noch gesprochen. Jetzt musterte er mich von Kopf bis Fuß, als wäre ich ihm vollkommen fremd. Nach einem Moment sagte er steif: »Es ist schön, dich wieder auf den Beinen zu sehen, Tom Dachsenbless. Aber so wie du aussiehst, nehme ich an, dass es noch ein paar Tage dauern wird, bis du deine Arbeit wieder aufnehmen kannst. Nimm dir Zeit, dich richtig zu erholen.« Sein Tonfall hatte etwas Seltsames an sich, als könne er nicht richtig atmen.
Ich verneigte mich. »Ich danke Euch, Herr, und ich danke Euch auch für die zusätzliche Zeit. Ich werde sie gut zu nutzen wissen. Ich war heute bereits auf dem Übungsplatz. Wie Ihr richtig bemerkt habt, wird es noch einige Tage dauern, bis ich Euch als Leibwächter wieder zur Verfügung stehen kann.« Ich hielt inne und fügte dann hinzu: »In der Küche hat man mir gesagt, dass ihr früher am Tag einen Jungen auf die Suche nach mir geschickt habt.«
»Einen Jungen? Oh. Ja. Ja, das habe ich. Tatsächlich habe ich ihn auf Lord Chades Bitte hin geschickt. Ich hätte es fast vergessen. Lord Chade ist hierher gekommen und hat dich gesucht, und als du nicht in deiner Kammer warst, habe ich einen Jungen auf die Suche nach dir in die Küche geschickt. Ich glaube, er wollte, dass du zu ihm kommst. Wir hatten eine Unterhaltung, die …« Fürst Leuenfarbs Stimme verhallte unsicher. Schweigen senkte sich zwischen uns herab. Dann sagte er mit einer Stimme, die fast die des Narren war: »Chade ist hierher gekommen, um mit mir über etwas zu sprechen, worum er dich gebeten hat, dass du es … Es gibt da etwas, was ich dir gerne zeigen würde. Hast du einen Augenblick Zeit?«
»Ich stehe Euch zu Diensten, Herr«, erinnerte ich ihn an unsere Rollen.
Ich erwartete eine Reaktion auf diese kleine Stichelei, doch stattdessen wirkte er gedankenverloren, als er sagte: »Natürlich tust du das. Einen Moment.« Der jamailianische Akzent war aus seiner Stimme verschwunden. Er ging in sein Schlafgemach und schloss die Tür hinter sich.
Ich wartete, ging zum Feuer, stocherte ein wenig darin herum und legte einen Holzscheit nach. Ich setzte mich auf einen Stuhl, bemerkte, dass meine Fingernägel gewachsen waren, und stutzte sie mit meinem Gürtelmesser. Ich wartete weiter. Schließlich stand ich auf, ging seufzend zur Tür und klopfte an. Vielleicht hatte ich ihn missverstanden. »Fürst Leuenfarb. Habt Ihr gewünscht, dass ich hier warte?«
»Ja. Nein.« Dann, mit sehr, sehr unsicherer Stimme: »Würdest du bitte hereinkommen? Aber vergewissere dich erst, dass die Tür zum Gang gut verriegelt ist.«
Das war sie. Ich rüttelte daran, um sicherzugehen und öffnete dann die Tür zu Fürst Leuenfarbs Schlafgemach. Der Raum war düster, die Fensterläden geschlossen. Mehrere Kerzen beleuchteten Fürst Leuenfarb, der mit dem Rücken zu mir stand. Er trug ein Bettlaken wie einen Umhang und blickte mich über die Schulter an. Nachdem ich drei Schritte in den Raum getreten war, sagte er leise: »Bleib bitte da stehen.«
Mit einer Hand hob er das Haar, um seinen Nacken zu entblößen. Das Laken fiel von seinem nackten Rücken, doch mit der freien Hand drückte er es sich noch immer an die Brust. Ich schnappte nach Luft und trat unwillkürlich noch einen Schritt vor. Fürst Leuenfarb
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