Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr
dreht sich um das Rudel.
Nachtauge, keuchte ich, und doch wusste ich, dass er nicht wirklich da war. Es war so, wie der Schwarze Rolf mir gesagt hatte, dass es sein würde. Es gab Augenblicke, da mein toter Gefährte zu mir zurückkehrte. Dann war er mehr als eine Erinnerung, aber auch weniger als der lebende Wolf. Was weiterlebte, war jener Teil von mir, den ich dem Wolf gegeben hatte. Ich setzte mich gerade im Sattel auf und übernahm die Kontrolle über das Pferd. Meine Schwarze schnaubte, akzeptierte es aber. Und dann, weil ich dachte, es sei gut für uns beide, trat ich ihr die Fersen in die Flanken und trieb sie die verschneite Straße zur Burg hinauf.
Ich brachte Meine Schwarze in den Stall und kümmerte mich selbst um sie. Das kostete mich zweimal so viel Zeit, wie es mich hätte kosten dürfen. Ich schämte mich dafür, bei der Versorgung meines eigenen Pferdes aus der Übung zu sein, und ich schämte mich sogar noch mehr, dass sie so starrsinnig war, es mir schwer zu machen. Dann zwang ich mich, auf den Übungsplatz zu gehen. Ich musste mir eine Klinge borgen. Abgesehen von dem Messer an meiner Hüfte war ich unbewaffnet nach Burgstadt gegangen. Das war vielleicht dumm, aber ich hatte keine Alternative. Ich war heute in meiner Kammer gewesen, um mein hässliches Schwert zu holen, doch es war weg. Wahrscheinlich war es verloren, oder ein opportunistischer Stadtsoldat hatte es sich geschnappt. Die strahlende Klinge, die der Narr mir gegeben hatte, hing noch immer an der Wand. Ich hatte darüber nachgedacht, sie mitzunehmen, doch ich brachte es einfach nicht über mich, sie umzuschnallen. Ich hatte beschlossen, sie nicht länger zu tragen, außer in meiner Rolle als Leibwächter. Zur Übung war ein Trainingsschwert ohnehin am Besten. Mit der stumpfen Klinge in der Hand begab ich mich auf die Suche nach einem Partner.
Wim war nicht da, aber Delleree. Kurze Zeit später hatte sie mich so oft getötet, dass ich es gar nicht mehr zählte, und dabei hatte sie auch noch jede Waffe benutzt, die sie wollte. Ich konnte mein Schwert gerade mal hochhalten, aber nicht schwingen. Schließlich hörte sie auf und sagte: »Ich kann das nicht mehr tun. Ich habe das Gefühl, als würde ich gegen ein Strichmännchen kämpfen. Jedes Mal, wenn ich dich treffe, höre ich das Schwert auf deine Knochen schlagen.«
»Ich auch«, versicherte ich ihr. Ich brachte ein Lachen zustande, dankte ihr und humpelte ins Dampfbad. Die mitleidigen Blicke, die ich dort von den Soldaten erntete, ließen mich wünschen, ich hätte mich nie entkleidet. Vom Dampfbad aus ging ich direkt in die Küche. Eine Küchenhilfe mit Namen Maisie sagte mir, dass sie froh sei, mich wieder auf den Beinen zu sehen. Ich bin sicher, dass es Mitleid war, was sie ein Stück Fleisch aus einem Braten schneiden ließ, der über dem Feuer röstete. Sie gab es mir auf einem Stück Brot von heute Morgen und sagte mir dann, dass Fürst Leuenfarbs Page mich früher am Tag gesucht hätte. Ich dankte ihr, eilte aber nicht sofort los, um Fürst Leuenfarbs Ruf zu folgen. Stattdessen ging ich nach draußen, lehnte mich mit dem Rücken an die Hofmauer und beobachtete die Bewohner der Burg, während ich das Essen hinunterschlang. Es war schon lange her, seit ich einfach nur still dagestanden und die Leute beobachtet hatte. Plötzlich sehnte ich mich danach, solch einfache Dinge zu tun: mit Meine Schwarze über die bewaldeten Hügel um Bocksburg reiten, abends in der Großen Halle sitzen und den Bogenmachern beim Pfeilemachen zuschauen. Ich wollte wieder Teil von dem allen sein, anstatt mich in den Schatten zu verstecken.
Mein Haar war noch feucht, und ich hatte noch nicht wieder genug Fleisch auf den Knochen, um es in der Kälte lange auszuhalten. Ich seufzte, ging rein und die Treppe hoch. Mit Furcht im Bauch fieberte ich der Begegnung mit Fürst Leuenfarb entgegen. Es war schon Tage her, seit er irgendeine Form von persönlichem Interesse an mir gezeigt hatte. Seine großmütige Art war schlimmer, als wenn er mürrisch geschwiegen hätte. Es war, als kümmere ihn der Riss in unserer Beziehung wirklich nicht mehr, als wären wir das, was wir jetzt waren, schon immer gewesen: Fürst Leuenfarb und Tom Dachsenbless. Eine winzige Flamme des Zorns erwachte in mir zum Leben, verlosch aber sofort wieder. Ich besaß nicht die Kraft, sie am Brennen zu halten. Die Dinge hatten sich verändert. All meine Rollen hatten sich verschoben, nicht nur die, die ich bei Prinz Pflichtgetreu, Jinna
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