Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr
verbunden. Wenn du einen Teil der Welt rettest, rettest du alles. Tatsächlich kann man das nur so machen.«
Ich hasste seine Rätsel, hasste sie von ganzem Herzen. »Ich weiß nicht, was du von mir willst.«
Er schwieg. Als ich ihn anschaute, beobachtete er mich ruhig. »Ich kann es dir ruhig sagen. Du wirst mir ohnehin nicht glauben.« Er atmete gleichmäßig ein. Die Brandweinflasche hielt er im Arm wie ein Baby. »Wir müssen den Prinzen auf seiner Queste begleiten. Nach Aslevjal. Um Eisfeuer zu finden. Dann müssen wir den Prinzen davon abhalten, ihn zu erschlagen. Stattdessen müssen wir den schwarzen Drachen aus dem Eis befreien, sodass er aufsteigen und Tintaglias Gefährte werden kann. So können sie sich paaren, und es wird wieder echte Drachen in der Welt geben.«
»Aber … Das kann ich nicht tun! Pflichtgetreu muss dem Drachen den Kopf abschlagen und ihn zum Herdfeuer von Ellianias Mütterhaus bringen. Ansonsten wird sie ihn nicht heiraten. All diese Verhandlungen und Hoffnungen wären dann umsonst gewesen.«
Der Narr blickte mich an, und ich wusste, wie zerrissen er innerlich war. Leise sagte er: »Fitz. Vergiss das. Denk erst einmal nicht darüber nach. Die Konvergenz und die Konfrontation erwarten uns. Wir müssen nicht auf sie zu stürmen. Wenn die Zeit kommt, das verspreche ich dir, wirst du der Einzige sein, der gewählt werden wird. Wirst du deinen Treueschwur den Weitsehern gegenüber halten, oder wirst du die Welt für mich retten?« Er hielt inne. »Da gibt es noch etwas, was ich dir sagen werde. Ich sollte es nicht, aber ich werde es tun, damit du nicht glaubst, es sei dein Fehler, wenn die Zeit kommt. Ich verspreche dir nämlich, dass das nicht so sein wird. Ich habe das vor langer Zeit prophezeit, es aber nicht verstanden, bis mir die Sache mit den Tätowierungen klar geworden ist. Ich habe vor langer Zeit davon geträumt, der wilde Albtraum eines Kindes. Bald werde ich ihn leben. Wenn es also geschieht, musst du mir versprechen, dich nicht damit zu quälen.«
Sein Zittern kehrte wieder zurück, während er sprach, und er klapperte mit den Zähnen.
»Was ist es?«, fragte ich voller Angst, auch wenn ich es schon wusste.
»Diesmal, auf Aslevjal …« Ein schreckliches Lächeln zitterte um den Mund des Narren. »… ist es meine Zeit zu sterben.«
Kapitel 24
Verbindungen
Die Legende des Weißen Propheten und seines Katalysten könnte man besser als eine Art Religion aus dem tiefen Süden bezeichnen, von der nur Echos Jamailia erreicht haben. Wie viele Philosophien des Südens ist sie voller Aberglauben und Widersprüche, sodass kein denkender Mensch sich solcher Torheit verschreiben würde. Den Kern der Häresie des Weißen Propheten bildet das Konzept, dass es für ›jedes Zeitalten‹ (und diese Zeitspanne wird nie definiert) einen Weißen Propheten gibt. Der Weiße Prophet kommt, um die Welt auf einen besseren Weg zu führen. Er oder sie (und in dieser Geschlechterdualität können wir Anleihen am wahren Glauben von Sa erkennen) tut das mittels seines oder ihres Katalysten. Der Katalyst ist eine Person, welche der Weiße Prophet wählt, weil sie am Schnittpunkt der Möglichkeiten steht. Indem er verändert, was dem Katalysten Zeit seines Lebens widerfährt, ermöglicht es der Weiße Prophet der Welt, einen neuen, besseren Weg einzuschlagen. Jeder denkende Mensch sieht natürlich, dass man das, was geschehen ist, unmöglich mit dem vergleichen kann, was hätte geschehen können, und somit kann ein Weißer Prophet stets behaupten, die Welt verbessert zu haben. Auch kann kein Anhänger dieser Häresie das Konzept erklären, dass die Welt sich im Kreis bewegt, dass ihre Geschichte ein Kreislauf ist, der sich endlos immer wieder wiederholt. Ein Blick in die Geschichtsaufzeichnungen beweist eindeutig, dass dem nicht so ist, doch die Anhänger dieses falschen Glaubens halten an diesem Gedanken fest.
Delna, der weise alte Priester von Sa, hat in seinen ›Meinungen‹ geschrieben, dass nicht nur die Anhänger dieser Häresie bemitleidet werden sollten, sondern auch die ›Weißen Propheten‹ selbst. Er beweist schlüssig, dass solche verblendeten Fanatiker unter einer seltenen Krankheit leiden, die ihre Haut aller Pigmentierung beraubt, und gleichzeitig haben sie Halluzinationen von prophetischen Träumen, die ihnen die Götter geschickt haben.
WIFLEN, PRIESTER VON SA, JOREPIN
KLOSTER:
›KULTE UND HÄRESIEN DER SÜDLANDE‹
CHADE! Ich brauche dich, ich brauche dich jetzt! Komm
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