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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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fortgeschafft hatte. Ein heftiger Streit war die Folge, der uns beiden unangenehm war. Chade beharrte darauf, dass es meine Pflicht sei, nichts zu unternehmen, was meine Fähigkeiten mit der Gabe beeinträchtigen könnte, besonders nicht jetzt, da ich der Gabenmeister des Prinzen und seiner Kordiale geworden war. Ich wiederum erklärte, dass diese Sache meine Privatangelegenheit sei. Keiner von uns gab nach oder entschuldigte sich, wir machten seit dem einfach einen großen Bogen um das Thema.
    Fürst Leuenfarb hatte mich aus seinen Diensten entlassen, kurz nachdem Chade es vorgeschlagen hatte. Unmittelbar danach bot man mir einen Posten in der königlichen Leibgarde an, den ich sofort akzeptierte. Offensichtlich war ich nicht der Erste, den Chade in ihre Reihen eingeschleust hatte. Ich fragte mich, wie viele der Gardisten mehr waren, als sie zu sein schienen. Sie stellten mir ein paar Fragen und unterzogen mich ein paar ihrer Routineübungen. Jeden Nachmittag verbrachte ich mit den anderen Gardisten auf dem Übungsgelände. Oft genug zeigte ich Schwächen, und blaue Flecken waren die Folge.
    Vorgeblich hatte ich einen Schlafplatz beim Rest der Soldaten in der Kaserne, doch genauso oft schlief ich in meinem Arbeitszimmer. Falls sich irgendjemand über meine lockere Bindung zur Garde wunderte, so sagte zumindest niemand etwas. Als ich Wim auf dem Übungsplatz traf, gratulierte er mir dafür, dass ich nun wieder ›ein ehrlicher Kämpfer‹ sei. An Kleidung trug ich das schlichte Blau der Bocksburgwachen und manchmal eine weiß-purpurne Tunika, wenn ich mich als Leibgardist der Königin präsentieren musste. Dabei bereitete es mir ungeheuere Freude, offen ihr Fuchswappen auf der Brust tragen zu dürfen.
    Ich wurde immer sehr schnell müde, und meine Blessuren schienen langsamer zu heilen als je zuvor. Chades Anregungen zum Trotz setzte ich nicht die Gabe ein, um diesen Prozess zu beschleunigen. Spät nachmittags, wenn Chade mit diplomatischen Dingen beschäftigt war, plünderte Dick die Küche für mich. Gemeinsam schlangen wir Unmengen an Süßigkeiten, Gebäck und fettem Fleisch hinunter. Wir fanden heraus, dass Gilly Rosinen genauso sehr liebte wie Dick. Der Betteltanz des Frettchens reizte Dick immer wieder zu ausgelassenem Lachen. Wir beide legten bald ordentlich zu – Dick vermutlich mehr, als gut für ihn war. Er wurde immer runder, und sein Haar schimmerte wie das Fell eines fetten Schoßhündchens einer adeligen Dame. Nun da er mit Essen, Fürsorge und Akzeptanz gesegnet war, zeigte der kleine Mann bisweilen ein angenehmes Naturell. Ich genoss die Stunden mit ihm.
    Es gelang mir sogar, ein paar Abende mit Harm zu verbringen. Wir gingen nicht ins Festsitzende Schwein, sondern in das ruhige, verhältnismäßig neue Bierhaus ›Zum Wrack des Roten Schiffes‹. Dort aßen wir billige, fette Tavernenkost und redeten wie alte Freunde miteinander, die wir auch tatsächlich wurden. Das erinnerte mich an meine Zeit mit Burrich, kurz bevor Edel mich getötet hatte. Wir saßen einander nun als Männer gegenüber. An unserem besten Abend verwöhnte er mich mit der Geschichte, wie Merle in die Tischlerwerkstatt geschwebt war, Meister Gindast mit ihrem Charme den Kopf verdreht und Harm so einen freien Tag verschafft hatte, damit sie mit ihm durch Burgstadt hatte ziehen können. »Es war so seltsam, Tom«, erzählte er mir noch immer staunend. »Sie hat sich benommen, als hätte es nie Streit zwischen uns gegeben. Was konnte ich also anderes tun, als es genauso zu machen? Glaubst du, sie hat wirklich vergessen, was sie zu mir gesagt hat?«
    »Das bezweifele ich«, antwortete ich ihm nachdenklich. »Eine vergessliche Menestrelle würde verhungern. Nein. Bei unserer Merle denke ich eher, dass sie glaubt, wenn sie nur lange genug etwas vorspielt, wird sich alles wieder richten. Und wie du gesehen hast, funktioniert das bei mir manchmal sogar. Hast du ihr denn vergeben?«
    Einen Augenblick lang blickte er verblüfft drein. Dann grinste er schief und fragte: »Würde sie es denn merken, wenn ich es nicht getan hätte? Sie war so geschickt darin, Gindast davon zu überzeugen, dass sie fast wie eine Mutter für mich sei, dass ich es selbst fast geglaubt habe.«
    Ich musste lachen. Merle hatte ihn in eine Taverne geführt, wo fahrende Sänger ein und aus gingen, und dort hatte sie ihn einer Reihe von musikalischen jungen Damen vorgestellt. Sie hatten ihn mit Pfefferminzkuchen gefüttert, ihn mit Bier und ihren Liedern abgefüllt

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