Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr
Süßigkeiten besorgt, wie Dick sie mochte, und Brandwein für den Fall, dass wir etwas zur Stärkung benötigen sollten. Beides wartete auf dem Tisch. Jetzt fragte ich mich, ob die Idee vielleicht doch nicht so gut gewesen war. Dicks Augen wanderten immer wieder zu den Süßigkeiten. Würden sie ihn zu sehr von der Gabe ablenken? Ich hatte auch Elfenrinde und heißes Wasser dazu tun wollen, doch Chade hatte mich in aller Strenge ermahnt, das nicht zu tun. »Es ist besser, die Kordiale des Prinzen kommt nie mit dieser Droge in Kontakt«, hatte er richtigerweise argumentiert. Ich verzichtete allerdings darauf, ihn daran zu erinnern, dass er es gewesen war, der mich den Gebrauch von Elfenrinde gelehrt hatte.
Aufgeregt stand ich hinter dem Prinzen, als dieser Dick die Hand auf die Schulter legte. Sollte es so aussehen, als würde er den kleinen Mann aussaugen, war ich bereit, den körperlichen Kontakt sofort zu unterbrechen. Ich wusste nur allzu gut, dass man mit der Gabe auf diese Art sogar töten konnte. Ich wollte keine tragischen Unfälle.
Der Prinz hatte die Hand also auf Dicks Schulter gelegt. Wir warteten. Nach einiger Zeit warf ich Chade einen bedeutungsvollen Blick zu. Er hob die Augenbrauen.
»Fangt an«, schlug ich den beiden vor.
»Ich versuche es ja«, erwiderte Pflichtgetreu frustriert. »Ich kann über die Gabe eine Verbindung zu Dick aufbauen, aber ich weiß nicht, wie ich seine Stärke in mich aufnehmen und nutzen soll.«
»Hm. Dick, kannst du ihm helfen?«, wandte ich mich an den kleinen Mann.
Dick öffnete die Augen. »Wie?«, fragte er.
Ich wusste es nicht. »Öffne dich einfach für ihn. Stell dir vor, du würdest ihm deine Kraft schicken.«
Sie begannen erneut. Ich beobachtete Chades Gesicht in der Hoffnung, irgendeine Art von Reaktion zu sehen, aber kurze Zeit später schaute Pflichtgetreu zu mir hinauf und verzog den Mund zu einem schwachen Lächeln. »Er schickt mir ›Stärke, Stärke, Stärke‹ über die Gabe«, vertraute er mir an.
»Das sollte ich doch tun!«, protestierte Dick wütend.
»Ja. Das habe ich dir gesagt«, bestätigte ich ihm. »Beruhige dich, Dick. Niemand verspottet dich hier.«
Er funkelte mich an und atmete durch die Nase aus. Stinkehund.
Pflichtgetreu zuckte zusammen, und Chade konnte sich nur mit Mühe ein Lächeln verkneifen. »Stinkehund. Ist das die Nachricht, die ihr mir zu übermitteln wünscht?«
»Ich glaube, Dick hat diesen Kommentar an mich gerichtet«, sagte ich vorsichtig.
»Aber er ging durch mich zu Chade, meinem Ziel. Ich habe es gefühlt«, erklärte Pflichtgetreu aufgeregt.
»Nun. Wenigstens machen wir Fortschritte«, bemerkte ich.
»Kann ich jetzt ein süßes Brötchen haben?«
»Nein, Dick. Noch nicht. Wir müssen alle noch daran arbeiten.« Ich dachte einen Augenblick lang nach. Pflichtgetreu hatte Dicks Gabe gelenkt. Bedeutete das, dass er tatsächlich Kraft von Dick bezogen hatte, um zu Chade durchzubrechen, oder hatte er Dicks Botschaft schlicht umgelenkt?
Ich wusste es nicht, und es gab auch keinen Weg, wie ich mit schlussendlicher Sicherheit feststellen konnte, was geschehen war. »Versucht es gemeinsam«, schlug ich vor. »Versucht beide, die gleiche Nachricht an Chade zu senden und nur an Chade. Macht das zu einer konzertierten Aktion.«
»Konzertiert?«
»Wir sollen es zusammen machen«, übersetzte Pflichtgetreu für Dick. Kurz unterhielten die beiden sich stumm. Ich vermutete, sie einigten sich auf eine gemeinsame Botschaft. »Jetzt«, schlug ich vor und beobachtete Chades Gesicht.
Er runzelte die Stirn. »Irgendetwas von wegen einem süßen Brötchen.«
Pflichtgetreu seufzte frustriert. »Ja, aber das war es nicht, was wir dir senden wollten. Dick hat etwas Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren.«
»Ich habe Hunger.«
»Nein, das hast du nicht. Du willst nur essen«, erwiderte Pflichtgetreu, und Dick schmollte. Nichts konnte ihn dazu verführen, es noch einmal zu versuchen. Schließlich ließen wir ihn essen und verschoben alle weitere Versuche auf morgen.
Doch am nächsten Morgen schienen wir dazu verdammt zu sein, genauso wenig Glück zu haben wie am Tag zuvor. Der Frühling lag in der Luft. Ich hatte die Fensterläden weit geöffnet, um die Sonne hereinzulassen. Bis jetzt war von der Sonne nur eine Andeutung am Horizont zu sehen, aber der vom Meer heranwehende Wind sprach von Leben und Jahreszeitenwechsel. Lange Zeit stand ich einfach nur da und atmete tief durch, während ich auf die anderen wartete.
Mein
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