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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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tiefen Schlaf.
    Pflichtgetreu und Dick zogen mich unter dem Tisch hervor und setzten mich auf meinen Stuhl. Pflichtgetreu schenkte mir mit zitternden Händen ein Glas Wein ein, während Dick mich mit großen Augen anschaute. Nachdem ich die Hälfte des Weins getrunken hatte, sagte Pflichtgetreu in entsetztem Tonfall: »Das war das Furchterregendste, was ich je gesehen habe. War es auch so, als du mir hinterher gekommen bist?«
    Ich war viel zu erschüttert und wütend sowohl auf Chade als auch auf mich, als dass ich dem Prinzen gegenüber hätte zugeben können, dass ich das nicht wusste. »Lasst das auch euch beiden eine Lehre sein«, mahnte ich. »Jeder, der solch eine Dummheit begeht, bringt uns alle in Gefahr. Inzwischen verstehe ich nur allzu gut, warum die alten Gabenmeister Mauern aus Schmerz zwischen der Gabe und starrsinnigen Schülern errichtet haben.«
    Der Prinz wirkte entsetzt. »So etwas würdest du doch nicht mit Lord Chade machen, oder?« Er klang, als hätte ich vorgeschlagen, die Königin zu ihrem eigenen Besten in Eisen zu legen.
    »Nein«, gab ich widerwillig zu. Zitternd stand ich auf und ging um den Tisch herum. Ich stupste den schnarchenden alten Mann an. Seine Augen öffneten sich zu schmalen Schlitzen. Er lächelte mich an, den Kopf noch immer auf dem Tisch. »Ah. Da bist du ja, mein Junge.« Sein Lächeln wurde breiter. »Hast du mich gesehen? Hast du gesehen, wie ich geflogen bin?« Dann war er wieder eingeschlafen wie ein Kind nach einem anstrengenden Tag auf dem Jahrmarkt. Es brachte mich zur Verzweiflung, dass er die Tragödie noch nicht einmal bemerkt hatte, der er nur um Haaresbreite entgangen war. Es dauerte eine Stunde, bis er wieder richtig wach wurde. Er entschuldigte sich zwar, doch in seinen Augen lag ein Funkeln, das mich mit Beklommenheit erfüllte. Selbst nachdem er mir versprochen hatte, keine Experimente mehr auf eigene Faust zu unternehmen, erteilte ich Dick insgeheim den Befehl, dass er mich sofort kontaktieren müsse, sobald er fühlte, dass Chade die Gabe einsetzte. Dicks ernste Zustimmung war mir nur ein schwacher Trost, solche Versprechungen blieben ihm für gewöhnlich nicht lange im Gedächtnis.
    Auch der nächste Morgen brachte mir keine größeren Erfolge. Nachdem ich Chade ermahnt hatte, diesmal nur zuzuschauen, versuchte ich, Pflichtgetreu beizubringen, Dicks Stärke zu nutzen, um seinen eigenen Gabengebrauch zu verbessern. Obwohl sie alle bei meiner Heilung erfahren hatten, wozu sie mit vereinten Kräften imstande waren, konnte keiner der drei erklären, was genau sie eigentlich gemacht hatten. Es schien mir notwendig, dass zumindest Pflichtgetreu lernte, zuverlässig auf Dicks Stärke zurückzugreifen. Also stellte ich ihnen eine simple Aufgabe – zumindest glaubte ich das.
    Ich wollte sehen, ob Pflichtgetreu Chade kontaktieren konnte, wenn er Dicks Stärke dafür anzapfte. Alleine konnte Pflichtgetreu Chades Geist nur als ein Flüstern erreichen. Er konnte Chade bewusst machen, dass er ihn zu kontaktieren versuchte, aber er konnte ihm keine Botschaft übermitteln. Ich war nicht sicher, ob das nun daran lag, dass Chade der Gabe gegenüber noch zu verschlossen war, oder ob Pflichtgetreu nicht richtig auf ihn zielen konnte.
    »Prinz Veritas hat mir einmal erzählt, dass man jemanden wie Dick – ob nun Mitglied der Kordiale oder ein Einzelgänger – als ›des Königs Mann‹ bezeichnet. So. Dick wird jetzt für Pflichtgetreu des Königs Mann sein. Sollen wir es versuchen?«, fragte ich sie.
    »Er ist der Prinz. Kein König«, korrigierte mich Dick eifrig.
    »Ja. Und?«
    »Dann kann ich nicht des Königs Mann sein. Das geht nicht.«
    Ich zeigte mich geduldig. »Ist schon gut, Dick. Es wird funktionieren. Du wirst dem Prinzen als sein Mann dienen.«
    »Dienen? Wie ein Diener?« Er war sofort beleidigt.
    »Nein. Helfen. Wie ein Freund. Dick wird Pflichtgetreu als des Prinzen Mann helfen. Sollen wir es versuchen?«
    Pflichtgetreu grinste, doch das war kein Spott. Dick drehte sich um und setzte sich neben den Prinzen. »Das sollte euch beiden leicht fallen«, erklärte ich. Ich hatte keine Ahnung, ob das stimmte oder nicht. »Dick muss sich schlicht für die Gabe öffnen, aber nichts tun. Pflichtgetreu wird dann seine Stärke von ihm beziehen und versuchen, Chade zu kontaktieren. Pflichtgetreu. Fang langsam damit an. Und wenn ich dir sage, du sollst aufhören, musst du den Kontakt sofort abbrechen.«
    Ich hatte geglaubt, auf alles vorbereitet zu sein. Ich hatte

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