Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr
Verlobten von jemandem flirten. In der ganzen Zeit, da ich Pard kenne, hat er nie ein Interesse daran gezeigt, mit mir zu kommunizieren. Natürlich hat er das eine Mal mit mir gesprochen, als Gentil in Gefahr schwebte, doch das lag an der Natur der Bedrohung. Gentil hat ihn in einem großen Leinensack zu mir gebracht. So wie Gentil mir erzählte, hat er den Kater wohl mit einem Trick in den Sack gelockt, während eines wilden Spiels, das sie gespielt haben. Dann hat Gentil den Sack verschnürt und Pard die Treppe rauf und in mein Gemach geschleppt. Und ich meine geschleppt. Pard ist eine große Katze.«
Er seufzte. »In diesem Augenblick hätte ich es schon wissen müssen. Wäre Gentil nicht so verzweifelt gewesen, er hätte Pard nie so despektierlich behandelt. Doch Gentil war so erregt und so sehr in Eile, dass ich eingewilligt habe, Pard in meinen Gemächern zu behalten, bis Gentil wieder zurückkehren würde, um ihn abzuholen. Ich habe gar nicht daran gedacht, ihm Fragen zu stellen. Doch nachdem er gegangen war, habe ich es einfach nicht mehr ertragen können, Pard fauchen und maunzen zu hören. Er versuchte, sich mit den Krallen aus dem Sack zu befreien, doch Gentil hatte sehr schweres Leinen gewählt, wie man es auch als Zelttuch verwendet. Nach einer Weile lag er einfach nur keuchend da, und ich fürchtete schon, er würde ersticken. Aber im selben Augenblick, da ich den Sack öffnete, sprang er mit den Krallen voran heraus und warf mich zu Boden. Er packte mich hier«, Pflichtgetreu deutete auf seinen Hals, »und grub seine Hinterkrallen in meinen Bauch. Er schwor, dass er mich töten würde, wenn ich ihn nicht aus dem Zimmer ließe. Dann, bevor ich irgendetwas tun konnte, heulte er und schlug mit den Krallen zu. In dem Augenblick war Gentil angegriffen worden. Pard sagte, das sei meine Schuld, und er würde mich dafür töten. Also habe ich dich über die Gabe zu Hilfe gerufen.«
Pflichtgetreu hatte sich zu mir ans Fenster gesellt und blickte über die Wellen in den Sonnenaufgang. Schweigend standen wir eine Weile beieinander.
»Und was ist dann geschehen?«, hakte ich schließlich nach.
»Oh. Ich nehme an, dann habe ich darüber nachgedacht, was mit dir geschah. Ich habe mich gefragt, warum du mir nicht über die Gabe geantwortet hast. Hast du gedacht, ich würde dir keine Hilfe schicken?«
Seine Frage überraschte mich. Es dauerte einen Augenblick, bis ich die Antwort gefunden hatte. Ich lachte. »Ich nehme an, das hättest du, wenn ich daran gedacht hätte, aber so viele Jahre lang hat es nur den Wolf und mich gegeben. Und als ich Nachtauge verloren habe … Ich habe nie daran gedacht, dass ich dich um Hilfe bitten oder dir auch nur hätte sagen können, wo ich war. Der Gedanke ist mir einfach nie gekommen.«
»Ich habe versucht, dich zu erreichen. Als sie … Als sie Gentil gewürgt haben, ist seine Katze wild geworden. Pard sprang von mir herunter, raste im Raum herum und zerstörte alles, was ihm in die Quere kam. Ich hatte keine Ahnung, welchen Schaden seine Krallen verursachen konnten. Die Bettvorhänge, die Kleider … Da ist noch immer ein zusammengerollter Wandteppich unter meinem Bett. Bis jetzt habe ich es nicht über mich gebracht, irgendjemandem davon zu erzählen. Ich glaube, er ist ruiniert, und ich befürchte, er war unbezahlbar.«
»Mach dir keine Sorgen. Ich habe da einen, den du haben kannst.« Er blickte mich verwundert an, und ich lächelte schief.
»Ich habe versucht, dich über die Gabe zu kontaktieren, während Pard mein Zimmer auseinander genommen hat, aber ich bin nicht zu dir durchgekommen.«
Ich erinnerte mich an etwas, woran ich mich schon lange nicht mehr erinnert hatte. »Dein Vater hat sich immer wieder über eine Sache bei mir beschwert: dass ich keine Gabenverbindung aufrecht erhalten konnte, wenn ich in den Kampf ging. Auch er konnte mich in solchen Situationen nie erreichen.« Ich zuckte mit den Schultern. »Das hatte ich fast vergessen.« Gedankenverloren fingerte ich an der Bisswunde an meinem Hals herum. Dann bemerkte ich, dass Pflichtgetreu mich mit einem Ausdruck jungenhafter Bewunderung anstarrte, und ich nahm die Hand herunter.
»Und das war das einzige Mal, dass Pard mit dir gesprochen hat?«
Er zuckte mit den Schultern. »Fast. Plötzlich hörte er auf, meine Dinge auseinander zu nehmen. Dann dankte er mir. Sehr steif. Danach hat er sich auf mein Bett gelegt und mich ignoriert. Dort ist er dann geblieben, bis Gentil ihn abgeholt hat. Mein Zimmer
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