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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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als ich versuchte, alles zusammenzufügen. Natürlich hatten jene vom Alten Blut nach Geiseln gefragt. Sicheres Geleit und verborgene Identitäten würden ihre gewählten Führer nicht mehr schützen, wenn sie sich erst einmal innerhalb der Mauern von Bocksburg befanden. Trotz Chades Ablehnung dieser Forderung hätte ich wissen müssen, dass irgendjemand als Geisel würde herhalten müssen. Aber warum musste es ausgerechnet der Prinz sein? Warum hatte die Königin nicht mich statt Laurel auswählen können, um an seiner Seite zu bleiben? Ich betrachtete meine Königin mit neuen Augen. Das Täuschungsmanöver überraschte mich ebenso sehr wie die Art, auf die sie Chade übergangen hatte. Nun, ich wusste, dass er ohnehin nie zugestimmt hätte. Wie hatte sie das alles arrangiert? Über Laurel?
    Marshcroft sprang vom Pferd und kniete sich vor Kettricken in den nassen Schnee. Er flehte sie an, das nicht zu tun; sie solle ihn als Geisel schicken, oder zumindest ihm und fünf ausgewählten Männern erlauben, bei Pflichtgetreu zu bleiben. Doch meine Königin blieb hart. Pflichtgetreu saß ab und zog Marshcroft in die Höhe. »Niemand wird dir je die Schuld an dem hier geben, selbst wenn es tragisch enden sollte«, versicherte er ihm. »Meine Mutter, die Königin, ist hier, um mich auszuliefern. Deshalb ist sie mitgekommen. Alle werden wissen, dass es ihr Wille war, nicht deiner. Ich bitte dich, guter Mann, steig wieder auf, und bring deine Königin sicher nach Hause.« Er hob die Stimme. »Ja, und alle, die mit dir zurückreiten, sollen mich hören. Beschützt diese Leute, als hinge mein Leben davon ab, denn ich versichere euch, dass es das tut. So könnt ihr mir am Besten dienen.«
    Dann wandte sich die Frau vom Alten Blut an Marshcroft. »Ich verspreche euch beiden und seiner Mutter, dass er gut behandelt werden wird, solange die unseren gleichbehandelt werden. Darauf habt ihr mein Wort.«
    Marshcroft schien das nur wenig zu trösten.
    Ich war in der Zwickmühle. Ich werde kehrt machen und euch folgen, versprach ich dem Prinzen.
    Nein. Meine Mutter hat ihr Wort gegeben, dass wir sie gerecht behandeln werden, und das werden wir auch. Wenn ich dich brauche, werde ich dich das wissen lassen. Das verspreche ich dir. Aber jetzt lass mich tun, was sie mir auferlegt hat.
    Dann kamen die Gesandten zu zweit und zu dritt aus dem Wald. Einige brachten ihre Geschwistertiere mit. Ich hörte das Kreischen eines Falken über unseren Köpfen und wusste, dass ich früher am Tag richtig gelegen hatte. Ein anderer Mann ritt mit einem gefleckten Hund am Steigbügel. Eine Frau kam mit einer trächtigen Kuh zu uns. Aber von den ein Dutzend Leuten, die vermummt zu uns traten, waren die meisten allein. Ich fragte mich, ob sie die Tiere zurückgelassen hatten oder im Augenblick geschwisterlos waren.
    Ein Mann erregte sofort meine Aufmerksamkeit. Vermutlich war er um die Fünfzig, aber wie viele aktive Männer kam er gut mit seinen Jahren zurecht. Er trug einen Seesack mit sich und führte ein Pferd hinter sich her, dem er offenbar misstraute. Sowohl sein Haar als auch sein kurzgeschnittener Bart waren stahlgrau, und seine Augen waren von der gleichen Farbe abgesehen von einem Hauch von Blau. Neben der Frau vom Alten Blut, die uns zuerst begrüßt hatte, war er der einzige, der keine Maske trug. Es war jedoch nicht sein Aussehen, was mir an ihm auffiel, sondern die Ehrerbietung, mit der ihm die anderen vom Alten Blut begegneten. Sie wichen vor ihm zurück, als wäre er entweder heilig oder verrückt. Die Frau vom Alten Blut, die uns zuerst begrüßt hatte, deutete auf ihn.
    »Ihr habt uns Prinz Pflichtgetreu anvertraut. Damit haben wir trotz Eurer Worte nicht gerechnet. Doch wir haben beschlossen, das Gleiche zu tun, solltet Ihr uns eine Geisel übergeben, die Euren Respekt zum Ausdruck bringt. Wir geben Euch Web. Er ist vom ältesten Alten Blut, der Letzte einer ungemischten Blutlinie. Wir haben weder Adel noch Könige oder Königinnen, aber von Zeit zu Zeit haben wir so jemanden wie Web. Er herrscht nicht über uns, aber er hört uns zu und wir ihm. Behandelt alle meine Leute gut, doch behandelt Web, als wäre er Euer Prinz.«
    Diese Vorstellung kam mir seltsam vor. Jetzt wusste ich nur wenig mehr über den Mann als vorher, und doch verhielten sich alle vom Alten Blut so, als hätten sie uns ein kostbares Geschenk gemacht. Das würde ich später Chade erklären müssen.
    Ich überlegte, Dick zu kontaktieren und ihn zu bitten, Chade zu sagen, was

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