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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Burgbevölkerung. Hier befand sich auch ein großer Raum, wo sie unmaskiert miteinander essen konnten, nachdem die Diener die Speisen aufgetragen hatten und verschwunden waren. Alle schienen sie sehr bedacht darauf zu sein, dass ihre Identität verborgen blieb. Alle außer Web. Ich eskortierte ihn und die Kuhfrau in das Stockwerk mit den Schlafgemächern. Dort wurden sie von einer Zofe begrüßt, die sie bat, ihr zu folgen. Die Kuhfrau ging, ohne einen Blick zu mir zurück zu werfen, doch Web schüttelte mir herzlich die Hand und sagte, dass er davon ausgehe, dass wir schon bald wieder Gelegenheit haben würden, miteinander zu reden. Er war noch keine drei Schritt von mir entfernt, als er die Zofe fragte, ob ihr ihre Arbeit gefiel, ob sie schon lange in der Burg lebe und ob es nicht eine Schande sei, dass ein solch schöner Frühlingstag in einem derartigen Schauer enden musste.
    Nachdem ich meine Pflichten erledigt hatte, begab ich mich in den Speisesaal der Soldaten. Dort herrschte ein großer Aufruhr, während man die Entscheidung der Königin in der größtmöglichen Lautstärke diskutierte. Die Halle war vollkommen überfüllt. Nicht nur Soldaten hatten sich hier versammelt, sondern alle, die die Geschichte von Augenzeugen und wenn möglich als erste hören wollten. Dafür war es jedoch bereits zu spät. Unter Soldaten pflanzen sich Gerüchte schneller fort als Kaninchen. Während ich Eintopf und Brot hinunter schlang, hörte ich mir geduldig Berichte davon an, wie wir von hundert Zwiehaften mit Bögen, Schwertern und mindestens einem wilden Eber mit gewaltigen Hauern umzingelt worden waren. Besonders die letzte Ergänzung fand meine Bewunderung. Wenigstens berichtete der Mann, der seine Geschichte am Lautesten durch den Saal schrie, auch davon, wie ruhig und tapfer unser Prinz gewesen war.
    Noch immer nass und durchgefroren verließ ich den Speisesaal und ging den Gang hinunter, der an der Küche vorbei zu den Speisekammern führte. In einem ruhigen Augenblick huschte ich in Dicks kleines Zimmer und von dort aus in die Geheimgänge der Burg. Ich floh so schnell es ging in mein Arbeitszimmer hinauf, zog mir trockene Sachen an und legte die nassen über Tisch und Stühle. Chade hatte mir eine kurze Notiz hingelegt: »Privater Empfangsraum der Königin«. Den Tintenflecken nach zu urteilen, war er in einer ziemlich üblen Laune gewesen, als er das geschrieben hatte.
    Ich arbeitete mich so schnell wie möglich durch das gewundene Labyrinth. Ich verfluchte dessen Konstruktion und fragte mich, ob die Männer, die es gebaut hatten, wirklich so klein gewesen waren, wie die niedrigen Decken vermuten ließen. In Wahrheit hatte natürlich niemand dieses Labyrinth in seiner endgültigen Form so geplant. Man hatte vielmehr Lücken zwischen den Wänden und aufgegebene Dienertreppen benutzt, sowie hier und da etwas im Geheimen bei Reparaturarbeiten am Mauerwerk hinzugefügt. Ich war vollkommen außer Atem, als ich den geheimen Eingang zu den Privatgemächern der Königin erreichte. Ich blieb stehen, um erst einmal Luft zu holen, bevor ich anklopfte; da hörte ich einen wilden Streit auf der anderen Seite der Geheimtüre.
    »Und ich bin die Königin!«, erwiderte Kettricken wütend auf was immer Chade gesagt haben mochte. »Ich bin auch seine Mutter. Glaubst du allen Ernstes, dass ich den Thronerben und meinen Sohn in Gefahr bringen würde, wenn es nicht von allergrößter Wichtigkeit wäre?«
    Ich hörte Chades Antwort nicht, doch Kettrickens Stimme war klar und deutlich und fast schrill. »Nein, es hat nichts mit meiner ›verdammten Bergerziehung‹ zu tun! Es hat was damit zu tun, dass ich meine Edelleute zwingen muss, sich mit dem Alten Blut auseinander zu setzen, als hätten sie etwas dabei zu verlieren. Du hast selbst gesehen, wie sie vorher meine Bemühungen heruntergemacht haben. Und warum? Weil es sie nichts gekostet hat, die Dinge so weiterlaufen zu lassen wie bisher. Die Ungerechtigkeit war ihnen egal. Ihre Frauen und Söhne liefen nicht Gefahr, das Leben zu verlieren. Sie haben nachts nie wach gelegen und sich davor gefürchtet, dass jemand, den sie lieben, als Zwiehafter enttarnt und dafür ermordet werden könnte. Ich aber schon. Ich werde dir jetzt etwas sagen, Chade: Mein Sohn schwebt heute als Geisel bei den Zwiehaften nicht mehr in Gefahr als gestern hier in Bocksburg, wo ihn jeder x-Beliebige Herzog unter dem Vorwurf der Alten Macht vor Gericht hätte zerren können.«
    In dem Schweigen, das ihren Worten

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