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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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die Königin getan hatte, entschied mich aber dagegen. Der kleine Mann verzerrte oft Botschaften, und ich wollte Chade nicht zu unüberlegten Handlungen treiben. Davon hatte ich für einen Tag schon genug. Als unsere beiden Gruppen sich voneinander trennten und wir Pflichtgetreu und Laurel von bewaffneten Zwiehaften umgeben zurückließen, begann es plötzlich in Strömen zu gießen. Die Frau, die als erste zu uns gesprochen hatte, rief uns freundlich hinterher: »Drei Tage! Bringt meine Leute unversehrt in drei Tagen wieder zurück!«
    Die Königin drehte sich um und nickte ernst. Diese Erinnerung war unnötig gewesen. Schon jetzt schien uns die Zeit viel zu lang, in der das Wohlbefinden unseres Prinzen diesen Leuten anvertraut war.
    Marshcroft tat sein Bestes, um seine Männer schützend um die Gesandten zu formieren, aber es waren mehr, als wir erwartet hatten, und die Reihen der Soldaten zogen sich auseinander. Ich ritt am Ende der Prozession neben der Frau mit der Geschwisterkuh. Ich hatte gedacht, der Bärtige würde auf irgendeine Art Ehrenplatz in der Kolonne bestehen, vielleicht neben der Königin. Stattdessen ritt Web weit hinten, unmittelbar vor mir. Ich blickte zurück, um einen letzten Blick auf meinen Prinzen zu werfen, der im eisigen Regen auf seinem Pferd saß. Als ich wieder nach vorne schaute, stellte ich fest, dass der Bärtige mich beobachtete.
    »Er ist tapferer, als ich von einem Jungen seines Alters erwartet habe, und verdammt zäh für einen Prinzen«, bemerkte Web zu mir. Der Soldat zu meiner Rechten funkelte den Mann an, doch ich nickte nur ernst. Web blickte mir in die Augen, bevor er sich wieder von mir abwandte. Dass er diese Worte ausgerechnet an mich gerichtet hatte, machte mich nervös.
    Bevor wir Bocksburg erreichten, war ich vollkommen durchnässt. Der Regen wechselte zu trägem Schneefall, und die Straße wurde immer tückischer, sodass wir nur langsam vorankamen. Die Torwachen ließen uns ohne Fragen oder Verzögerung durch, doch als wir an ihnen vorbeiritten, sah ich einen Soldaten die Augen aufreißen und las ihm von den Lippen ab: »Der Prinz ist weg!« So eilte uns das Gerücht in der Burg voraus.
    Im Hof half Marshcroft der Königin beim Absitzen. Chade war dort, um uns zu empfangen. Kurz verlor er die Beherrschung, als er bemerkte, dass der Prinz nicht mit zurückgekehrt war. Seine scharfen grünen Augen suchten sofort mich. Ich mied seinen Blick, nicht nur weil ich keine Informationen für ihn hatte, sondern auch, weil ich nicht wollte, dass die Leute uns miteinander in Verbindung brachten. Das fiel mir auch nicht schwer. Der Hof hatte sich in ein einziges Schlammfeld verwandelt voller umhereilender Menschen und Tiere. Die Milchkuh muhte aufgeregt in die Kakophonie der Stimmen hinein. Stallburschen warteten darauf, unsere Tiere und die unserer Gäste zu übernehmen, aber auf eine trächtige Kuh waren sie ebenso wenig vorbereitet wie auf eine vermummte Frau, die ihr Tier nicht alleine lassen wollte, aber auch nicht allein mit ihm in den Stall gehen wollte.
    Schließlich meldeten Web und ich uns freiwillig, sie zu begleiten. Ich fand eine leere Box und machte es der müden Kuh so bequem, wie man es ihr in einem fremden Stall machen konnte. Die Frau sagte nur wenig, zu keinem von uns beiden; sie schien sich ausschließlich um das Wohlergehen ihrer Kuh zu kümmern. Aber Web war freundlich und gesprächig und das nicht nur mir gegenüber, sondern auch zu den Pferden in ihren Boxen und den Stallburschen, die ich frisches Wasser und Heu holen schickte. Ich stellte mich als Tom Dachsenbless von der Leibgarde der Königin vor.
    »Ah«, sagte Web und nickte, als hätte ich ihm etwas bestätigt, was er schon lange vermutet hätte. »Dann musst du Laurels Freund sein. Sie hat sehr gut von dir gesprochen und dich mir empfohlen.«
    Mit dieser beunruhigenden Bemerkung setzte er seinen Erkundungsgang durch die Ställe fort. Er schien an allem interessiert zu sein, was um ihn herum vorging, und er erkundigte sich nicht nur über die hier untergebrachten Tiere, sondern auch ob ich schon lange Gardist sei und ob ich mich genauso sehr wie er auf trockene Kleider und etwas Warmes zu trinken freuen würde.
    Ich war wortkarg ohne rüde zu sein. Dennoch empfand ich es als Erleichterung, als ich ihn schließlich die Treppe hinauf in den Ostflügel eskortierte, wo die Königin beschlossen hatte, ihre Gäste vom Alten Blut unterzubringen. In diesen Quartieren hatten sie ihre Ruhe vor der

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