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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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unvermeidliche Warten auf den Prinzen. Als er schließlich erschien, begleiteten ihn Ratgeber Chade und Königin Kettricken. Der Prinz schien sich unbehaglich zu fühlen. Gut ein Dutzend niederer Adeliger war angetreten, um ihn zu verabschieden. Unter diesen befanden sich auch die sechs Repräsentanten, welche die einzelnen Herzogtümer zur Königin entsandt hatten, um mit ihr das Problem der Zwiehaften zu diskutieren. Ich konnte ihnen ansehen, dass sie nie damit gerechnet hatten, den Zwiehaften Auge in Auge gegenüber zu stehen, und sie freuten sich nicht gerade darauf. Lord Gentil Bresinga war auch unter jenen, die im Schneematsch standen, um dem Prinzen eine gute Reise zu wünschen. Aus der hintersten Reihe der königlichen Leibwache beobachtete ich sein ruhiges Gesicht und fragte mich, wie er wohl über das Geschehen dachte. Auf ausdrücklichen Befehl der Königin durfte niemand außer dem Prinzen und seiner Eskorte die Burg verlassen. Sie wollte in keinem Fall riskieren, die ohnehin schon übervorsichtige Abordnung des Alten Blutes zu verschrecken.
    Die Königin erteilte ihrem Kommandeur ein paar knappe Befehle. Ich hörte nicht, was sie Marshcroft, unserem Anführer sagte, aber ich sah, wie sich sein Gesichtsausdruck veränderte. Er verneigte sich ernst, doch Missbilligung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Dann beobachtete ich entsetzt, wie eine Frau zu Pferd sich zu uns gesellte; sie führte das Pferd der Königin hinter sich her. Es dauerte einen Augenblick, bis ich Laurel erkannte. Sie hatte sich das Haar kurz geschnitten und schwarz gefärbt. Chade trat tadelnd vor, doch Kettricken schüttelte den Kopf. Kurz sprach sie mit ihm. Auch diesmal konnte ich die Worte nicht verstehen, als Kettricken sich verspannte und Chade rot anlief. Mit einem höflichen Nicken für ihren Ratgeber saß sie auf; dann folgten wir unserem Prinzen und Marshcroft aus der Burg hinaus. Ich blickte zurück und sah Chade uns entsetzt hinterher starren. Warum begleitet sie uns?, verlangte ich über die Gabe von Chade zu wissen, doch falls er meinen Gedanken empfing, so antwortete er nicht.
    Ich stellte dem Prinzen die gleiche Frage.
    Ich weiß es nicht. Sie hat Chade nur gesagt, es hätte eine Planänderung gegeben, und dass sie es ihm überließe, dafür zu sorgen, dass niemand uns folgt. Das gefällt mir nicht.
    Mir auch nicht.
    Ich beobachtete, wie der Prinz etwas zu seiner Mutter sagte. Sie schüttelte nur den Kopf. Ihre Lippen waren fest aufeinander gepresst. Laurel blickte stur geradeaus. Schon beim ersten Blick war mir aufgefallen, dass sich neue Falten auf ihrem Gesicht gebildet hatten und sie hager geworden war. War sie also als Gesandte der Königin bei den Zwiehaften gewesen? War das die Art, wie sie gegen die Gescheckten kämpfte? Indem sie versuchte, den gemäßigteren Gruppen mehr Einfluss zu verschaffen? Das ergab Sinn, aber das dürfte ihr weder leicht gefallen noch sonderlich sicher für sie gewesen sein. Ich fragte mich, wann sie zum letzten Mal tief und fest geschlafen hatte.
    Die schmelzende Schneedecke gab ungleichmäßig unter den Pferdehufen nach. Wir verließen die Burg durchs Westtor. Vorgeblich kannten nur der Prinz und Marshcroft unser Ziel. Der Vogel mit der entsprechenden Nachricht war gestern eingetroffen. In Wahrheit teilte ich dieses Wissen. Es hatte einiges an Unzufriedenheit über die Entscheidung der Königin gegeben, sich mit den Gesandten des Alten Blutes zu treffen. Daher hatte man es für weise gehalten, den Treffpunkt geheim zu halten, damit übereifrige Adelige den Plan nicht sabotieren konnten.
    Der Wind versprach Regen oder Schneeregen. Harz bedeckte die blattlosen Bäume, das erste Anzeichen von Leben. Wir nahmen nicht die Abzweigung, die zum Fluss hinunter führte, sondern jene in die bewaldeten Hügel jenseits der Burg. Ein einsamer Falke patrouillierte am Himmel, vielleicht auf der Suche nach ersten abenteuerlustigen Mäusen – oder vielleicht auch nicht, dachte ich bei mir selbst. Als die Bäume näher an die Straße heranrückten, erteilte Marshcroft den Befehl, die Formation zu ändern, sodass der Prinz und die Königin nun in unserer Mitte statt an der Spitze ritten. Meine Furcht wuchs. Durch nichts hatte Pflichtgetreu auch nur angedeutet, dass er sich bewusst war, dass ich hinter ihm ritt, aber ich war froh über die Gabenverbindung, die zwischen uns bestand.
    Wir ritten den ganzen Morgen durch, und an jeder Weggabelung nahmen wir die weniger befahrene Abzweigung. Ich war nicht gerade

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