Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr
Überschwang, das Gefühl, vollständig zu sein, sich an der Welt zu erfreuen?«
»Das ist etwas, wovor man sich in Acht nehmen sollte«, warnte ich ihn sofort. »Wenn du dich in die Gabe begibst und nach dieser Art von Verbindung suchst, kannst du zur Gänze hinweggerissen werden. Wenn man die Gabe benutzt, muss man immer sein Ziel im Auge behalten. Ansonsten bist du verloren, und …«
»Ja, ja, ja«, unterbrach mich Chade ungeduldig. »Ich habe nicht vergessen, was das letzte Mal mit mir geschehen ist; aber ich denke, dass wir jetzt etwas zu feiern haben.«
Die anderen schienen diese Meinung zu teilen. Ich bin sicher, sie betrachteten mich ob meines Schweigens als Spielverderber. Trotzdem holte ich den Korb hervor, den ich unter dem Tisch versteckt hatte, und da drin fand sogar Dick genug, um zufrieden zu sein. Wir ließen den Brandwein rundgehen, auch wenn ich glaube, dass nur Chade die Stärkung wirklich brauchte. Die Hände des alten Mannes zitterten, als er das Glas an die Lippen hob, doch nichtsdestotrotz lächelte er und entbot einen Tost: »Auf jene, die kommen werden, um Prinz Pflichtgetreus wahre Kordiale zu bilden!« Er warf mir einen verstohlenen Blick zu, und ich trank mit den anderen, obwohl ich hoffte, dass Burrich Nessel mit fester Hand Zuhause halten würde.
Dann fragte ich vorsichtig: »Was, glaubt ihr, war diese andere Stimme? Die, die gesagt hat: ›Ich kenne dich jetzt‹?«
Dick ignorierte mich und kaute weiter auf seinen Rosinen. Pflichtgetreu blickte mich an. »Eine andere Stimme?«
»Meinst du das Mädchen, das so klar und deutlich durch die Gabe gesprochen hat?«, fragte Chade offensichtlich entsetzt, dass ich sie offen erwähnt hatte. Ich glaube, er war bereits zu dem Schluss gekommen, dass es sich nur um Nessel handeln konnte.
»Nein«, antwortete ich. »Diese andere, fremdartige Stimme. Sie war so … anders.« Ich wusste nicht, wie ich es besser ausdrücken sollte. Eine dunkle Vorahnung erfüllte mich.
Meinen Worten folgte ein kurzes Schweigen. Dann sagte Pflichtgetreu: »Ich habe nur das Mädchen gehört, dass ›Nach Bocksburg?‹ gesagt hat.«
»Ich auch«, versicherte mir Chade. »Nach ihr habe ich keinen zusammenhängenden Gedanken mehr gehört. Ich dachte, sie sei der Grund gewesen, warum du die Verbindung unterbrochen hast.«
»Warum sollte er das tun?«, verlangte Pflichtgetreu zu wissen.
»Nein«, erklärte ich und ignorierte die Frage des Prinzen. »Da hat noch irgendetwas Anderes gesprochen. Ich sage euch, ich habe gehört … Ich habe etwas gehört. Irgendeine Art von Wesen. Nicht menschlich.«
Diese Erklärung war außergewöhnlich genug, um Pflichtgetreu davon abzuhalten, weiter nach Nessels Identität zu forschen. Aber nachdem alle drei geschworen hatten, sie hätten nichts gefühlt, nahmen sie meine Behauptungen nicht mehr ernst, und am Ende der Sitzung fragte ich mich, ob ich mich wohl getäuscht hatte.
Kapitel 25
Zusammenkunft
… und zum Schluss half nichts, und die Prinzessin wollte den Tanzbären für sich haben. Solch ein Flehen hatte man schon seit Jahr und Tag nicht mehr gehört, doch zu guter Letzt obsiegte sie, und ihr Vater gab dem Bärenwärter eine ganze Handvoll Gold für das Tier. Und die Prinzessin selbst nahm die Kette am Ring des Bären und führte die große, mächtige Kreatur in ihr Schlafgemach. Doch tief in der Nacht, während alle anderen schliefen, stand der Junge auf und streifte seine Bärenhaut ab. Und als er sich der Prinzessin zeigte, fand sie ihn so ansehnlich, wie sie noch keinen Jüngling gefunden hatte, und es war weniger, dass er seinen Willen mit ihr hatte, sondern mehr sie den ihren mit ihm.
DER BÄRENJUNGE UND DIE PRINZESSIN
Eines Nachmittags begannen die Birken zu blühen, und der festgetrampelte Schnee auf dem Hof verwandelte sich in Matsch. Der Frühling kam in jenem Jahr rasch nach Bocksburg. Als die Sonne unterging, konnte man an einigen Stellen bereits die blanke Erde sehen. In der Nacht war es wieder kalt, und alles kam zum Erliegen, doch am nächsten Morgen erwachte das Land zum Geräusch rauschenden Wassers und einem warmen Wind.
Ich hatte in der Kaserne gut geschlafen, trotz des Schnarchens von zwei Dutzend Männern. Ich stand mit den anderen auf, aß ein herzhaftes Frühstück und kehrte dann in die Kaserne zurück, um die purpurnweiße Tunika der königlichen Leibgarde überzustreifen. Wir schnallten unsere Schwerter um, holten unsere Pferde und versammelten uns im Hof.
Dann folgte das
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