Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
würde ich sagen, dass man ihn extra zu diesem Zweck errichtet hat. Ich denke, dass sie uns aus Furcht vor Repressionsmaßnahmen nicht in ihre echten Häuser bringen wollten.
    Geht es dir gut?
    Mir ist ein Wenig kalt, und das Essen ist nicht berauschend; aber es ist nicht schlimmer als auf einer mehrtägigen Jagd. Sie behandeln uns gut. Lass meine Mutter wissen, dass ich in Sicherheit bin.
    Das werde ich.
    Wie geht es in Bocksburg voran?
    Langsam. Ich sitze hinter einer Wand und beobachte, wie die vom Alten Blut einem Gaukler zuschauen. Pflichtgetreu, ich bezweifele, dass in den nächsten drei Tagen echte Fortschritte gemacht werden.
    Ich vermute, du hast Recht. Es gibt hier einen alten Mann, an dessen Erwartungen wir uns vielleicht ein Beispiel nehmen sollten. Er erzählt jedem, dass es schon ein Triumph wäre, wenn diese Verhandlungen ohne Blutvergießen enden würden. Das wäre schon mehr, als jeder Weitseher dem Alten Blut angeboten hat, solange er denken kann.
    Hm. Vielleicht hat er da nicht ganz Unrecht.
    Die vom Alten Blut, die ich beobachtete, gingen früh zu Bett. Ohne Zweifel hatte sie sowohl die Reise als auch die Spannung müde gemacht. Ich war froh, nun ebenfalls ins Bett zu dürfen, doch ich beschloss, vorher noch einmal im Saal der Wachen vorbeizuschauen, um zu sehen, was es Neues aus der Gerüchteküche gab. Der Speisesaal der Wachen, so hatte ich schon vor langer Zeit herausgefunden, war der beste Ort, um Gerüchte und dergleichen zu hören und die Stimmung des Volkes einzuschätzen.
    Auf meinem Weg dorthin erschrak ich, als mir Web auf einem Spaziergang durch die nächtlichen Gänge der Burg begegnete. Er grüßte mich warmherzig und mit Namen. »Hast du dich verirrt?«, fragte ich ihn vorsichtig.
    »Nein. Ich bin nur neugierig, und in meinem Kopf schwirren viel zu viele Gedanken herum, als dass ich schlafen könnte. Wo gehst du hin?«
    »Ich wollte mir noch etwas zu essen besorgen«, antwortete ich ihm, und er entschied sich plötzlich, dass das genau das sei, was auch er jetzt brauchte. Es gefiel mir nicht, unseren Gast vom Alten Blut mit in den Speisesaal zu nehmen, aber er weigerte sich, sich einen netten, ruhigen Kamin in der Großen Halle zu suchen und dort auf mich zu warten. Während wir nebeneinander hergingen, wuchs in mir die Furcht, zu was für Begegnungen es dort kommen konnte, doch Web schien gegen solche Fragen immun zu sein, und er stellte mir endlose Fragen über Wandteppiche, Banner und Porträts, an denen wir vorüberkamen.
    Als wir den Speisesaal betraten, breitete sich einen Augenblick lang vollkommenes Schweigen aus. Mir schwante Übles, als ich die feindseligen Blicke sah, und dann sah ich auch noch Klinge Haversfalke am Tisch nahe dem Kamin. Ich wandte das Gesicht ab, als ich bemerkte: »Der Gast unserer Königin hätte gerne ein Stück Fleisch, Kameraden, und einen Krug Bier.« Ich erwähnte unsere Königin absichtlich so betont in der Hoffnung, das würde die Stimmung im Raum ein wenig wärmen. Das tat es aber nicht.
    »Lieber würden wir es mit unserem Prinzen teilen«, sagte jemand unheilvoll.
    »Wie auch ich«, stimmte ihm Web herzlich zu. »Ich habe nämlich kaum zwei Worte mit ihm wechseln können, bevor er mit meinen Kameraden weggeritten ist. Aber so wie er heute Nacht mit ihnen speist und ihnen lauscht, so werde ich das Brot mit euch brechen und mir die Geschichten von Bocksburg anhören.«
    »Ich weiß nicht, ob wir hier am Tisch Zwiehafte füttern«. bemerkte irgendjemand schneidend.
    Ich atmete tief durch. Ich wusste, dass ich irgendetwas sagen und eine Möglichkeit finden musste, Web hier unverletzt herauszubekommen, doch Klinge kam mir zuvor. »Einst haben wir das getan«, sagte er langsam, »und er war einer von uns, und wir haben ihn geliebt, bis er dumm genug gewesen ist, sich von Edel wegschnappen zu lassen.«
    »Oh, nicht die alte Geschichte!«, stöhnte irgendjemand, und ein anderer meldete sich: »Selbst nachdem er unseren König getötet hat, Klinge Haversfalke? Hast du ihn dann auch noch geliebt?«
    »FitzChivalric hat König Listenreich nicht getötet, du Jungspund. Ich war dabei, und ich weiß, was passiert ist. Mir ist egal, was ein Schwarm schlangenzüngiger Barden seitdem gesungen hat. Fitz hat den König, den er geliebt hat, nicht umgebracht. Er hat diese Gabennutzer getötet, und ich garantiere dafür, dass es so war, wie er behauptet hat. Sie haben Listenreich ermordet.«
    »Aye. So habe auch ich die Geschichte immer gehört.« Web klang

Weitere Kostenlose Bücher