Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
begeistert. Entsetzt schaute ich zu, wie er sich an Männern vorbeidrängte, die ihm absichtlich nicht aus dem Weg gingen, bis er neben Klinge stand. »Ist da noch ein Platz neben dir auf dieser Bank, alter Krieger?«, fragte er ihn freundlich. »Ich würde die Geschichte nämlich gerne noch einmal aus dem Munde eines Mannes hören, der dabei war.«
    Es folgte der längste Abend, den ich je im Speisesaal verbracht habe. Web war voller Fragen, und er unterbrach Klinge hundertmal in seiner Geschichte über jene verhängnisvolle Nacht. Seine Fragen waren so auf den Punkt, dass schon bald andere am Tisch ebenfalls nachhakten. Hatten die Fackeln in der Nacht wirklich blau gebrannt und war der Pockenmann durch die Burg gewandert, als Edel den Thron für sich beanspruchte? Und die Königin war doch in jener Blutnacht geflohen, nicht wahr? Und als sie wieder nach Bocksburg zurückgekehrt war, hatte sie da kein Licht auf die Ereignisse werfen können?
    Es war ein seltsames Gefühl für mich, dieser Diskussion zuzuhören und zu wissen, dass nach all den Jahren noch immer wild über die Wahrheit spekuliert wurde. Die Königin hatte stets versichert, dass FitzChivalric in gerechtem Zorn die wahren Mörder des Königs erschlagen hatte, aber bewiesen wurde das nie. Die Männer waren sich jedoch einig, dass ihre Königin nicht dumm war und keinen Grund hatte, in dieser Frage zu lügen. Außerdem log das Bergvolk nie. Von da aus gingen sie zu der altehrwürdigen Geschichte über, wie ich mich selbst aus dem Grab gegraben und nur meinen leeren Sarg zurückgelassen hatte. Den Sarg hatte man wenigstens zur Schau gestellt, obwohl natürlich niemand sagen konnte, ob ich mich nun als Geist verflüchtigt oder tatsächlich in einen Wolf verwandelt hatte und entkommen war. Die versammelten Wachen zweifelten an Webs Behauptung, dass kein Zwiehafter sich auf diese Art verwandeln könne.
    Anschließend redete man von Webs Geschwistertier, einer Art Möwe. Wieder sprach er die Einladung aus, dass jeder, der wolle, sein Tier am Morgen sehen könne. Ein paar schüttelten in abergläubischer Furcht die Köpfe, doch andere waren offenbar fasziniert und sagten, dass sie kommen würden.
    »Wass tann n Vödelchen euchs schon tun?«, verlangte ein Betrunkener von seinen weniger mutigen Kameraden zu wissen. »Aufn Kopf kaggen, v'leicht? Das bisse doch 'ewöhnt, Reddy. Dein Weib machs ja auch im-immer.«
    Das hatte einen kurzen Faustkampf am Ende des Tisches zur Folge. Nachdem die Kämpfer von ihren Kameraden in die kalte Nacht hinausgeworfen worden waren, erklärte Web, dass er genug Bier und Geschichten für einen Abend habe, aber dass er sich freuen würde, sich morgen wieder zu ihnen gesellen zu dürfen, wenn er willkommen sei. Zu meiner Bestürzung entschieden Klinge und ein paar andere, dass er in der Tat herzlich willkommen sei, zwiehaft hin oder her, und ja, sein Vogel auch.
    »Nun, meine Risk hat's nicht so mit Häusern oder Fliegen im Dunkeln, aber ich werde zusehen, dass ihr sie morgen einmal kennen lernen könnt, wenn ihr wollt.«
    Nachdem wir uns von ihnen verabschiedet hatten und wir uns auf den Weg in den Ostflügel machten, kam mir der Gedanke, dass Web gerade vermutlich mehr für die Sache der Zwiehaften getan hatte als alles Gerede früher am Abend. Vielleicht war er wirklich ein Geschenk für uns.

Kapitel 26
Verhandlungen
    Ein Mann, der mit dem richtigen Wort bewaffnet ist, kann tun, wozu eine ganze Armee mit Schwertern nicht imstande ist.
    SPRICHWORT AUS DEN BERGEN
     
    Natürlich berichtete ich Chade von Webs nächtlicher Unterhaltung, und er wiederum berichtete der Königin. So stellte sie beim nächsten Treffen, bei dem auch die Repräsentanten der Herzöge anwesend waren, sicher, dass Web als erster Gelegenheit hatte, das Wort zu ergreifen. Ich hockte hinter der Wand, mein Auge am Guckloch, und hörte ihm zu. Kettricken stellte ihn den Delegierten der Sechs Provinzen vor, bevor er sprach. Sie sagte, er repräsentiere die älteste Blutlinie des Alten Blutes, und dass sie wünsche, dass man ihn mit allem Respekt behandele. Doch als sie Web das Reden überließ, versicherte er den Edelleuten erst einmal, dass er nur ein einfacher Fischer sei, der zufällig von Eltern abstamme, die weiser gewesen seien, als er es jemals sein würde. Dann, mit einer Plötzlichkeit, die mich nach Luft schnappen ließ, stellte er seine Vorschläge für ein Ende der Verfolgung der Zwiehaften vor. Er sprach genauso sehr zu den Zwiehaften wie zu unserer

Weitere Kostenlose Bücher