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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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heute Abend tragen. Ihr wiederum habe ich eine kleine Silberkrone mit einhundert Saphiren geschenkt, die meine Mutter und Chade ausgesucht haben. Die Steine sind klein, doch meine Mutter zog das schöne Muster größeren Steinen vor. Die Narcheska machte einen Knicks, als sie die Krone entgegen nahm und erklärte mir in angemessenen Worten, wie liebreizend mein Geschenk sei. Doch ich konnte nicht umhin zu bemerken, wie allgemeingehalten ihr Dank war. Sie sprach von ›einem großzügigen Geschenk‹, verlor aber kein Wort über das Muster oder darüber, ob sie Saphire mag oder nicht. Es war, als hätte sie ihre Rede auswendig gelernt, eine Rede, die zu jedem Geschenk gepasst hätte, und sie dann fehlerfrei vorgetragen.«
    Ich war fast sicher, dass es sich genauso verhielt. Dennoch empfand ich es nicht als richtig, ihr daraus einen Vorwurf zu machen. Immerhin war sie erst elf Jahre alt und hatte bei dieser ganzen Sache genauso wenig Mitspracherecht gehabt wie unser Prinz, Das sagte ich dem Prinzen auch.
    »Ich weiß, ich weiß«, räumte er müde ein. »Trotzdem habe ich versucht, ihr in die Augen zu sehen und sie wissen zu lassen, wer ich bin. Als sie zum ersten Mal neben mir stand, Tom, ist mein Herz wirklich zu ihr gewandert. Sie wirkte so jung und klein und so fremd an unserem Hof. Ich empfand für sie, was ich für jedes Kind empfinden würde, das man aus seinem Heim reißt und zwingt, einem Zweck zu dienen, der nicht zu seinem Vorteil ist. Ich hatte ein Geschenk gewählt, das von mir kam und nicht von den Sechs Provinzen. Es lag in ihrem Zimmer, wartete dort auf sie bei ihrer Ankunft. Sie hat es mit keinem Wort erwähnt.«
    »Was war es?«, fragte ich.
    »Etwas, das mir mit elf Jahren auch gefallen hätte«, antwortete der junge Mann. »Ein von Stumpf geschnitztes Puppenset. Sie waren gekleidet, als wollten sie die Geschichte des Mädchens und der Schneestute erzählen. Man hat mir gesagt, diese Geschichte sei auf den Äußeren Inseln genauso bekannt wie in den Sechs Provinzen.«
    Fürst Leuenfarbs Stimme klang neutral, als er bemerkte: »Stumpf ist ein geschickter Holzschnitzer. Ist das die Geschichte, wo das Mädchen von seiner magischen Stute weit weg von dem grausamen Stiefvater getragen wird, in ein reiches Land, wo sie dann einen schönen Prinzen heiratet?«
    »Unter den Umständen war das vielleicht nicht die beste Geschichte«, murmelte ich.
    Der Prinz wirkte überrascht. »In dem Licht habe ich das noch nicht betrachtet. Glaubst du, dass ich sie beleidigt habe? Sollte ich mich entschuldigen?«
    »Je weniger gesagt wird, desto besser«, schlug Fürst Leuenfarb vor. »Vielleicht könnt Ihr mit der Narcheska darüber reden, sobald ihr euch ein wenig besser kennen gelernt habt.«
    »Das dürfte wohl frühestens in zehn Jahren sein«, erwiderte der Prinz in lockerem Ton, aber über unsere Gabenverbindung fühlte ich, wie aufgeregt er war. Zum ersten Mal verstand ich, dass seine Unzufriedenheit auch darauf gegründet war, dass er das Gefühl hatte, bei der Narcheska alles falsch zu machen. Seine nächsten Worte schienen dieses Wissen zu bestätigen.
    »Sie vermittelt mir das Gefühl, ein unbeholfener Barbar zu sein. Dabei ist sie diejenige aus einem Holzfällerdorf nahe der Eisgrenze, aber sie lässt mich glauben, ich wäre unkultiviert und ungeschickt. Wenn sie mich anschaut, sind ihre Augen wie Spiegel. Ich sehe in ihnen nichts von ihr, sondern nur wie dumm und tollpatschig ich auf sie wirke. Ich bin gut erzogen, ich bin von gutem Blut, und doch fühle ich mich in ihrer Gegenwart wie ein schmutziger Bauer, der sie mit seiner Berührung besudelt. Ich verstehe das nicht!«
    »Ihr werdet noch viele Differenzen überwinden müssen, wenn ihr euch näher kennen lernen wollt. Ein guter Anfang wäre, zu begreifen, dass ihr beide aus verschiedenen, aber deshalb nicht weniger wertvollen Kulturen stammt«, sagte Fürst Leuenfarb. »Vor mehreren Jahren habe ich Geschäfte bei den Outislandern getätigt und sie dabei studiert. Sie sind eine matriarchalische Gesellschaft, wisst Ihr? Ihre Clanmütter sind an ihren Tätowierungen zu erkennen. Soweit ich es verstanden habe, hat die Narcheska Euch schon eine große Ehre erwiesen, indem sie zu Euch gekommen ist, anstatt von ihrem Freier zu verlangen, dass er sie in ihrem Mütterhaus aufsucht. Es muss seltsam für sie sein, diesen Hof hier ohne führende Hand ihrer Mütter, Schwestern und Tanten zu erleben.«
    Pflichtgetreu nickte nachdenklich auf Fürst Leuenfarbs Worte, doch

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