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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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das Wenige, was ich von der Narcheska gesehen hatte, schien mir zu bestätigen, dass der Prinz ihre Gefühle ihm gegenüber korrekt einschätzte. Diesen Gedanken sprach ich allerdings nicht aus. »Sie hat offensichtlich die Sitten und Gebräuche der Sechs Provinzen studiert. Hast du einmal darüber nachgedacht, mehr über ihr Land und ihre Familie zu lernen?« Pflichtgetreu blickte mich von der Seite her an, ein Student, der seine Lektion überflogen, aber auch wusste, dass er sie nicht gut gelernt hatte. »Chade hat mir alle Schriftrollen gegeben, die wir haben, aber er hat mich auch gewarnt, sie seien alt und möglicherweise überholt. Die Äußeren Inseln schreiben ihre Geschichte nicht nieder, sondern vertrauen sie dem Gedächtnis ihrer Barden an. Was bei uns niedergeschrieben ist, stammt von Menschen aus den Sechs Provinzen, die die Outislander auf ihren Inseln besucht haben. Diese Berichte verraten eine gewisse Intoleranz der Schreiber den Unterschieden unserer Kulturen gegenüber. Bei den meisten Schriftrollen handelt es sich schlicht um Reiseberichte, in denen verächtlich über das Essen geschrieben wird, zu dem Honig und Gänseschmalz in rauen Mengen gehören, und über die Häuser, die kalt und zugig sind. Die Menschen dort bieten müden Reisenden nicht ihre Gastfreundschaft an, sondern scheinen jeden zu verachten, der dumm genug ist, sich in eine Lage zu bringen, wo er um Essen und ein Dach über dem Kopf bitten muss, anstatt es zu kaufen. Die Schwachen und Dummen verdienen den Tod – das scheint das Glaubensbekenntnis der Äußeren Inseln zu sein. Sie haben sogar einen harten und unversöhnlichen Gott gewählt. El aus dem Meer ziehen sie der großmütigen Eda der Felder vor.« Der Prinz seufzte.
    »Habt Ihr einmal einem ihrer Barden zugehört?«, erkundigte sich Fürst Leuenfarb.
    »Ich habe zugehört, aber ich habe nichts verstanden. Chade hat mich gedrängt, wenigstens die Grundzüge ihrer Sprache zu lernen, und ich habe es versucht. Von den Wurzeln her ist sie mit unserer verwandt. Ich beherrsche sie gut genug, um mich verständlich zu machen, doch die Narcheska hat mir bereits erklärt, sie würde lieber meine Sprache sprechen, als ihre so verzerrt zu hören.« Einen Augenblick lang fletschte er die Zähne ob dieser Beleidigung. Dann fuhr er fort: »Die Barden sind schwieriger zu verstehen. Offensichtlich haben sie für ihre Poesie andere Regeln; so können sie Silben dehnen oder zusammenziehen, je nachdem wie es der Rhythmus verlangt. Die ›Bardenzunge‹ nennen sie das, und dann kommt da noch ihre laute, windige Musik dazu, die es mir schwer macht, auch nur die Grundzüge ihrer Geschichten zu verstehen. Alles scheint sich um das Zerhacken von Feinden und das Sammeln von ihren Überresten als Trophäen zu drehen. Wie Echet Haarbett, der unter einer Decke aus den Haarschöpfen seiner Feinde geschlafen hat. Oder Sechsfinger, der seine Hunde aus Schädeln fütterte.«
    »Nette Leute«, bemerkte ich trocken. Fürst Leuenfarb blickte mich funkelnd an.
    »Unsere Lieder müssen seltsam für sie klingen, besonders die romantischen Tragödien über Jungfrauen, die den Freitod wählen, wenn sie den Mann ihres Herzens nicht haben können«, warf Fürst Leuenfarb ein. »Das sind die Barrieren, die ihr gemeinsam überwinden müsst, mein Prinz. Solche Missverständnisse lassen sich meistens in scheinbar beiläufigen Gesprächen am besten ausmerzen.«
    »Ah, ja«, räumte der Prinz säuerlich sein. »In zehn Jahren werden wir vielleicht einmal ein beiläufiges Gespräch führen. Im Augenblick sind wir so sehr von Gratulanten und dergleichen umringt, dass wir nur durch eine Menschenmenge hindurch miteinander reden können und unsere Stimmen heben müssen, um uns überhaupt verständlich zu machen. Jedes Wort, das wir austauschen, wird mitgehört und diskutiert. Ganz zu schweigen vom lieben Onkel Peottre, der sie bewacht wie ein Hund seinen Knochen. Gestern Nachmittag, als ich versucht habe, im Garten mit ihr spazieren zu gehen, hatte ich eher das Gefühl, als würde ich eine wilde Horde in den Krieg führen. Über ein Dutzend Leute trampelten schnatternd hinter uns her. Und als ich eine Blume für sie pflückte, sprang ihr Onkel zwischen uns, um sie zu untersuchen, bevor er sie an sie weitergab – als hätte ich ihr etwas Giftiges angeboten.«
    Ich grinste wider besseres Wissen und erinnerte mich an die giftigen Kräuter, die Kettricken selbst mir angeboten hatte, als sie glaubte, ich stelle eine Bedrohung für

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