Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr
Oder wartest du etwa darauf, dass ich in meine Gemächer hüpfe?«
Der Prinz war in seinem schnatternden Gefolge untergegangen. Ich bezweifelte, dass er Fürst Leuenfarbs Missgeschick bemerkt hatte. Ein paar seiner Diener blickten in unsere Richtung, aber die Augen der meisten waren auf Pflichtgetreu gerichtet. Also hockte ich mich hin, und als ich Fürst Leuenfarb den Arm um die Schulter legte, fragte ich leise: »Wie schlimm ist es?«
»Schlimm genug!«, schnappte er. »Ich werde heute Abend wohl kaum tanzen können, und meine neuen Tanzschuhe sind gerade erst gestern geliefert worden. Oh, das ist vollkommen inakzeptabel! Hilf mir in meine Gemächer, Mann.« Auf sein wütendes Schimpfen hin eilten mehrere niedere Adelige auf uns zu. Sofort veränderte sich Fürst Leuenfarbs Verhalten, als er auf ihre besorgten Fragen antwortete, es werde ihm schon bald wieder besser gehen, und nichts würde ihn davon abhalten, heute Abend an den Verlobungsfeierlichkeiten teilzunehmen. Er stützte sein Gewicht auf mich, aber ein mitfühlender junger Mann nahm seinen Arm, und eine Dame schickte ihre Zofe los, heißes Wasser und Heilkräuter zu holen und diese sofort in Fürst Leuenfarbs Gemächer zu bringen; einen Heiler sollte sie direkt auch noch holen. Nicht weniger als zwei junge Männer und drei liebreizende junge Damen folgten uns durch die Burg.
Als wir schließlich die Treppen hinaufgehüpft und durch die Gänge zu Fürst Leuenfarbs Gemächern geschlurft waren, hatte er mich mindestens ein Dutzend Mal für mein Ungeschick gescholten. Der Heiler und heißes Wasser erwarteten uns bereits vor der Tür. Man nahm mir Fürst Leuenfarb ab, und ich wurde sofort ausgeschickt, Brandwein und etwas zu essen zu holen, um die Nerven meines Herrn zu beruhigen. Als ich ging, zuckte ich mitfühlend ob der lauten Schmerzensschreie zusammen, die der Heiler verursachte, als er vorsichtig den Stiefel vom Fuß entfernte. Schließlich kehrte ich mit einem Tablett voll Kuchen und Obst wieder zurück. Der Heiler war inzwischen verschwunden, und Fürst Leuenfarb saß bequem auf seinem Stuhl, den Fuß vor sich auf einem Hocker ausgestreckt und seine Sympathisanten standen drum herum. Ich stellte das Essen auf den Tisch und brachte ihm den Brandwein. Lady Calendula bekundete ihm ihr Mitleid, zumal der Heiler nicht nur herzlos, sondern auch unfähig gewesen war. Was für eine Art Quacksalber war das nur, dass er Fürst Leuenfarb erst solche Schmerzen zufügte und dann auch noch erklärte, er könne keinerlei Hinweise auf eine Verletzung finden? Der junge Fürst Eiche gab eine lange, detaillierte und traurige Geschichte darüber zum Besten, wie der Heiler im Haus seines Vaters diesen unter ähnlichen Umständen fast an einem Magenleiden hatte sterben lassen. Nachdem er seine Geschichte beendet hatte, bat Fürst Leuenfarb seine Gäste um Verständnis dafür, dass er sich nach dieser Katastrophe erst einmal ausruhen müsse. Ich verbarg meine Erleichterung, als ich sie alle mit einer Verbeugung verabschiedete.
Ich wartete, bis die Tür sich hinter ihnen geschlossen hatte und das Geräusch ihrer Stimmen und Schritte verhallt war, dann ging ich zum Narren. Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, ein nach Rosen duftendes Taschentuch über den Augen.
»Wie schlimm ist es?«, fragte ich mit leiser Stimme.
»So schlimm, wie du es haben Willst«, antwortete er, ohne den Stoff von seinem Gesicht zu nehmen.
»Was?«
Nun hob er das Tuch und lächelte mich wohlwollend an. »Welch eine Schau, und alles nur um deinetwillen. Du könntest mir wenigstens deine Dankbarkeit zeigen.«
»Wovon redest du?«
Er stellte den bandagierten Fuß auf den Boden, stand auf und schlenderte gelassen zum Tisch, um sich dort etwas zu essen zu holen. Er humpelte noch nicht einmal. »Jetzt hat Fürst Leuenfarb eine Entschuldigung dafür, Tom Dachsenbless heute Abend mitzunehmen. Ich werde mich beim Gehen auf deinen Arm stützen, und du wirst einen kleinen Hocker und ein Kissen für mich tragen. Dann kannst du mich auch noch bedienen und meine Botschaften durch den Raum tragen. Pflichtgetreu wird dich sehen, und du wirst feststellen, dass diese Position tausendmal besser zum Spionieren ist, als an Wänden und Türen zu lauschen.« Er musterte mich kritisch, als ich den Mund aufklappte. »Zum Glück für uns beide sind die neuen Kleider, die ich für dich bestellt habe, heute Morgen eingetroffen. Komm. Setz dich, und ich werde dir die Haare frisieren. So wie du aussiehst, kannst du
Weitere Kostenlose Bücher