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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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ebenfalls breit und hoffte, dass der Prinz diese rasche Erklärung akzeptieren würde. Innerlich sank mir angesichts meiner Sorglosigkeit jedoch das Herz in die Hose. Sehnte sich irgendein Teil von mir danach, dem Prinzen meine wahre Identität zu enthüllen? Ich spürte ein altes, vertrautes Zerren in meinen Eingeweiden. Schuld. Hatte ich mir selbst nicht irgendwann versprochen, niemals wieder Geheimnisse vor jenen zu haben, die mir vertrauten? Aber was blieb mir für eine Wahl? Ich schützte mein eigenes Geheimnis, während Fürst Leuenfarb versuchte, dem Prinzen das seine zu entlocken.
    »Aber wenn ihr es uns sagt, verspreche ich, dass meine Zunge es nicht weitersagen wird. Wie Tom, so zweifele auch ich an Gentil Bresingas Treue Euch gegenüber, sowohl als Freund als auch als Untertan. Ich fürchte, Ihr schwebt in Gefahr, mein Prinz.«
    »Gentil ist mein Freund«, verkündete der Prinz in einem Tonfall, der keine weitere Diskussion mehr zuließ. Sein jungenhaftes Vertrauen in sein Urteil machte es mir schwer. »Das weiß ich in meinem Herzen. Nichtsdestotrotz«, und hier huschte ein seltsamer Ausdruck über Pflichtgetreus Gesicht, »hat er mich gewarnt, Euch gegenüber Vorsicht walten zu lassen, Fürst Leuenfarb. Er scheint Euch mit … mit großer Verachtung zu begegnen.«
    »Das beruht auf einem kleinen Missverständnis zwischen uns, als ich in seinem Haus zu Gast war«, erklärte Fürst Leuenfarb gelassen. »Ich bin sicher, das wird sich bald klären.«
    Ich selbst zweifelte daran, aber der Prinz schien es zu akzeptieren. Er dachte eine Zeit lang nach, wendete sein Pferd nach Westen und ritt am Waldrand entlang. Ich lenkte Meine Schwarze zwischen Pflichtgetreu und potenzielle Angreifern, die sich hinter den Bäumen verstecken könnten, und versuchte, ein Auge auf unsere Umgebung und eines auf den Prinzen zu haben. Als ich in einem Baumwipfel eine Krähe entdeckte, fragte ich mich, ob das wohl ein Spion der Gescheckten war. Falls ja, konnte ich ohnehin nur wenig dagegen tun, sagte ich mir selbst. Keiner der anderen schien den Vogel zu bemerken. Dann flatterte das Tier mit einem Krächzen auf und flog davon.
    Pflichtgetreus Worte kamen widerwillig. »Die Bresingas sind bedroht worden. Von den Gescheckten. Gentil wollte nicht sagen wie, nur, dass es eine versteckte Botschaft war. Die Katze wurde mit einer Notiz bei seiner Mutter abgegeben, in der sie angewiesen wurde, mir die Katze zu schenken. Falls nicht … nun, man bedrohte sie mit etwas, das mir Gentil nicht genau erklären wollte.«
    »Ich kann es mir denken«, sagte ich offen. Die Krähe war außer Sichtweite verschwunden. Sicherer fühlte ich mich deswegen aber nicht. »Falls sie dir nicht die Katze gegeben hätten, hätte man sie als solche mit der Alten Macht denunziert – vermutlich Gentil.«
    »Das halte ich auch für wahrscheinlich«, stimmte mir Pflichtgetreu zu.
    »Das entschuldigt es aber nicht. Sie hatten eine Pflicht ihrem Prinzen gegenüber.« Ich beschloss, nach einer Möglichkeit zu suchen, die Bresingas in ihren Gemächern auszuspionieren. Ein heimlicher Besuch bei ihnen und eine Durchsicht ihrer Besitztümer wären ebenfalls eine gute Idee. Ich fragte mich, ob Gentil seine Katze mitgebracht hatte.
    Pflichtgetreu blickte mir in die Augen, und er schien mit Veritas Offenheit zu sprechen, als er mich fragte: »Könntest du deine Pflichten gegenüber deinem Monarchen über den Schutz deiner eigenen Familie stellen? Das ist zumindest, was ich mich gefragt habe. Wenn meine Mutter bedroht werden würde, zu was würde ich mich dann zwingen lassen? Würde ich die Sechs Provinzen verraten, um ihr Leben zu schützen?«
    Fürst Leuenfarb warf mir den Blick des Narren zu, ein Blick, der sagte, dass er mit diesem Jungen sehr zufrieden war. Ich nickte ihm zu, fühlte mich aber abgelenkt. Pflichtgetreus Worte juckten mich. Plötzlich hatte ich das Gefühl, als müsse ich mich an irgendetwas Wichtiges erinnern, konnte den Gedanken aber nicht weiter verfolgen. Auch wusste ich keine Antwort auf Pflichtgetreus Frage, und so zog sich das Schweigen in die Länge. Schließlich sagte ich: »Sei vorsichtig, mein Prinz. Ich warne dich davor, Gentil Bresinga ins Vertrauen zu ziehen oder ihn gar zu deinem Freund zu machen.«
    »Da gibt es nur wenig zu befürchten, Tom Dachsenbless. Ich habe im Augenblick eh keine Zeit für Freunde – all diese Pflichten. Es war ja schon schwer genug, meinem Terminplan diese Stunde abzuringen und durchzusetzen, dass ich nur mit euch

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