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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Talent geboren. Niemand weiß, warum ein Kind mit oder ohne Magie geboren wird.«
    »Gentil Bresinga sagt, die Alte Macht sei Teil des Weitseherblutes. Er sagt, der Gescheckte Prinz hätte die Alte Macht zu ebensolchen Teilen von seiner königlichen Mutter wie von seinem einfachen Vater geerbt. Er sagt, manchmal sei sie bei zwei Familien nur schwach ausgeprägt, doch wenn diese sich kreuzten, träte die Magie zutage. Wie ein Kätzchen mit krummem Schwanz, während der Rest des Wurfes normal ist.«
    »Wann hat Gentil dir das gesagt?«, verlangte ich in scharfem Ton zu wissen.
    Der Prinz blickte mich verwundert an, antwortete aber: »Heute früh, als er aus Burg Tosen eingetroffen ist.«
    »In aller Öffentlichkeit?« Ich war entsetzt. Fürst Leuenfarb hatte sein Pferd näher an uns heran geführt.
    »Nein, natürlich nicht! Es war, bevor ich gefrühstückt habe. Er ist persönlich an die Tür meines Schlafzimmers gekommen und hat dringend um eine Audienz ersucht.«
    »Und du hast ihn einfach reingelassen?«
    Pflichtgetreu starrte mich einen Augenblick lang schweigend an. Dann sagte er steif: »Er war immer mein Freund. Er hat mir meine Katze gegeben, Tom. Du weißt, was sie mir bedeutet hat.«
    »Ich weiß, wie dieses Geschenk beabsichtigt war, und das weißt du auch! Gentil Bresinga könnte ein gefährlicher Verräter sein, mein Prinz, einer, der mit den Gescheckten konspiriert, um dir den Thron und schließlich dein eigenes Fleisch wegzuschnappen. Du musst lernen, vorsichtig zu sein!«
    Der Prinz war ob meines Tadels rot an den Ohren geworden. Dennoch behielt er einen ruhigen Tonfall bei. »Er sagt, das sei er nicht, und dass sie sich nicht gegen mich verschworen hätten. Glaubst du, er wäre zu mir gekommen, um mir das zu erklären, wenn es anders herum wäre? Er und seine Mutter, sie wussten das nicht mit der … mit der Katze. Ihnen war noch nicht einmal bewusst, dass ich über die Alte Macht verfüge, als sie sie mir gegeben haben. Oh, meine kleine Katze …« Bei den letzten Worten versagte ihm plötzlich die Stimme, und ich wusste, dass nun all seine Gedanken auf den Verlust seines Geschwistertieres gerichtet waren.
    Die kalte Trauer seines Verlusts beherrschte seine Worte, und das weckte meinen eigenen Schmerz wieder, den ich wegen Nachtauges Tod empfand. Ich hatte das Gefühl, in einer offenen Wunde herumzustochern, als ich fragte: »Warum haben sie es dann getan? Die Bitte muss ihnen doch seltsam erschienen sein. Irgendjemand kommt zu ihnen, gibt ihnen eine Jagdkatze und sagte: ›Hier, gebt die dem Prinzen.‹ Und sie haben nie gesagt, von wem sie sie bekommen haben.«
    Pflichtgetreu atmete tief ein, hielt inne und dann: »Gentil hat im Vertrauen mit mir gesprochen. Ich weiß nicht, ob ich dieses Vertrauen brechen soll.«
    »Hast du ihm versprochen, es niemandem zu sagen?«, verlangte ich zu wissen und fürchtete mich vor der Antwort. Ich musste wissen, was Gentil ihm gesagt hatte, aber ich würde nicht von ihm verlangen, ein Versprechen zu brechen.
    Ein ungläubiger Ausdruck huschte über Pflichtgetreus Gesicht. »Tom Dachsenbless. Ein Edelmann bittet seinen Prinzen nicht, ihm zu ›versprechen‹, nichts zu sagen. Das wäre unserer jeweiligen Stellung nicht angemessen.«
    »Und diese Konversation ist wohl auch ›angemessen‹.« Der trockene Kommentar des Narren ließ den Prinzen lachen und löste so mit Leichtigkeit die Spannung auf, die ich zwischen uns wachsen gefühlt hatte.
    »Ich verstehe, worauf du hinauswillst«, sagte der Prinz, und von da an nahmen wir alle drei an dem Gespräch teil und ritten nebeneinander her. Eine kurze Zeit lang waren der Wind und das Klappern der Hufe die einzigen Geräusche um uns herum. Dann holte Pflichtgetreu tief Luft. »Er hat mich nicht gebeten, ihm irgendwas zu versprechen. Aber … Gentil hat sich vor mir gedemütigt. Er hat sich vor mich gekniet und mir seine Entschuldigung angeboten. Und ich glaube, ein Mann, der so etwas tut, hat das Recht, vor Gerüchten geschützt zu werden.«
    »Durch mich würde kein Gerücht daraus werden, mein Prinz, und auch nicht durch den Narren. Das verspreche ich. Bitte sag mir, was zwischen euch gesagt worden ist.«
    »Der Narr?« Pflichtgetreu grinste Fürst Leuenfarb fröhlich an.
    Fürst Leuenfarb schnaufte verächtlich. »Ein alter Scherz zwischen alten Freunde. Ein Scherz, der viel zu alt ist, um noch wirklich witzig zu sein, Tom Dachsenbless«, fügte er warnend hinzu. Ich duckte mich wegen dieses Tadels, grinste aber

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