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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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sich klugerweise zurück und gestattete ihm die barbarische Geste, die er um der Ehre seines Hauses Willen durchführen musste. Arkon zeigte der Versammlung seinen Arm, und in ehrfürchtigem Staunen beobachteten alle, wie er sein Blut mit der Hand auffing. Plötzlich schwang er herum und deckte uns alle mit einem roten Segen ein.
    Viele schrieen entsetzt auf, als die tiefroten Tropfen auf die Gesichter und Kleider des versammelten Adels spritzten. Dann legte sich Schweigen über die Halle, während Arkon Blutklinge von der Empore hinunterstieg. Er ging zum größten Kamin der Halle. Dort ließ er erneut Blut in seine Hand fließen und warf es dann in die Flammen. Anschließend beugte er sich vor, wischte mit der Hand über den Kamin und stand dann einfach nur da, und sein Ärmel rutschte über die Wunde. Schließlich drehte er sich wieder um, breitete die Arme aus und wartete auf eine Reaktion der Versammelten. Am Tisch der Outislander wurde mit den Bechern gehämmert und bewundernd gejubelt. Einen Augenblick später ertönte Applaus vom Volk der Sechs Provinzen. Selbst Peottre Schwarzwasser grinste, und nachdem Arkon wieder auf die Hochempore gestiegen war, packten sie sich vor den Augen aller an den Unterarmen.
    Während ich sie dort oben beobachtete, kam ich zu dem Schluss, dass ihre Beziehung weit komplizierter war, als ich zunächst vermutet hatte. Arkon war Ellianias Vater, und doch bezweifelte ich, dass Peottre ihm in dieser Hinsicht irgendeine Form Respekt entgegen brachte. Ich fühlte eine kameradschaftliche Bindung zwischen ihnen, die Bindung zweier Krieger, die Seite an Seite gefochten hatten. Also war eine gewisse Wertschätzung vorhanden, auch wenn Peottre Arkons Recht nicht anerkannte, Elliania als Zeichen guten Willens für irgendeinen Bündnisvertrag anzubieten.
    Das führte mich in weitem Bogen wieder zu dem zentralen Mysterium zurück. Warum hatte Peottre es trotzdem zugelassen? Warum machte Elliania dabei mit? Wenn sie etwas von diesem Bündnis zu gewinnen hatten, warum stellte sich ihr Mütterhaus dann nicht stolz hinter sie und bot das Mädchen selbst an?
    Ich studierte das Mädchen, wie Chade es mich gelehrt hatte. Die Geste ihres Vaters hatte ihre Fantasie angeregt. Sie lächelte ihn an, war stolz auf seine Tapferkeit und die Schau, die er den Edelleuten der Sechs Provinzen geboten hatte. Ein Teil von ihr genoss das alles hier, den Prunk und die Zeremonie, die Kleidung und die Musik und all das versammelte Volk, das zu ihr hinaufschaute. Sie wollte all die Aufregung und den Ruhm, aber gleichzeitig wollte sie auch wieder in ihre sichere, vertraute Umgebung zurückkehren, wieder das Leben leben, das sie zu leben erwartet hatte, im Mütterhaus in ihrer Mütter Land. Ich fragte mich, wie Pflichtgetreu das ausnutzen könnte, um ihre Gunst zu gewinnen. Gab es irgendwelche Pläne für ihn, dass er sich vielleicht mit Ehrengeschenken in ihrem Mütterhaus vorstellen sollte? Vielleicht würde sie besser von ihm denken, wenn er ihren Verwandten mütterlicherseits daheim zeigte, wie sehr er sie schätzte. Mädchen mochten es für gewöhnlich, so in den Vordergrund gestellt zu werden, oder? Ich beschloss, Pflichtgetreu morgen von meinen Erkenntnissen zu berichten. Ich fragte mich nur, ob diese Erkenntnisse richtig waren und ob sie ihm etwas nützen würden.
    Während ich darüber nachdachte, nickte Königin Kettricken dem Barden zu. Dieser wiederum winkte den Musikern, sich bereit zu machen. Dann lächelte Königin Kettricken und sagte irgendetwas zu den anderen auf der Hochempore. Man setzte sich wieder, und als die Musik einsetzte, bot Pflichtgetreu Elliania seine Hand an.
    Ich empfand Mitleid mit beiden, sie waren noch so jung und wurden der Öffentlichkeit zur Schau gestellt – der Reichtum beider Völker, ausgetauscht als bewegliche Habe um einer Allianz Willen. Die Hand der Narcheska schwebte über Pflichtgetreus Handgelenk, als er sie die Stufen der Empore hinunter und zu dem gemusterten Sand hin eskortierte, der als Tanzfläche diente. Er hielt ihr den Arm hin, und sie trat gerade nahe genug heran, dass seine Fingerspitzen ihr Handgelenk berührten. Sie legte jedoch nicht die Hände auf seine Schultern, wie es üblich gewesen wäre, sondern hob stattdessen den Rock ein wenig, als wolle sie so ihre lebhaften Füße präsentieren. Dann erklang die Musik um sie herum, und beide tanzten so perfekt wie Marionetten, die von einem Puppenspieler geführt wurden. Ihre Schritte und Drehungen boten ein Bild

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