Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr
Königin. Dieses Wissen ist eine Gefahr und eine Last. Warum sie ihm auferlegen?«
»Warum dieses Wissen dem Erben der Weitseher verweigern?«
Wir schwiegen für einen langen Augenblick. Dann sagte ich: »Vielleicht, wenn die Zeit dafür reif ist.«
Dann ergriff sie meine Hand über den Tisch hinweg, drehte sie mit der Handfläche nach oben und legte etwas hinein. »Vor langer Zeit hast du eine kleine Silbernadel mit einem Rubin getragen, die König Listenreich dir gegeben hat. Eine Nadel, die dich als den seinen kennzeichnete, und er hat dir gesagt, seine Tür stünde dir stets offen. Nun will ich, dass du dies hier im selben Geist bei dir trägst.«
Es war ein winziges Ding. Ein kleiner Silberfuchs mit einem zwinkernden grünen Auge. Er saß wachsam da, den Schweif um die Füße gelegt. Das Bild war an einer langen Nadel befestigt. Ich musterte sie sorgfältig. Sie war perfekt.
»Das ist die Arbeit deiner eigenen Hände.«
»Ja. Es schmeichelt mir, dass du dich daran erinnerst, dass ich gerne mit Silber arbeite. Es ist meine Arbeit. Der Fuchs ist mein Symbol hier in der Bocksburg, dafür hast du gesorgt.«
Ich schnürte mein blaues Dienerhemd auf und öffnete es. Kettricken sah zu, wie ich die Nadel in den Aufschlag steckte. Von außen war nichts zu sehen, doch als ich das Hemd wieder zuzog, konnte ich den kleinen Fuchs auf meiner Brust spüren.
Ich räusperte mich. »Du hast mir eine große Ehre erwiesen. Wenn es so ist, dass du mich wirklich als Bruder betrachtest, möchte ich dir eine Frage stellen, von der ich weiß, dass auch Rurisk sie dir gestellt hätte. Ich will so kühn sein und fragen, warum du unter deinen Hofdamen jene behalten hast, die versucht hat, dich zu töten. Ja, dich und dein ungeborenes Kind.«
Sie blickte mich verwirrt an. Dann, als hätte sie jemand mit einer Nadel gestochen, zuckte sie zusammen und sagte: »Oh, du meinst Lady Rosmarin.«
»Genau die.«
»Das ist so lange her … All das ist schon so lange her, Fitz. Weißt du, wenn ich sie ansehe, denke ich noch nicht einmal daran. Als Edel und sein Haushalt am Ende des Kriegs der Roten Schiffe hierher zurückgekehrt sind, gehörte Rosmarin zu seinem Tross. Ihre Mutter war gestorben, und sie war … vernachlässigt worden. Zuerst konnte ich weder sie noch Edel in meiner Gegenwart ertragen, aber nach außen galt es den Schein zu wahren, und seine erbärmlichen Entschuldigungen und Treueschwüre mir und dem ungeborenen Thronerben gegenüber waren … nützlich. Das half mir, die Sechs Provinzen zu einen, denn er brachte den Adel von Tilth und Farrow mit. Und wir brauchten diese Unterstützung – dringend. Es wäre ein Leichtes gewesen, die Sechs Provinzen nach dem Krieg der Roten Schiffe in einen Bürgerkrieg zu stürzen. Aber Edels Einfluss reichte aus, um die Edelleute dazu zu bewegen, mir die Treue zu schwören. Dann starb Edel auf so seltsame und brutale Art. Gerüchte kamen auf, dass ich ihn aus Rache hatte umbringen lassen. Chade riet mir dringend, seinen Edelleuten gegenüber Gesten zu machen, die sie an mich binden würden. Das tat ich dann auch. Ich setzte Prinzessin Philia an seine Stelle in Fierant, denn dort, so glaubte ich, brauchte ich jemanden, der mich wirklich unterstützte. Seine anderen Liegenschaften teilte ich jedoch unter jenen seiner Gefolgsleute auf, die am meisten Überredung erforderten.«
»Wie reagierte Herzog Strahl darauf?«, fragte ich. Das war alles neu für mich. Strahl war Edels Erbe gewesen und nun der Herzog von Farrow. Viel von dem, was Kettricken ›verteilt‹ hatte, war ohne Zweifel in seinen persönlichen Besitz gewandert.
»Ich habe ihn auf andere Art entschädigt. Nach seiner katastrophalen Vorstellung bei der Verteidigung der Bocksburg, hatte er ohnehin nicht viele Freunde mehr. Er war nicht mehr in der Lage, gegen irgendetwas zu protestieren, denn er hatte nicht Edels Einfluss auf den Adel geerbt. Dennoch beschloss ich, ihn nicht nur zufrieden, sondern auch zu einem besseren Herrscher zu machen, als er sonst geworden wäre. Ich sorgte dafür, dass er in jeder Hinsicht eine ordentliche Ausbildung genoss. Die meisten Jahre als Herzog von Farrow hat er hier in der Bocksburg verbracht. Philia verwaltet seine Güter in Fierant für ihn, und das vermutlich besser, als er es könnte, denn sie ist klug genug, um Leute einzustellen, die wissen, was sie tun. Jeden Monat schickt sie ihm weit detailliertere Berichte, als ihm lieb ist, aber ich bestehe darauf, dass er sie mit einem meiner
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